Im Himmel vereint mit ihrem geliebten Philip

Als vor 17 Monaten ihr Ehemann starb, begannen die Kräfte der ­Monarchin zusehends zu schwinden. Für sie war schwer zu verkraften, nach über 70 gemeinsamen Jahren ohne ihren Prinz­gemahl zu sein. Auf ihrem geliebten Schloss Balmoral, wo sie mit ihm ihre schönsten Zeiten verbracht hatte, entschlief sie mit 96 Jahren.

Hier fühlte sie sich frei: Zwölf Wochen verbrachte Königin Elizabeth II. (†) jeweils im Sommer auf ihrem geliebten, abgeschiedenen Schloss Balmoral in Schottland. Ein Anwesen, das in ihrem privaten Besitz war – und das sie 1936 erstmals be­suchte, da es schon ihren Vater, König George VI. († 1952) dorthin zog, um die Natur und die Ruhe zu geniessen. Was auch Elizabeth gefiel – und so wurde Balmoral
während ihrer 70-jährigen Regentschaft zum Rückzugsort des Herzens. Dort verbrachte sie mit Prinz Philip, der vor 17 Monaten starb, und ihrer Familie die glücklichste und unbeschwerteste Zeit. Auf Balmoral nahm nun ihr Leben ein Ende – doch im Himmel ist das Paar wieder vereint.

Die letzten Wochen: Anfang August traf sie in Schottland ein – Elizabeth II. erhielt wie gewohnt Besuch von der Familie, etwa von Sohn Edward. Sie zeigte sich jedoch nicht in der Öffentlichkeit, auch zu den Highland Games erschien sie nicht wie in anderen Jahren. Erst am 6. September kam es zu einem Wiedersehen, als die Queen die neue Premierministerin Liz Truss empfing. Vom Anlass gab es nur Fotos, gefilmt werden durfte nicht. Das fragile Aussehen der Monarchin liess nichts Gutes erahnen.

Die plötzliche Sorge: Das Statement der Leibärzte bestätigte – die gesundheitlichen Probleme waren auf einmal akut geworden. Sie bleibe unter medizinischer Beobachtung, hiess es am 8. September. Ihre Familie machte sich umgehend auf den Weg zu ihr.

Die Todesstunde: Doch es ging schnell – die Queen lag zu diesem Zeitpunkt bereits im Sterben. Nur Sohn Charles und Tochter Anne waren rechtzeitig bei ihr. Um 18.30 Uhr Ortszeit (bei uns eine Stunde später) gab der Palast bekannt: Königin Elizabeth II. ist im Alter von 96 Jahren am Nachmittag friedlich eingeschlafen.

Die Königin ist tot, es lebe der -König: Thronfolger Charles ist nun König Charles III. In der Geschichte des britischen Königreichs war niemand so alt wie der 73-Jährige, als er auf den Thron kam. Seine Frau Camilla wird zur «Queen Consort». So werden in Grossbritannien Königinnen genannt, die nicht nach eigenem Recht Königinnen sind. Elizabeth II., die den Thron von ihrem Vater erbte, war das Gegenstück dazu: eine sogenannte «Queen regnant». Neue -Titel auch für William und Catherine: Das Thronfolgerpaar wird Prinz und Prinzessin von Wales heissen und die Titel Herzog und Herzogin von Cornwall tragen.

Erstmals Titel für Harrys Kinder: Bisher hatten nur Williams Kinder, da sie in direkter Linie der Thronfolge stehen, Anspruch auf royale Titel. Mit Charles III. als herrschender Regent erhalten nun sowohl Archie als auch Lilibet den offiziellen Titel Prinz und Prinzessin.

Die ersten Worte der Familie: Es sei ein Moment der grossen Trauer für ihn und alle Mitglieder seiner Familie, hält Charles in einem Schreiben fest. «Wir betrauern zutiefst das Ableben eines hochgeschätzten Souveräns und einer geliebten Mutter. Ich weiss, ihr Verlust wird im ganzen Land, im Königreich, im Commonwealth und von zahllosen Menschen auf der ganzen Welt empfunden. In dieser Zeit der Trauer und Veränderung werden meine Familie und ich vom Wissen des Respekts und der tiefen Zuneigung gegenüber der Königin getröstet und gestützt.»

Der Tag danach: Charles reiste mit Camilla von Schottland nach London. Sie stiegen vor den Toren des Buckingham-Palasts aus, um Trauerbekundungen entgegenzunehmen. Am Abend richtete
er sich in seiner ersten TV-Rede als Monarch an die Nation. Seine Mutter habe einst versprochen, ihr ganzes Leben, möge es kurz oder lang sein, dem Dienst ihren Untertanen zu widmen. «Und mit solch unerschütterlicher Hingabe wie die Queen selbst verpflichte auch ich mich jetzt für die übrige Zeit, die Gott mir gewährt, die konstitutionellen Prinzipien im Herzen unserer Nation hochzuhalten.» Er schloss mit den Worten: «Liebste Mama, während du deine letzte grosse Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke. Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleissig gedient hast in all den Jahren. Mögen Schwärme von Engeln dich zur Ruhe singen.»

Offiziell der neue König: Im St.-James’s-Palast findet zwei Tage nach dem Tod der Queen die Proklamation statt – Charles wird vom Thronfolgerat offiziell zum neuen König ausgerufen. Er legte einen heiligen Eid ab, Sohn William und Ehefrau Camilla unterzeichneten das Dokument. Die Proklamation wurde vom Balkon des Palasts aus durch den ranghöchsten Herold verlesen. Später hielt Charles III. bereits erste Audienzen ab.

Letzte Reise: Der Leichnam der Königin wurde am Sonntag von Schloss Balmoral nach Edinburgh gefahren, wo der Sarg im Thronsaal von Schloss Holyroodhouse aufgebahrt wurde. Am Dienstag fand die Überführung nach London statt, später folgte die Aufbahrung in der Westminster Hall, wo die Öffentlichkeit aktuell Abschied nehmen kann.

Die Trauerfeier: Die Zeremonie beginnt am Montag, 19. September, um 11 Uhr britischer Ortszeit in der Westminster Abbey in London. Ihr Sarg wird auf einem Geschützwagen, der von Marinesoldaten mit Seilen statt mit Pferden gezogen wird, dorthin transportiert. Nach der Ankunft werden Kanonen 21 Schüsse feuern. Währenddessen ist die ganze Nation dazu angehalten, für zwei Minuten zu schweigen. Geführt wird der Gottesdienst traditionellerweise vom Erzbischof von Canterbury. Der Trauerfeier beiwohnen werden nebst der Königsfamilie Gäste und Staatsoberhäupter aus aller Welt. Anschliessend hat bei einem zweiten Trauerzug auch die Öffentlichkeit noch einmal die Möglichkeit, sich von der Queen zu verabschieden. Danach wird der Sarg nach Windsor gebracht.

Das Grab: In der St.-George’s-Kapelle auf Schloss Windsor wird ihre letzte Ruhestätte sein. Ihr verstorbener Mann Philip, der in einer Grabkammer unter der St.-George’s-Kapelle begraben ist, wird umgebettet und neben ihr bestattet. Die beiden, die seit 1947 verheiratet sind, werden im Tod wieder vereint sein.

Ihr letzter Wille: Was die Queen in ihrem Testament verfügt hat, wird die Welt wohl erst im nächsten Jahrhundert erfahren. Denn selbst der letzte Wille von Prinz Philip bleibt für insgesamt 90 Jahre geheim. Der private Besitz der Queen wird auf über 550 Millionen Franken geschätzt, den Grossteil dürfte König Charles III. erben.

Die Krönung: Die Details der Feierlichkeiten sind unter dem Planungs-Code «Goldener Reichsapfel» festgehalten. Die Zeremonie für Charles III. werde anders als bei seiner Mutter 1953: kürzer, kleiner, weniger teuer. Die Krönung soll innerhalb eines Jahres stattfinden.

Wer wo residieren wird: Hofbeobachter rechnen damit, dass Charles und Camilla von Clarence House in den Buckingham-Palast, William und Catherine ins Schloss Windsor ziehen werden.

Ihr Vermächtnis: Die britische Königin starb mit der Gewissheit, ihre Pflicht erfüllt und ihr Leben ihren Untertanen gewidmet zu haben, solange sie dazu körperlich und geistig in der Lage war. Monarchie-Experten sehen ihre Fähigkeit, immer da gewesen zu sein – sichtbar und selbstlos zugleich – als ihr grosses Vermächtnis an. Die Queen hat ihr Land durch grosse Veränderungen geführt, und sie hat es mit Anmut und Verständnis getan.

Royaler Familienzusammenhalt: In seinen Aufgaben als neuer König kann Charles «auf die liebevolle Hilfe» seiner Frau und königlichen Gemahlin Camilla zählen: «Ich weiss, dass sie die Anforderungen ihrer neuen Rolle mit der unerschütterlichen Hingabe zur Pflicht angehen wird, auf die ich mich so sehr verlasse.» Unterstützende Worte fand er auch für seinen Sohn William: Mit Catherine an seiner Seite wisse er, dass unser neuer Prinz und unsere neue Prinzessin von Wales «helfen werden, diejenigen am Rande der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu rücken, wo lebenswichtige Hilfe gegeben werden kann», meinte er mit Blick auf seine bisherige Arbeit in vielen Wohltätigkeitsorganisationen.

Königliche Familie vereint: Vor Schloss Balmoral schauten Prinz Andrew, seine Töchter, Prinzessin Anne, Prinz Edward samt Familie sowie Zara Tindall und ihr Bruder Peter Phillips am Samstag die dort abgelegten Blumen an und trauerten mit dem Volk. Prinz William und Prinz Harry mit ihren Ehefrauen Catherine und Meghan indessen tauschten sich vor Schloss Windsor mit den Trauernden aus, die sich in der grossen Allee versammelt hatten, und schauten sich ebenfalls Blumen und persönliche Botschaften an, die niedergelegt worden waren. Eine besondere Rolle kam Prinzessin Anne zu: Sie begleitete den Sarg ihrer Mutter während der Fahrt von Balmoral nach Edinburgh sowie bei der Überführung von Schottland nach London an Bord eines Flugzeugs der britischen Luftwaffe.

Ihr letzter Wunsch: Der Unfriede, ausgelöst durch die Abspaltung und den Weggang von Prinz Harry und Herzogin Meghan und deren Angriffe aufs Königshaus, soll nicht weiter die Familie beherrschen. Eine Versöhnung und ein Miteinander für die Monarchie – das möge sich ihr zu Ehren erfüllen.