Ihre Hymne auf die Tradition

Schwingen beflügelt! Athleten und Fans, aber auch Musiker: So wie jetzt der beliebte Männerchor Heimweh die populäre Sportart in «Schwingerhärz» besingt. Im Video dazu spielt sogar der König von 2010, Kilian Wenger, mit. Ein besonderes Projekt für alle!

In der hintersten Ecke des Muotatals seien sie gewesen, erzählt Bernhard Betschart (45) vom erfolgreichen Männerchor Heimweh. Er spricht vom Videodreh zu «Schwingerhärz», ihrem Song für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln BL (ESAF, siehe Box). Im Clip sind nicht nur die Heimweh-Männer zu sehen, sondern auch Schwingerkönig Kilian Wenger! «Ich bekomme so viele Anfragen, die ich meist ablehnen muss. Aber hier habe ich keine Sekunde gezögert. Ich kann voll hinter dem Ganzen stehen. Es ist mir eine Ehre», bekundet der 32-Jährige gegenüber der GlücksPost. Für die Musiker war Kilian Wenger der Wunschkandidat, auch weil Bernhard Betschart ihn schon seit Jahren privat kennt: «Welch ein Glück, dass er sofort zusagte!»

Im Mai trafen sich die Männer am Waldisee bei Bisisthal SZ – eben, dem Ende des Muotatals, die Betscharts Heimat ist. «Normalerweise braucht man für so etwas ein bis zwei Tage. Doch die Leute von Heimweh waren alle so unkompliziert! Mein Job war nach eineinhalb Stunden getan», erinnert sich Kilian Wenger begeistert. Das Sägemehl hatten sie vom Schwyzer Kantonalen Schwingfest rezykliert, das am Wochenende zuvor stattgefunden hatte.

«Uns verbinden unsere Werte», erklärt Heimweh-Sänger Markus Stadelmann (40) zur Beziehung der Band mit Kilian Wenger. «Er mag Volksmusik wirklich und lebt das Schweizer Brauchtum. Deshalb haben wir uns sofort verstanden.» Dieser nickt bestätigend. Stadelmann war als Bub selbst Schwinger. Zur Freude seines Grossvaters holte er auch den einen oder anderen Zweig – Jungschwinger erhalten noch keinen Kranz. Für ein Foto greifen Wenger und Stadelmann zusammen. Richtig zur Sache gehen wollen sie aber nicht, das Risiko einer Verletzung wollen und können sie nicht eingehen: Auf den einen warten diverse Auftritte mit Heimweh (gerade ist ihr neues Album «Freiheit» erschienen), auf den anderen das ESAF, an dem er nochmals alles geben will.

Für Kilian Wenger könnte es sein letztes «Eidgenössisches» sein – seine letzte Chance also, noch einmal den Titel zu gewinnen. Für den Lastwagenchauffeur aus Horboden BE hat das «Schwingerhärz»-Video deshalb eine zusätzliche Bedeutung. «Rein körperlich könnte ich gut noch ein paar Jahre schwingen», meint der König von 2010. «Die Trainingstechniken sind anders und so viel besser, als noch vor zehn oder 20 Jahren.» Zudem hat Kilian gerade letztes Jahr gemerkt, dass bei ihm tatsächlich noch Luft nach oben ist. «Ich schwinge leichter, beschwingter quasi. Vielleicht auch, weil alles, was jetzt noch kommt, Zugabe ist. Der Druck ist weg.» Entscheiden, wie es weitergeht, werde er nach dem ESAF.

Zurück zu «Schwingerhärz»: Heimweh sprechen es zwar nicht aus, doch es «mag» sie schon, dass ihr Lied nicht zum offiziellen Song des «Eidgenössischen» erkoren wurde. Es fanden zwar Verhandlungen statt. Dennoch singt nun Francine Jordi (45) das von ESAF-Musikchef Christoph Walter komponierte Stück «Zäme ha – zäme stah». Ihr Trost: Das Interesse an «Schwingerhärz» ist auf dem Video-Portal Youtube wie auf Spotify riesig. «Unser Lied ist eben nicht nur für die Schwinger», erklärt Betschart. «Sondern auch für alle, die die Athleten unterstützen. In welcher Form auch immer – die freiwilligen Helfer an den Festen, die Fans, einfach alle. Es gibt keine Grenzen.»

Am Vorabend des Fests spielen Heimweh ein Konzert an der Festmeile des ESAF. Ein Bühnenbesuch von Kilian Wenger wird da leider nicht drinliegen: «Der hat ganz anderes im Kopf an diesem Tag», weiss Markus Stadelmann. Die Einladung an ein Konzert hat der Schwinger jedoch auf sicher. Er wird diese wahrnehmen, sobald er wieder an etwas anderes denken kann. Und sowieso: Die Freundschaft, die sich zwischen diesen Männern entwickelt hat, wird bestehen bleiben. Da sind sich alle drei sicher!