Ihr trauriges Zerwürfnis

Der Tod ihrer Mutter Diana vor 23 Jahren hat die Brüder eng zusammengeschweisst. Doch nun liegt ihre einst unzerstörbar wirkende Beziehung offensichtlich in Scherben.

Zwei trauernde Buben, die hinter dem Sarg ihrer Mutter hergehen. Darauf ein Brief, auf dem «Mummy» steht. Am 31. August jährt sich der Todestag von Prinzessin Diana (†36) bereits zum 23. Mal, doch die Beerdigung bleibt unvergessen. Besonders für ihre Söhne William (38) und Harry (35). «Das war etwas vom Schwierigsten, was ich jemals tun musste», sagt William. Ihr Tod sei für sie wie ein Erdbeben gewesen, das ihr Leben erschütterte. Harry war derart traumatisiert, dass er vor sieben Jahren eine Therapie begann. Obwohl die Brüder nicht oft über ihren Verlust sprachen, half es ihnen, dass sie nicht alleine waren. «Wir sind auf einzigartige Weise miteinander verbunden, genau wegen dem, was wir zusammen durchmachen mussten», sagte William 2017. Und heute? Ein Trauerspiel! Das verschworene Duo ist entzweit, die Hoffnung auf eine baldige Annäherung klein. Wie konnte es nur so weit kommen?

Der Anfang vom Ende

Im Mai 2018 heiratet Prinz Harry die Schauspielerin Meghan Markle (39). Danach entfernen sich die Brüder langsam voneinander. Noch im selben Jahr ist von Spannungen zwischen ihnen die Rede: Schuld seien Rivalitäten zwischen den Ehefrauen der beiden, zudem soll es Streit gegeben haben, weil Catherine das schroffe Verhalten von Meghan gegenüber Angestellten kritisiert habe. Diese Gerüchte dementieren sie. Nur um dann 2019 eine erste Trennung zu vollziehen: Harry und Meghan ziehen vom Kensington-Palast, wo auch William und Catherine (38) leben, aufs Land. Die gemeinsame Charity-Arbeit beenden sie.

Das Geständnis

Im Oktober 2019 gibt Prinz Harry in der Dokumentation über seinen und Meghans Afrika-Trip zu, dass ihnen das royale Leben Mühe bereitet – und dass er und William sich nicht mehr so nahe sind wie einst. «Als Brüder haben wir gute und schlechte Tage. Aber ich liebe ihn und werde immer für ihn da sein.» Sie würden sich derzeit eben auf unterschiedlichen Wegen befinden.

Der Eklat

Anfang dieses Jahres sagen sich Harry und Meghan vom Königshaus los, ziehen erst nach Kanada, dann in die USA – und überrumpeln seine Familie und den ganzen Hof. Ein Insider meint: «Jedes Mitglied des königlichen Haushaltes – von ganz oben bis ganz unten – fühlt sich, als hätten die zwei ihm ein Messer in den Rücken gerammt.» Die kleine «Rache» der Familie: Die beiden Abtrünnigen wollen Teilzeit für die Queen im Einsatz sein, doch das wird ihnen verwehrt, wie sie anschliessend selbst mitteilen. Für William ist es besonders schlimm: Sein eigener Bruder lässt ihn im Stich, veröffentlicht Statements ohne Absprache. «Ich glaube, das schmerzte ihn am meisten, denn er ist nicht nur sein Bruder, sondern auch zukünftiger König. Er hatte das Gefühl, Harry beschädige den Ruf der Familie und trage Privates nach aussen», sagt Omid Scobie, Co-Autor des neuen Buches über Harry und Meghan «Finding Freedom».

Das grosse Schweigen

Nach dem Eklat im Januar herrscht zwischen William und Harry für rund zwei Monate Schweigen. Dann nähern sich die beiden laut Quellen von Royal-Expertin Katie Nicholl wieder an: «Ich weiss, dass sie miteinander telefonieren», sagt sie im Mai. Auslöser ist die Corona-Erkrankung ihres Vaters, Prinz Charles, um den sich beide grosse Sorgen machen. Doch Omid Scobie und Carolyn Durands Buch «Finding Freedom» bringt nun neues Ungemach. Es beschreibt, wie Harry und Meghan dem Königshaus entflohen sind. William und Catherine kommen dabei ziemlich schlecht weg. Sie hätten sich Meghan gegenüber kühl verhalten, er sei ein Snob, und Catherine habe sich nicht um ihre Schwägerin bemüht. Das Buch könnte eines unter vielen sein, nicht ernst zu nehmen. Doch es wird gemunkelt, das Paar habe an dem Werk mitgearbeitet. Die neuen Enthüllungen haben alte Wunden aufgerissen und die Entfremdung wieder verstärkt.

Der Scherbenhaufen

Robert Lacey ist historischer Berater der Serie «The Crown» über das britische Königshaus, Autor mehrerer Royal-Bücher und wird im Oktober ein neues über William und Harry veröffentlichen. «Die letzten 18 Monate waren verheerend für ihre einst unzerstörbare Verbindung», sagt er in einem Interview. Ähnlich sieht es auch der 80-jährige Hof-Fotograf Arthur Edwards, der die Royals seit 1977 fotografiert. «Ich habe die beiden seit ihrer Geburt aufwachsen sehen, sie waren sich so nah. Es ist eine Tragödie», meint er und sieht das Problem wie viele andere bei Meghan. «Denn früher haben Harry, William und Catherine gemeinsam wunderbare Dinge vollbracht.» Er hoffe, dass sich die Wogen wieder glätten. Diana-Biograph Andrew Morton hat wenig Hoffnung auf eine Versöhnung: «Harry hat die Brücken zur königlichen Familie abgebrannt und die Asche vergraben. Diana hätte sein Handeln wohl verstanden. Aber sie wäre am Boden zerstört, wenn sie dieses Zerwürfnis ihrer Söhne miterleben müsste.»