Ihre Steine der Hoffnung

Mit dem Lied «Stones» vertritt das Duo die Schweiz am «Eurovision Song Contest». Die beiden Aargauer, die teils in Los Angeles leben, sind überzeugt: Sie können dabei nur gewinnen.

In der Natur fühlt sich das Musikduo ZiBBZ zu Hause. Beim Erdmannlistein im Wald nahe Waltenschwil AG, wo Stee (30) und Co (32) Gfeller aufgewachsen sind, geht ihnen das Herz auf. Stee klettert auf den Findlingen herum, während seine Schwester Cervelats zum Bräteln bereitmacht – am Holztisch, an dem sie schon als Fünfjährige ihren Geburtstag gefeiert hatte. Die Familie Gfeller hatte Pferde, mit denen Corinne, Stefan und ihre jüngere Schwester oft im Wald unterwegs waren. Die Felsbrocken würden ja perfekt zu ihrem Lied passen, fällt Co auf. «Stones» (Steine) heisst der Beitrag, mit dem ZiBBZ am «Eurovision Song Contest» (ESC) punkten wollen. Und wenn nicht? «Wir haben nichts zu verlieren», sagt Co, «der ESC ist eine riesige Plattform, wir können nur neue Hörer dazugewinnen.»

Bei ZiBBZ, vom englischen Wort «siblings» abgeleitet, spielt Stee Schlagzeug und produziert die Musik, Co singt. Aus finanziellen Gründen verzichten sie auf weitere Mitmusiker, obwohl sie «handgemachte» Musik bevorzugen. So spielt Stee Gitarre, Bass und Keyboard vorher ein und lässt sie bei Konzerten als Playback laufen, «aber ohne mein Schlagzeug würde ich nie auf die Bühne».

Seit 2011 wohnen ZiBBZ etwa die Hälfte des Jahres in Los Angeles. «Wir arbeiten ja mit Schweizer Musikern wie Gölä, Bligg oder Bastian Baker zusammen. Alle haben uns geraten: ‹Geht an einen richtigen Musik-Hotspot, solange ihr könnt!›»

Natürlich ist es nicht einfach, mit so vielen zu konkurrieren, die am selben Ort das Gleiche wollen. So haben ZiBBZ bei Auftritten in ihrer Wahlheimat zwar ein volles Haus – erhalten aber keine Gage. «Wir müssen das tun, es gibt ganz viele andere da, die den Job noch so gerne übernähmen», erläutert Stee. «Dafür holt man mehr aus sich heraus, weil der Wettbewerb in L. A. so gross ist.» Zudem gebe einem dieses künstlerische Umfeld auch Mut, Freiheit und Inspiration. «Es motiviert, man traut sich mehr, weil man sieht, dass es andere auch können.» Ihre Hoffnung: dass sie eines Tages zu denen gehören, die aus der grossen Masse hervorstechen.

Die Beziehung zur Schweizer Musikszene brach nie ab. «Wir sind jeden Sommer hier und spielen an verschiedenen Festivals», erzählt Co. Ab Juli sind sie in der Schweiz und in Deutschland auf Tour. Von ZiBBZ allein könnten sie noch nicht leben. Ihr Budget peppen sie als Musiklehrer, Songautoren, Studio- und Livemusiker auf, z. B. für Gölä. Und indem sie sich einschränken: Sie fahren mit Autos aus einem Car-Sharing-Pool herum und leben in einer WG.

Zur Wohngemeinschaft gehören Cos Schweizer Ehemann, ein Golfprofi, sowie Stees Freundin, eine Schweizer Schauspielerin, die in Los Angeles ebenfalls versucht, den Weg aus der Masse zu finden. Sie alle geben einander Halt. L.A. sei eine extrem einsame Stadt, gibt Co zu bedenken, alle seien nur hier, um ihr Ziel zu erreichen. «Wäre ich alleine hergekommen, wäre ich längst wieder zu Hause.»