Jedem Fan in die Augen schauen

Vom Quoten-Hit «Der Bergdoktor» können die Fans nicht genug bekommen: Deshalb pilgern sie zum Drehort am Wilden Kaiser – und nutzen die Chance, den TV-Liebling persönlich zu treffen. Und er schätzt die mitunter berührenden Begegnungen.

Mal ganz ehrlich: So richtig gerne geht keiner zum Arzt. Beim «Bergdoktor» hingegen ist das etwas anderes! Gleich 1200 Fans hatten sich zu seiner «Sprechstunde» auf der Wochenbrunner Alm hoch über Ellmau eingefunden. Viele Damen, aber auch einige Herren waren dabei: Um ihren Lieblings-TV-Arzt einmal live zu erleben, haben sie weite Wege auf sich genommen. Fans aus Deutschland, Österreich, der Schweiz bis nach Holland und Luxemburg waren nach Tirol gepilgert. Wie eine Gruppe blonder Damen, deren Ziel es ist, ein Selfie mit ihrem TV-Schwarm zu bekommen. «Egal, wie lange wir anstehen müssen», erklären sie. Was gefällt ihnen denn an Dr. Martin Gruber alias Hans Sigl besonders? «Er ist so sympathisch und ehrlich, kümmert sich toll um seine Patienten. Und seine Frauengeschichten machen die Serie so richtig spannend.»

Der Moment ist gekommen: Hans Sigl betritt die extra aufgebaute Bühne und eröffnet den Fantag – mit bewegenden Worten, da er die Anwesenheit seines langjährigen Kollegen Siegfried Rauch vermisst. Dieser verstarb im März 85-jährig an Herzversagen. Um ihm zu gedenken, hielten alle inne. Sein Bild erscheint auf einer Leinwand, seine Stimme erklingt – mit dem Lied «When you’re smiling» (Wenn du lächelst). «Das haben wir oft zusammen gesungen, wenn wir bei Dreharbeiten auf der Bank vor der Praxis sassen», erzählt er gerührt. Noch ist unklar, wer Siegfried Rauch in der neuen Staffel ersetzen wird.

Danach dürfen die Fans ihre Fragen stellen – nicht nur zur Rolle, sondern auch zu ihm. Doch allzu private Fragen umschifft Sigl charmant und mit viel Humor. Und beweist, dass er nicht nur ein guter Schauspieler, sondern auch ein toller Entertainer ist. Lässig-charmant moderiert er, erzählt mit seiner Filmfamilie – den Kollegen Ronja Forcher, Heiko Ruprecht, Monika Baumgartner und Natalie O’Hara – lustige Anekdoten. Monika Baumgartner hatte sich mit drei Schnäpsen in Stimmung geredet und ermahnte ihre «Söhne», jetzt bald mal die passenden Frauen zu finden. Schliesslich wünsche sie sich endlich weitere Enkelkinder!

Seit 2007 wird in der wunderschönen Region am Wilden Kaiser gedreht. Viele Anhänger kommen bereits seit Jahren regelmässig zum Fan-Tag. «Angefangen haben wir mit 70 Leuten, haben gemütlich zusammen Kaffee getrunken. Dann kamen 150 bis 200 Fans, schliesslich wurden es immer mehr, und man ist mitgewachsen», erinnert sich Hans Sigl. Das limitierte Kartenkontingent war auch dieses Jahr schnell weg. «Ich möchte jedem gerecht werden, jedem wenigstens kurz mal in die Augen schauen, Hallo sagen und fragen, woher er kommt. So viel Zeit muss sein. Ich bin gespannt, wer die weiteste Anreise hatte.»

Die hatte eine Frau aus Holland – allerdings mit einer traurigen Geschichte: Sie geht an Krücken, leidet an der unheilbaren Krankheit ALS. Es sei ihr grösster Wunsch gewesen, Hans Sigl zu treffen. «Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, es ist meine letzte Gelegenheit, ihn zu sehen.» Schon oft hatte sie versucht, ein begehrtes Ticket zu bekommen. Dieses Mal hat es endlich geklappt. «Das macht mich total glücklich», meint sie und strahlt. Solche Begegnungen sind für Hans Sigl speziell berührend.

Da passt dazu, das ihm für seine Rolle als Dr. Martin Gruber eines ganz besonders am Herzen liegt: Er wollte seine Figur mit Empathie ausstatten – gerade weil Mitgefühl in unserer Gesellschaft leider immer weniger vorkommt. «Zeit, den Menschen zuzuhören, das war mir wichtig», sagt er. Und das scheint das Erfolgsgeheimnis des «Bergdoktors» zu sein: Die Sehnsucht nach Heimat, Natur und Ursprünglichkeit, der Wunsch, eine Familie zu haben, die immer füreinander da ist – und ein Arzt, der zuhört und seine Patienten nicht im Minutentakt abfertigt. Beim «Bergdoktor» darf man das alles erleben.