Jodlerin mit Lust auf mehr

Sie führt das Erbe ihrer verstorbenen Mutter fort und unterrichtet Kinder und ­Erwachsene im Jodelgesang. Die Seeländerin bewundert aber auch Schlagerstar Helene Fischer und will nach ihrem Studium ebenfalls richtig durchstarten. 

Von Andrea Butorin

Der Saal im Kongresshaus Innsbruck war zum Bersten voll. Doch alle ­waren mucksmäuschenstill, als die Jodlerin Daria Occhini (24) in ihrer Berner Sonntagstracht auf die Bühne trat und ­ihren Wettbewerbsbeitrag anstimmte, ­neben sich ihre langjährige Begleit-Akkordeonistin Susanne Farner. «De ­mues-mer hübscheli mache» hiess das Jodellied, ­welches die beiden vergangenen Herbst am Alpenländischen Volksmusikwett­bewerb darboten. Kaum war der ­letzte Ton verklungen, ertönte frenetischer ­Applaus. Am Ende wurde die Musikerin aus Ins BE mit dem renommierten Herma-­Haselsteiner-Preis ausgezeichnet und ­damit quasi zur Solo-Festsiegerin gekürt. In der TV-Sendung «Potzmusig» sagte sie im Anschluss sichtlich bewegt: «Ich bin sehr überrascht über den Sieg. Ich ­hatte keinerlei Erwartungen und wollte ­einfach abliefern, was ich kann.»

Nadja Räss als Vorbild

Anders als die meisten Gleichgesinnten jodelt ­Daria ­Occhini nicht bloss «zur Freude». Mit ihrem Musik­pä­da­gogik-­Studium mit Hauptfach Jodelgesang an der Hochschule ­Luzern ist sie auf dem Weg zum Profi. Davon gibt es in der Schweiz nur sehr wenige. Eine davon ist ihre Dozentin Nadja Räss (45). Diese gilt in der Jodelszene als Pionierin. «Nadja Räss ist eines meiner Vorbilder», sagt Occhini. «Sie ist bodenständig, wagt aber immer wieder etwas Neues. Weiter bewundere ich Helene Fischer für ihre Bühnen­präsenz und Melanie Oesch für ihren ­unglaublich schnellen Zungenschlag.»

Aktuell pendelt Daria Occhini zwischen Luzern, dem Inser Elternhaus und Bern, wo ihr Freund zu Hause ist. «Wir planen unsere Zukunft zusammen, aber ­konkret ist noch nichts. Die Ausbildung abzuschliessen, hat für mich im Moment Priorität.» 

Bereits jetzt gibt Daria Occhini an der Musikschule Seeland selbst Jodelunterricht. Neben Auftritten als Solojod­lerin und in diversen Formationen ist sie immer noch in ihrem Stammverein, dem Jodlerklub Ins, aktiv. Zusammen mit ihrem ­ Vater Pascal Occhini. Auch ihre verstor­bene Mutter Brigitte war eine aktive Solo­jodlerin und Sängerin. Sie hatte das ­Seeländer Chinderchörli gegründet, in dem Daria Occhini und ihre drei Schwestern erste Bühnenluft schnupperten. «Das war prägend für mich», sagt sie. So ­prägend, dass sie auch anderen Kindern diese ­Erfahrung ermöglichen will und das ­Chörli heute leitet.

Gast bei Andy Borg

«Viele meiner Kindheitsträume sind schon in ­Erfüllung gegangen», sagt Daria Occhini. Unter anderem das Projekt «Jodel meets Classic», bei dem sie mit anderen Jodlerinnen und Jodlern mit einem kleinen Orchester ­unter anderem im Luzerner KKL aufge­treten ist. «Solche Erlebnisse sind unvergesslich und machen Lust auf mehr», sagt sie.

Ihre Agenda ist gut gefüllt: Vom 25. bis 29. Juni tritt sie täglich am Volkskulturfest Obwald auf, und im August steht ein TV-­Auftritt in der SWR-Sendung «Schlager-Spass mit Andy Borg» an. Im November wirkt sie zudem im schweizerdeutschen Requiem «Totämäss» mit.

Nächstes Jahr schliesst sie ihr Masterstudium ab. «Ich freue mich darauf, Berufs­erfahrung als Pädagogin zu sammeln und als Mu­sikerin durchstarten zu können», sagt sie.