«Im Innern bin ich Kind geblieben»

Zurück auf der Bühne: Der legendäre Clown und erfolgreiche Kunstmaler macht im Pensionsalter noch einmal grosses Theater – und schlüpft für den Schwank «Charleys Tante» wieder in Frauenkleider. Im Interview spricht er über sein reiches Leben.

Von Dominik Hug

Er trägt ein blaues Polohemd, dazu farblich passende Hosen. Rolf Knie (74) steht in seinem Atelier in Rapperswil-Jona SG. «Sitzt meine Frisur?», fragt er den Fotografen und fährt sich mit den Fingern über den kahlen Schädel. Knie ist noch immer ein Witzbold. 35 Jahre, nachdem er zum letzten Mal mit dem Theater «Charleys Tante» die Schweiz begeisterte, bringt er das Stück nun erneut auf die Bühne.

GlücksPost: Weshalb zieht es Sie zurück ins Rampenlicht?
Rolf Knie: Das hat mit Rampenlicht nicht viel zu tun. Ich bin jetzt 74 und hatte nach dem damaligen Riesenerfolg immer im Hinterkopf, noch einmal «Charleys Tante» zu spielen. Ich erlebte eine unvergessliche Zeit mit dieser Produktion. Also ist es ziemlich normal, dass man sich sagt: Komm, ich will das noch einmal machen.

Kann etwas, das einem einst so viel Freude bereitete, überhaupt übertroffen werden?
Das hoffe ich. Ich fühle mich einfach zu jung, um nur noch daheim rumzusitzen. Ich habe Freude am Spielen, Freude am Kontakt mit Menschen. Bevor sich der Vorhang meines Lebens schliesst, will ich noch einmal den Kopf herausstrecken.

Wie gehen Sie mit dem Alter um?
Relativ gelassen. Ich bin zwar längst im Pensionsalter, aber ich habe noch keine Lust, auf dem Friedhof Probe zu liegen. Das wäre einfach nicht ich. Ich sehe es bei anderen Menschen, die gerne etwas unter­nehmen würden, aber körperlich nicht mehr fähig dazu sind. Sie trauern jener Zeit hinterher, als sie gut beieinander waren, weil sie diese Zeit nicht voll ausgekostet haben. Das soll mir nicht passieren. Solan­ge sich mein Körper noch nicht kompos­tiert, gebe ich Gas.

Sie waren Ihr Leben lang immer ein Rastloser.
Stimmt. Ich habe mich einige Male neu erfunden. Ich verändere mich gerne, war schon immer sehr umtriebig. Ich liebe die Herausforderung. Sei es als Clown, Schau­spieler oder Maler. Natürlich muss ich eine grosse Liebe verspüren für das Fach, sonst ginge es nicht. Als Computerspezialist würde ich nichts taugen, ich bin noch nicht mal mit meinem Handy per Du.

Was treibt Sie an?
Mein Leben verlangt immer wieder nach einem Neubeginn. Gehe ich etwas an, bin ich voller Leidenschaft. Das ist ein bisschen wie verliebt sein, was ja das schönste Ge­fühl überhaupt ist. Es wäre am besten, wenn man sich nicht nur in seine Arbeit, sondern auch in die Partnerin alle drei Monate neu verliebt. Und das gelingt mir.