Ihr letzter Wunsch

Ihren nahenden Tod hatte die nun verstorbene Sängerin gespürt – und das für sie Wichtigste wohl deshalb schon vorher geregelt.

Jetzt singt sie mit den Engeln im  Himmel. Im Alter von 94 Jahren ist Lys Assia im Spital in Zollikerberg ZH gestorben. «Ich fühle, dass ich gehen muss», habe sie zu ihrem engsten Vertrauten zuletzt oft gesagt. «Sie hat mich gebeten, auf ihre Hündin Cindy aufzupassen», erzählte ihr Ex-Sekretär Jean Eichenberger im «Blick». Natürlich erfüllt er der ersten Gewinnerin des «Concours Eurovision de la Chanson» ihren letzten Wunsch und kümmert sich nun um die Dackel-Dame.

Lys Assias Chihuahua Alyja ist bei ihrer Haushälterin. Die Sängerin liebte Tiere sehr und setzte sich für sie ein. «Sie gründete eine Stiftung für verschiedene Tierprojekte, ein Engagement, das über ihren Tod hinausgehen wird», sagt Eichenberger. «Vielleicht standen ihr Tiere in ihrer letzten Phase sogar näher als die Menschen.»

Durch ihr hohes Alter hatte sich Lys Assias Umfeld verkleinert. «Das Alter fordert seinen Tribut», sagte sie kurz vor ihrem 90. Geburtstag zur GlücksPost. «Viele meiner Freunde sind weggestorben, man wird immer einsamer. Doch ich lasse mich nicht unterkriegen. Wenn man aufgibt, geht es bergab. Das will ich nicht!» Nie hätte sie sich gehen lassen, auch was das Äussere betrifft: Sie verlasse nie ungeschminkt oder schlecht gekleidet das Haus. «Man muss Haltung bewahren. Auch wenn es schwerfällt.»

Lys Assia war eine Kämpferin, musste viele Schicksalsschläge durchleiden. Zwei Ehemänner verlor sie, konnte nach einer Fehlgeburt keine Kinder bekommen. Trost waren ihr die Stiefkinder aus ihren Ehen, die sie auch zur Grossmutter machten. 2004 wurde Lys Assia bei einem Überfall in ihrer Wohnung in Cannes von den Dieben verprügelt, ihren damaligen Hund Lucky töteten sie. Die vergangenen Jahre hatte sie immer wieder gesundheitliche Probleme: 2013 starb sie beinahe an einer Lungentzündung, das Herz machte ihr Schwierigkeiten, sie litt an Osteoporose und hatte nach verschiedenen Stürzen immer wieder grosse Schmerzen.

Ein Lichtblick für sie war stets die Musik. «Ohne sie wäre ich längst tot», sagte die Sängerin 2014. «Die Arbeit gab mir auch in den schwersten Stunden meines Lebens ein Ziel. Man hat etwas zu tun, kann trübe Gedanken beiseiteschieben.» Sie bete jeden Tag zu Gott – an den sie fest glaubte –, dass er ihr die Stimme lasse.

Noch ist nicht bekannt, wie und wo Lys Assia bestattet wird. Der Schlagerstar, der mit Hits wie «Oh mein Papa» Geschichte schrieb, sagte in einem Interview: «Für mich wäre es in Ordnung, wenn man meine Asche ins Meer streuen würde, mit ein paar schönen Blumen hinterher. Ich hoffe, ich kann eines Tages mit einem Lächeln einschlafen. Das ist mir wichtiger, als dass mir später irgendwelche Menschen Rosen aufs Grab legen.»