«John Lennons Leben war schon früh sehr tragisch»

Paul McCartney entdeckte ­Fotos, die er vor 60 Jahren gemacht hat. Und hat diese nun in einem Bildband ver­öffentlicht.

Auf Ihren Bildern sieht John Lennon aus, als hätte er gar nicht bemerkt, dass er fotografiert wird. So kann man bei ihm eine gewisse Verletzlichkeit erahnen oder täuscht das?

Das war sicher so. Er hatte eine schwere Kindheit. Sein Vater Alf hat die Familie verlassen, als John drei Jahre alt war. Und dann wurde entschieden, dass seine Mutter Julia nicht fähig war, Kinder aufzuziehen. Er musste bei seiner Tante Mimi leben. Eines Nachts kam seine Mutter vorbei, um ihn zu sehen. Auf dem Nachhauseweg wurde sie dann von einem Auto überfahren und starb. Johns Leben war schon früh sehr tragisch.

Ihre Bilder stammen aus einer Zeit, als die Beatles noch nicht so bekannt waren. In einigen der Fotos sieht man, wie nervös Sie alle noch vor Auftritten waren.

Genau deswegen liebe ich diese Fotos. Sie zeigen unsere Unschuld. Wir hatten keine Ahnung, dass wir wirklich berühmt werden würden. Natürlich war das unser Ziel und wir haben hart daran gearbeitet. 

Fallen Ihnen zu den Bildern automatisch auch Anekdoten ein?

Klar! Sehen Sie das Foto vom grinsenden Ringo? Als ich es sah, erinnerte ich mich an einen seiner Tricks. Er war bei weitem der Coolste von uns, fuhr das beste Auto und hat Bourbon mit Sprite getrunken (lacht). Wenn er mit einem Girl auf ein Date gegangen ist, hat er sich immer zwei Zigaretten gleichzeitig im Mund angezündet – das war sein Ding. 

Ein Schnappschuss aus dem Fenster zeigt, wie abgeschieden und idyllisch Sie 1963 gelebt haben. Der weltberühmte Beatle Paul McCartney lebte auf einem Dachboden.  

(Lacht.) Ja. Ich bin damals mit einem Mädchen namens Jane Asher zusammen gewesen. Ihre Mutter war sehr lieb und hat mir angeboten, in ihrem Haus unters Dach zu ziehen. Sie wusste, dass ich mein
Elternhaus vermisse und war eine phantastische Köchin. Alles war super, bis die Fans herausgefunden haben, wo ich wohne. 

Was ist dann passiert?

Ich musste durch das Fenster ins Nachbarhaus springen und flüchtete dann durch den dortigen Keller nach draussen. Ich konnte unbemerkt entkommen, musste dann aber leider wegziehen.

Einige der Fotos sind von Ihrer ersten Tour nach Amerika. Wissen Sie noch, was Sie an den USA am meisten erstaunt hat?

Es gibt ein Foto aus Miami, wo ich einen Cop auf dem Motorrad fotografiert habe. Er gehörte zu unserer Polizeieskorte vom Flughafen, unsere erste überhaupt. Ich weiss noch, wie erstaunt ich war, dass
er eine Pistole und Munition am Gürtel hängen hatte. In England trägt die Polizei keine Waffen – zum Glück! Dieser Revolver hat mich fasziniert und mich daran erinnert, wie anders Amerika ist.