In der Natur können sie den Alltag vergessen

In seiner Freundin Eveline hat der Entlebucher Volksrocker die grosse Liebe gefunden. Auch in schwierigen Zeiten halten sie zusammen.

Nur wenige Minuten von ihrer kleinen Wohnung entfernt liegt der Erlebnisbauernhof Schoren in Ruswil LU. Dort treffen wir Willy Vogel (53) alias Willy Tell und seine Freundin Eveline Hari (43). Das Paar weiss es in diesen schwierigen Zeiten noch mehr zu schätzen, dass es auf dem Land wohnt und die Möglichkeit hat, jederzeit in der Natur Kraft zu tanken.

Vor dem Spaziergang ins nahe gelegene Naturschutzgebiet holen sich die beiden im Hofladen noch einen Kaffee und setzen sich gemütlich an den grossen Holztisch. Gerade rechtzeitig, denn von dort aus beobachtet der Musiker, wie ein vorwitziges Geisslein aus dem Gehege ausbüxt und davonspringt. Flugs fängt er das süsse Jungtier wieder ein – für den Bauernsohn natürlich kein Problem. Hand in Hand schlendert Willy Tell danach mit seinem Schatz zum idyllischen Soppensee. Es sei einer ihrer Lieblingsplätze, eine stille Oase. Hier könne er wie auch Eveline den Alltag vergessen und durchatmen. «Schon nach kurzer Zeit merken wir, wie gut uns diese Ruhe tut. Man hört oft nichts ausser Vogelgezwitscher», stellt er fest. Der bodenständige Entlebucher liebt es auch, barfuss durch den Wald zu streifen, begleitet vom Gefühl, mit der Natur eins zu sein. «Bäume sind für mich eine Art Lebenselixier.»

Alle diese positiven Einflüsse und Gedanken haben Willy Tell auch musikalisch inspiriert. Das Lied «Verbundeheit» sei eine Botschaft, dass die Natur die Antwort auf so vieles habe. «Wir sind mit allem und jedem verbunden», erklärt der tiefgründige Luzerner. Der Song in Zusammenarbeit mit dem Männerchor Gunzwil ist schon letzten Sommer entstanden. Er sei aber erst jetzt veröffentlicht worden – und aktueller denn je, ergänzt er. «Verbundeheit» heisst auch das neue Album mit 19 weiteren Songs, das vor wenigen Tagen erschienen und unter www.willytell.ch erhältlich ist.

Er wünsche sich, den Leuten mit seinen Liedern etwas Halt und Zuversicht zu geben, sagt Willy Tell. «Eveline und ich versuchen entspannt und angstfrei mit der momentanen Situation umzugehen.» Er wolle nichts beschönigen. Auch er habe natürlich keine Auftritte und könne somit kein Geld verdienen, aber mit Angst schwäche man nur seinen Körper und werde dadurch anfälliger für Krankheiten. Eveline Hari nickt zustimmend.

Die fröhliche, selbstbewusste Bernerin ist seit zehn Jahren die Frau an der Seite des Volksrockers mit dem markanten Schwyzerörgeli. «Wir sind in unserer Beziehung miteinander gewachsen», sagt sie. Ihr Fundament seien die Kommunikation und Ehrlichkeit. Sie seien am Anfang zwar an unterschiedlichen Punkten im Leben gestanden, hätten aber beide sehr viel voneinander gelernt. Und Willy Tell bestätigt. «Ja, wir haben uns miteinander weiterentwickelt. Wir können über alles reden, weil wir so vieles gemeinsam erleben», erzählt er weiter.

Seit sechs Jahren steht Eveline auch mit ihrem Lebenspartner zusammen als Sängerin und Jodlerin auf der Bühne. Es sei für ihn ein Glücksfall, dass Eveline und er nicht nur privat, sondern auch musikalisch harmonieren, freut er sich. «Wir denken und empfinden in vielem gleich, sind auf einer geistigen Ebene», sinniert Willy Tell. «Es gibt eine Verbindung, die kann man mit Worten nicht erklären.»