Ihr Wunsch: bald sterben zu können!

Eigentlich hatte sich die Schauspielerin aus dem Rampenlicht verabschiedet. Jetzt meldet sie sich zurück und sagt, wie es ihr geht.

«Ich möchte jetzt in Ruhe leben», sagte Ruth Maria Kubitschek (88) im März 2018 – und sprach von ihrem letzten Interview. Nun gibt es ein überraschendes Wiedersehen mit der Schauspielerin, die 2014 ihre Karriere beendete und sich in ihr Haus in Fruthwilen TG zurückzog: Was sie als Malerin in den letzten beiden Jahren geschaffen hat, präsentiert sie in der Ausstellung «Erdengarten» – grossformatige Pflanzen- und Blumenbilder. Es sei anstrengend gewesen, erzählt die 2013 eingebürgerte Schweizerin in einem ausführlichen Interview mit SWR4. «Aber es hat mir wahnsinnig Spass gemacht, da Blumen für mich die Juwelen der Erde sind.» Früher sei Malen Therapie für sie gewesen. «Damit ich am Beruf, der nicht einfach ist, nicht zerbreche. Heute bin ich mit mir im Reinen, das Malen ist nun etwas, wo ich auch etwas geben kann – Frieden, Harmonie, Glücklichsein. Das alles ist in den Bildern.»

Zur inneren Ruhe zu kommen, habe Zeit gebraucht. Sie musste die Schauspielerei mit der jahrelangen Anspannung und Disziplin erst «ausatmen», was schmerzhaft gewesen sei, aber auch befreiend. «Nun muss ich nichts mehr, zum Beispiel niemandem gefallen, habe auch kein Verlangen mehr, vor der Kamera zu stehen», erklärt sie im Radio-Interview. Sie geniesse die Meditationen morgens und abends, um sich immer wieder ins Reine zu bringen. «Dazu kam ich früher nicht.» Es sei zudem wichtig, das Alter anzunehmen – obwohl sie es derzeit speziell spüre, da sie Schmerzen in ihren Beinen hat. «Die gehören dazu, doch ich will nicht zur Jammersuse werden.» So konnte sie sich schon länger nicht mehr um ihren Garten kümmern, Freundin Heidi unterstütze sie zwar, doch er sei zu gross. «Wir reduzieren und machen eine Wildblumenwiese, überlegen auch, Bäume zu pflanzen.»

Wie stark mit 88 Jahren der Gedanke an den Tod sei, wird Ruth Maria Kubitschek gefragt. «Der ist jeden Tag da», gibt sie offen zu. Und fährt fort: «Ich wünsche mir, dass ich bald gehen kann. Weil ich natürlich niemandem zur Last fallen möchte.» Sie habe keine Angst vor dem Tod, habe eine gute Beziehung zu ihm. «Ich freue mich, weil ich weiss, dass wir nur in ein anderes Reich gehen, und da bin ich bestimmt glücklicher als hier.» Man müsse sich auf der Erde so entwickeln, dass man ziemlich viel Gutes mit hinübernehmen kann. «Zum Beispiel, dass man gelernt hat zu verzeihen, einen Beruf wirklich vollendet gelernt hat. Im nächsten Leben muss was ganz anderes kommen, ich möchte nicht noch mal anfangen müssen, Schauspielerin zu werden.»

Ihr Testament sei gemacht, sie sei jederzeit bereit, ergänzt Ruth Maria Kubitschek. «Wenn ich bald gehen kann, bleibt vielleicht was übrig, das wäre schön.»