«Jeder kann sein Glück beeinflussen»

Er ist das Urgestein der deutschen Unterhaltung. Der seit Jahrzehnten im Tessin wohnhafte Sänger und Schauspieler feiert am 18. März seinen 85. Geburtstag – und spricht im grossen Interview mit der GlücksPost auch über sein langes Liebesglück.

Von Dominik Hug

Das Alter scheint ihm kaum etwas anzuhaben: Peter Kraus strotzt auch mit Mitte 80 noch vor Enthusiasmus. Nun geht der legendäre «Sugar Baby»-Sänger noch einmal auf Tournee. Kraus erzählt, was ihn jung hält und wo er Kraft tankt.

GlücksPost: Sie werden Mitte März 85 Jahre alt. Wie geht es Ihnen?

Peter Kraus: Eigentlich ganz gut. Die ­Leute sagen, dass man im Alter ruhiger wird. Das ist bei mir nicht so. Ich bin noch immer ziemlich aktiv. Ich sehe mein Alter als eine Errungenschaft. Es ist eine tolle Sache, 85 zu werden und einiger­massen gesund zu sein und das Leben noch immer geniessen zu können. Trotz der Veränderungen, die das Alter mit
sich bringt.

Was ändert sich mit dem Alter?

Bäume reisse ich natürlich nicht mehr aus. Einiges wird erschöpfender. Aber das Alter hat auch gute Seiten. Man wird fokus­sierter. Man wird sich noch mehr bewusst, was man zum Glücklichsein braucht. Und vor allem: Was man nicht mehr braucht. Meine Frau und ich sagen uns oft: «Das haben wir gesehen» oder «Das haben wir ausgekostet». Und dann sagen wir uns: «Aber das brauchen wir jetzt nicht mehr». Man hakt im Alter also Dinge schneller ab und konzentriert sich mehr auf Dinge, die einem wirklich Freude bereiten. Wir gehen beispielsweise sehr ­gerne gut essen. 

Sie standen schon mit 16 auf der Bühne und tun das auch noch heute. Eine solch lange Karriere ist eigentlich unvorstellbar.

Das hängt damit zusammen, dass ich aus einer anderen Epoche stamme. Ich kam in den 50er-Jahren mit einem neuen Musikstil, für den es sehr schnell eine grosse Begeisterung gab. Heute kann es eine solche musikalische Revolution gar nicht mehr geben. Und heute zieht es auch so viele andere auf die Bühne, da ist die Konkurrenz grösser.

Wären Sie gerne nochmals jung?

Nein. Zumindest in der heutigen Zeit nicht. Mir ist alles zu hektisch geworden. Die Jugend steht vor schwierigen Aufgaben und wird von allen Seiten bedrängt. Überall ist etwas los, dauernd wird man abgelenkt.

Worauf sind Sie am meisten stolz?

Darauf, dass ich mich nie verbogen habe in all den Jahrzehnten. Ich habe immer das gemacht, was mir Spass bereitete, ohne mich irgendwelchen Trends anzubiedern. Das gilt für die Musik wie auch für die Schauspielerei. Ich habe mir nie gesagt: «Oh, ich muss mich jetzt auch schnell tätowieren lassen, weil das alle machen.» Ich war mir immer selber treu. Deshalb bin ich für viele auch glaubwürdig geblieben. 

Würden Sie im Rückblick gewisse Dinge anders machen?

Darüber denke ich nicht nach. Das ist nichts als vergeudete Zeit und bringt niemanden weiter. Ich versuche immer, das Gute vor Augen zu haben. Zufriedenheit ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die ich auch aktiv pflege. Ich bin zufrieden, wie ich mein Leben gelebt habe.