Ihre überraschende Herzensbeichte

Mit ihrer Volljährigkeit fängt für die Tochter von Willem-Alexander und Máxima ein neues Kapitel ihres Lebens an. Aus diesem Anlass erscheint eine Biographie über die Kronprinzessin, in der sie offen zeigt, wie sie denkt und fühlt.

Ein Buch zu ihrem 18. Geburtstag? Für Kronprinzessin Amalia sonderbar: «Ist das nicht etwas übertrieben? Was habe ich denn schon erreicht?», war ihre erste Reaktion. Doch es gehört zur Tradition des niederländischen Königshauses, dass zur Volljährigkeit ein ausführliches Porträt des Thronfolgers oder der Thronfolgerin veröffentlicht wird, um den Menschen die Person, die dereinst den Thron besteigen wird, näherzubringen. Denn ab 18 Jahren erhält Amalia nicht nur einen Platz im Staatsrat, sie wird dann auch offiziell die Stellvertreterin von König Willem-Alexander (54) sein.

Um zu diesem wichtigen Tag am 7. Dezember die erste Bio­graphie von Amalia zu verfassen, wurde Claudia de Breij (46) ausgewählt, eine Kabarettistin und Radiojournalistin. In mehreren Gesprächen liess die älteste Tochter des Monarchenpaars tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt zu. «Sie ist humorvoll und sehr prägnant in ihrer Ausdrucksweise», erzählt die Autorin von den Begegnungen, «sehr pflichtbewusst und fleissig. Und nichts ist bei ihr gespielt.»

Das hat Amalia preisgegeben:

Geboren zur Königin

Sie habe sich schon früh mit der Thronfolge auseinandergesetzt, was nicht immer einfach für sie gewesen sei. Manchmal scherzte sie mit ihren beiden jüngeren Schwestern herum und sagte: «Ich werde später Nein sagen, und dann muss Alexia es machen!» Mit 14 «versöhnte» sich Amalia mit ihrer Zukunft. «Als ich es meinem Vater sagte, lachte er und meinte, dass es bei ihm viel länger gedauert habe.»

Verrückt nach Diademen

Nicht nur, dass sie als kleines Mädchen ihre Barbies in Prinzessinnenkleidchen steckte und bei den «Sissi»-Filmen mitträumte: Amalia war vom Schmuck der Mutter Máxima wie magisch angezogen. «Diademe liebe ich über alles!», sagt Amalia. «Zeige mir ein Diadem – und ich sage dir, woher es stammt. Ich erkenne alle!» Lag daheim eines für einen Gala-­Auftritt der Königin bereit, landete es sogleich auf Amalias Kopf.

Royale Rolle

Darin sieht Amalia keine grosse Belastung, eher eine Ehre. «Ich bin im Dienst meines Landes, gebe mein Leben für die Niederlande.» Allerdings sei es ihr wichtig, dass sie den Mann heiraten könne, den sie wolle. «Wenn das Parlament seinen Segen nicht gibt, dann müssten wir sehen, was ich tun würde. Ohne den Mann, den ich an meiner Seite haben möchte, könnte ich für mein Land nicht mein Bestes geben.»

Keine Eile mit der Nachfolge

Sie fühle sich noch nicht bereit, ihrem Vater nachzufolgen, sollte ihm etwas zustossen. «Ich würde meine Mutter bitten, ob sie die Aufgabe interimistisch übernimmt.» Sie rate ihm deshalb für ein langes Leben, möglichst gesund zu essen und viel Sport zu machen.

Ihr Verhältnis zu den Eltern

Das sei sehr eng. Ihre Mutter bezeichnet sie als «Kumpel», als «eine Art Freundin, die sieht, wie es mir geht und immer für mich da ist». Willem-Alexander sei eher ein strenger Vater, könne auch mal explodieren, wenn Amalia und ihre Schwestern zu albern seien. Amalia und Ariane hätten es daheim lieber friedlich, würden Konflikten aus dem Weg gehen. Alexia hingegen suche eher die Konfrontation.

Wie Oma Beatrix

Sie sehe ihrer Grossmutter, der einstigen Königin Beatrix (83), sehr ähnlich. «Auch im Charakter: Wir sind beide sehr perfek­tionistisch und dickköpfig. Sie sogar noch etwas mehr.»

Streben nach dem Besten

Der Hang zum Perfektionismus sorgte speziell zu Beginn des Gymnasiums für einen hohen Leistungsdruck. «Ich hatte das Gefühl, ständig mit den besten Noten nach Hause kommen zu müssen.» Weil Amalia laut ihrer Mutter anderen gegenüber immer sehr aufmerksam ist und alles richtig machen möchte, wird sie schnell müde. «Ich bin mal bei Fahrstunden fast eingeschlafen!»

Heimliche Tränen

Als sie in die Schule kam, gab es Probleme mit einer Mitschülerin, die nur mit ihr zusammen sein wollte. Diese wurde gebeten, die Prinzessin auch mit anderen Kindern spielen zu lassen, worauf sie kein Wort mehr mit Amalia sprach. «Ich fühlte mich plötzlich so allein, es hat mir sehr weh­getan. Für längere Zeit habe ich mich in den Schlaf geweint.»

Psychologische Hilfe

Das war dann der Punkt, als die Eltern eine Kinderpsychologin zu Hilfe holten, weil sie sich um Amalias Wohlbefinden sorgten. Und es ging ihr dann auch besser.

Mentale Gesundheit

Amalia hat die psychologische Unterstützung beibehalten. «Ich finde das kein Tabu und habe kein Problem, das öffentlich zu sagen. Manchmal wird mir alles zu viel – und dann brauche ich es, mit jemandem zu reden und das, was mich beschäftigt, abzuladen.» Es werde viel von gesundem Essen und Sport fürs körperliche Wohlbefinden gesprochen, aber nicht von der mentalen Gesundheit. In diesem Zusammenhang erwähnt sie auch ihre Tante Inés Zorreguieta († 33), die an Depressionen und Magersucht litt, 2018 Suizid verübte. Von ihr hat Amalia ein Bild  in ihrem Schlafzimmer. «Ich finde es normal, hin und wieder mit einem Fachmann zu sprechen, besonders nach dem, was mit ihr  passiert ist. Ich versuche, mir vorzustellen, dass es ihr jetzt besser geht. Und dass sie bei meinem Grossvater ist.»

Erste Liebe

Von einer Beziehung ist bislang die Rede – und diese dauerte nur drei Monate. «Als mich ein Junge für ein Date fragte, fand ich die Idee so schön, dass mich jemand mochte, und ging darauf ein.» Ob sie aktuell vergeben ist, bleibt offen. Sie schätze es, wenn ein Mann gute Manieren besitze und höflich sei. Deutsche Jungs hätten diese Eigenschaften ein bisschen mehr als niederländische.

Ihre Leidenschaften

An oberster Stelle steht das Reiten auf ihrem Pferd Mojito. «Da bin ich am meisten ich selbst. Will man mich wirklich kennenlernen, muss man mich reiten sehen.» Sie fährt auch gern Ski, nutzt so oft wie möglich die sozialen Medien, hilft gern in einem Beachclub an der Bar aus – und liebt es zu singen. Aber das tut sie nur für sich, will nicht, dass dies jemand zu hören bekommt. «Sonst würde ich ein Teil von mir selbst verlieren. Ich kann dabei Stress und Traurigkeit loswerden.»

Es sei sehr aufregend für sie, dass dieses Buch nun erschienen sei, sagt Amalia. «Denn es enthält viel Persönliches von mir.» Umso mutiger, was die dereinstige Königin jetzt alles preisgibt!