Sie wagt den Schritt ins Ungewisse

Nach 23 Jahren in Deutschland zurück in die Schweiz: Im Leben der Schauspielerin hat sich vieles verändert, manches ist schwierig. Warum sie trotzdem nicht verzagt.

Bei Isabella Schmid (46) scheint stets die Sonne. Und wenn es nur auf ihrem strahlenden Gesicht ist. Gut gelaunt empfängt sie die GlücksPost in ihrem momentanen Heim: der Darstellerwohnung im Casinotheater Winterthur. Hier spielt sie ab 31.8. im Stück «Das Abschiedsdinner» die weibliche Hauptrolle.

Die Theaterwohnung ist symptomatisch für Schmids aktuelles Leben. Abgesehen von ihrem Beruf ist nichts mehr wie zuvor: Nach der Trennung von ihrer grossen Liebe ist sie aus der gemeinsamen Wohnung in Köln ausgezogen. Das Ende der Beziehung ist aber nicht der Grund, warum sie in die Schweiz zurück möchte. «Ich glaube, je älter man wird, desto mehr Sehnsucht hat man nach zu Hause.» Wenn Isabella in den letzten 23 Jahren für Projekte zwischen Deutschland und der Schweiz pendelte, lebte sie jeweils in Herrliberg bei ihren Eltern. Doch für länger geht das nicht. «Ich brauche mein eigenes Reich. Ausserdem bin ich ein Stadtmensch. Nun suche ich eine Wohnung in Zürich. Ein schönes Zuhause ist mir sehr wichtig. Das ist leider nicht einfach, ich werde aber nicht aufgeben!»

Alle Brücken bricht Schmid in Deutschland nicht ab. Da ist ihre Schauspielschule für Kinder und Jugendliche «BellAcademia» in Köln. «Ich versuche meinen Schülern zu zeigen, wie viel Handwerk und Disziplin dieser Beruf braucht. Sie erlernen die Schauspielerei und sind nicht hier, um Stars zu werden. Am Ende des Semesters geht es dann ab auf die Bühne. Wenn sie nach dem Unterricht mit mir immer noch Schauspieler werden möchten, sind sie gut gerüstet. Neben dem Unterricht helfe ich ihnen bei der Vorbereitung zu Castings oder bei den Vorstellungsdossiers.» Der Erfolg gibt ihr recht. Ihre Schüler drehen Kino- und TV-Filme, werden für Theaterstücke gebucht.

Eine «BellAcademia» wird es ab 1.9. auch in Zürich geben. «Erst mal miete ich nur Räumlichkeiten an. Ich muss natürlich schauen, ob überhaupt die Nachfrage da ist. Eine meiner Stärken ist, dass ich Projekte ohne Muss und Limit angehe, geduldig und entspannt. So entstand die ‹BellAcademia› Köln: Eine Idee, die ich einfach probierte.» Ähnlich ging es mit «Cinema for Life». Isabella Schmid erkrankte Mitte der 90er-Jahre an Krebs. Aus Dankbarkeit für ihre Genesung gründete sie 2005 ein Projekt, das sich für psychologische Betreuung während der Krebstherapie einsetzt. Rund 1200 Krebskranke und Angehörige besuchen die jährliche Weihnachtsvorstellung, in der über 30 namhafte Künstler aus der Schweiz und Deutschland eine Weihnachtsgeschichte lesen, singen und die Patienten unterhalten. Ein Riesenerfolg. Weil die Halle plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand, musste Schmid dieses und letztes Jahr auf «Cinema for Life» verzichten. «2018 geht es weiter», sagt sie.

Viele Fragezeichen stehen noch vor Isabella Schmids neuem Leben. Kollegen warnten, die Schauspielszene in der Schweiz sei sehr klein. Sie sieht jedoch kein Problem, sie hat stets in beiden Ländern gearbeitet, und so wird es auch bleiben. Eher sind da Zweifel, ob sie noch mit der Schweizer Mentalität zurechtkommt. «Es ist schon ein Abenteuer, auch ein  Risiko – wie damals, als ich 24-jährig nach Deutschland ging. Ich versuche es einfach.» Wie so oft – entspannt und geduldig.