«Ja, ich habe ans Aufhören gedacht»

Hier wird Toni Vescoli seinen 80. Geburtstag mit seinen Fans feiern: Die Villa Flora in seinem Wohnort Wald ZH will sich als neuer Kulturtreffpunkt des Ortes etablieren. Tonis Konzert am 15. Juli, drei Tage vor seinem Runden (Tickets/Infos: www.vescoli.net), findet im Garten statt. Im Innern wird noch umgebaut und neu eingerichtet. Etwa das Toni-Vescoli-Zimmer, das man für grössere Tafelrunden mieten kann. In vier Themen-Ecken wird auf das Leben und die Karriere des berühmten Einwohners von Wald zurückgeblickt. Die Betreiber hätten extra für sein Konzert vorwärtsgemacht, einen Toilettenwagen sowie ein Zelt für allfälliges schlechtes Wetter besorgt, sagt der Sänger und Musiker.

Er zeigt der GlücksPost persönlich «seinen» Raum. Die Gitarre, die er auf dem Pappaufsteller hält, hat er sogar mitgebracht: eine limitierte Auflage der zwölfsaitigen Rickenbacker, dasselbe Modell, das die Firma 1964 Beatle George Harrison (†) geschenkt hatte. Vieles in der Ausstellung hat Vescoli selbst beigesteuert. Sogar ein Paar Cowboystiefel, die «hoffentlich nicht gestohlen werden». Er zeigt auf Plakate, Fotos und Plattencover und erzählt Anekdoten aus seinen vielen Jahren auf der Bühne – ob solo oder mit den Les Sauterelles. Die «Swiss Beatles» hätten heuer ihr 60-jähriges Jubiläum feiern können – wie die Rolling Stones. Wenn vor sieben Monaten nicht Bassist Freddy Mangili gestorben wäre. «Wir haben immer gesagt: ‹Wenn einer von uns weg ist, ist es fertig mit der Band›», erklärt Toni.

Er freut sich, dass er wieder auftreten kann. Selbstverständlich ist das nicht. Als er wie alle anderen pandemiebedingt zwei Jahre aussetzen musste, «habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre, aufzuhören». Denn so wie er musiziert, sind längere Pausen nicht möglich: «Ich muss stets aktiv sein. Nur schon wegen der Hornhaut an den Fingern. Ohne die kann ich nicht Gitarre spielen. Ich musste mich motivieren, immer mal wieder einen Gig ganz für mich im Übungsraum durchzuspielen.» Toni Vescoli hat seine Auftritte auf seine Person ausgefeilt, sodass er Konzerte ganz allein geben kann. Neben der Gitarre spielt er mit dem Fuss Pauke mit Tambourine. Durch Aufstampfen löst der im Stiefel eingebaute Trigger das entsprechende Signal aus. Dann kommen noch Singen und Mundharmonika dazu. «Mein Arzt sagte, das sei das Beste, was ich machen könne, um körperlich und psychisch fit zu bleiben.»

Jetzt gilt es, von den Veranstaltern weiterhin die Möglichkeit für Konzerte zu bekommen. Auch dies ist nicht selbstverständlich – nach den zwei Jahren Zwangspause wollen alle auf die Bühnen des Landes. «Ich bin halt kein Ellbögler», meint Toni. «Ich nahm und nehme dankbar an, was kommt. Das sind jetzt wohl die letzten Jahre, in denen ich noch auftrete.» Die will er geniessen, für ihn bedeutet die Musik Lebensqualität.

Nie hätte Toni gedacht, dass er einmal so alt werde. Seine Frau Ruth ist acht Jahre älter. Sie will nicht mehr ständig vor die Kamera. «Aber sie weiss auch ohne das, wie viel sie zu meiner Karriere beigetragen hat. Sie war mein Rückhalt. Du bist als Musiker oft weg und weisst nicht, was zu Hause läuft. Da brauchst du jemanden, auf den du dich verlassen kannst.» Dass die beiden schon seit 56 Jahren zusammen sind, sei ihr zu verdanken.

Seit 14 Jahren wohnen Vescolis in Wald in einer Attikawohnung. Im Haus dahinter lebt Tochter Natalie (54). Enkelsohn Vincent (26) sei ebenfalls oft da. Stünden nicht das runde Wiegenfest und die Anlässe darum herum an, würden Ruth und Toni es sich auch jetzt ein paar Wochen an ihrem Zweitwohnsitz auf Teneriffa gutgehen lassen. Eine grosse Privatparty plant der Jubilar nicht: «Meine Tochter hat fünf Tage vor mir Geburtstag. Wir werden irgendwann später im Juli mit der ganzen Familie essen und feiern.»

Glücklich und zufrieden sei er, dass alles so gut funktioniere. Einen Geburtstagswunsch hat Vescoli allerdings: Er möchte ein Tripple-Vinyl-Album auf den Markt bringen. «Ein Best-of mit Liedern, die für mich, aber auch fürs Publikum wichtig sind.»