«Ich spreche täglich mit Fritz»

Anfang Mai präsentiert sie zum 23. Mal den Prix Walo. Dieses Jahr feiert sie auch noch ihren 70. Geburtstag: Die legendäre Entertainerin spricht im Interview über ihre Lebenslust und wie sie die Trauer über den Verlust ihres Lebensgefährten Fritz Künzli ­bewältigt. 

Von Dominik Hug und Aurelia Robles 

Überpünktlich fährt Monika Kaelin zum Interview-Termin ein. Aus dem Kofferraum hievt sie zwei pinkfarbene Kostüme – die Show-Lady ist perfekt vorbereitet, ihre Professionalität wie eh und je spürbar. Vom Boden beim Beifahrer-Sitz greift sie noch schnell ihre Handtasche. Ein beiger Hut, verziert mit zwei Fotos von ihrem verstorbenen ­Lebensgefährten Fritz Künzli (†73), fällt auf dem Sitz auf. «Fritz fährt immer mit und passt auf mich auf, so wie er es immer getan hat.» Mit Schwung schliesst die Prix-Walo-Chefin die Tür. Sie ist bereit, pünktlich loszulegen. 

GlücksPost: Sie werden im Herbst 70 Jahre alt. Wissen Sie schon, wie Sie feiern?

Monika Kaelin: Nein, das lasse ich noch offen. An meinem 60. habe ich ein grosses Fest gemacht. Aber zu meinem 70. werde ich das wohl kaum machen, dafür fehlt mir Fritz noch zu sehr. Im kleinen Rahmen wird aber sicher etwas organisiert.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?

Ich versuche das Alter zu ignorieren, habe aber zum Glück auch gute Gene und bin gesundheitlich zwäg. Ich lebe sehr gesund und treibe immer Sport, im Sommer gehe ich schwimmen, auch joggen und Velo fahren und zu Hause steht ein Hometrainer. Sehr wichtig ist auch, dass ich noch immer wahnsinnig viel Freude am Leben habe. Zudem bin ich «e Gschaffigi», ich ­arbeite viel. Man muss immer dranbleiben, sonst rostet man ein. Deswegen habe ich manchmal fast zu wenig Zeit für mich. 

Sie wirken auch immer so positiv …

Zu jammern nützt niemandem etwas. Nach diesem Prinzip wurde ich erzogen. Aber auch Fritz hat mich gelehrt, stets das Positive vor Augen zu halten, denn dann lebt man unbeschwerter. Er hat mich immer motiviert, wenn ich mal ans Limit kam oder mich Zweifel überkamen. Da sagte er jeweils: «Mach weiter, das kommt schon gut.» Nun bin ich allein und muss mich halt selbst motivieren. Das geht ganz gut. Zwischendurch muss man sich aber auch eine Auszeit gönnen, sonst geht man kaputt. Selbstdisziplin ist überaus wichtig. Auch wie man sich seine Zeit und Kräfte einteilt.

Sie könnten sich längst pensionieren lassen. Was treibt Sie an?

Der Prix Walo ist meine grosse Leidenschaft, für die ich mich seit bald 30 Jahren ungemein gern engagiere. Die Schweizer Kultur ist meine Herzensangelegenheit. Es gibt so viele tolle Künstlerinnen und Künstler in diesem Land, zu denen man Sorge tragen muss, die man auch unterstützen muss. Für viele Junge ist der Prix Walo auch ein Sprungbrett. Ohne ihn ­wären sie vielleicht gar nie entdeckt ­worden. Wir haben ja in der Schweiz nicht viele Plattformen, um den Nachwuchs zu ­fördern. 

Arbeiten Sie gerne mit Jungen?

Oh ja, sie sind wie ein Spiegel, in dem ich mich als junge Frau erkenne. Obwohl die Welt heute natürlich eine andere ist. Alles ist so furchtbar schnelllebig geworden. Auch durchs Internet und die sozialen ­Medien, die viele in die Isolation drängen. Jeder lebt in seiner eigenen Blase und guckt auf das kleine Bildschirmchen. Ich weiss nicht, wie gut das für unsere Gesellschaft ist. 

Wären Sie gerne nochmals jung?

Die heutige Jugend ist nicht zu beneiden. Die Welt ist mit diesen ganzen Kriegen momentan keine lustige. Auch sind die Menschen egoistischer geworden, finde ich. Denke ich an meine Zeit früher, kommt es mir vor, als wären wir freier gewesen. Wir konnten uns noch entwickeln, ohne so viel Druck wie heute zu verspüren. Auch war der gesellschaftliche Zusammenhalt grösser. Man schaute besser zu­einander. Ich denke nicht, dass ich heute nochmals jung sein möchte.

Sie sagten einst, junge Talente seien für Sie ein Kinderersatz.

Ich übernehme gerne die Rolle des «Show-Gotti». Ich bin ja gelernte Kindergärtnerin. Selber habe ich keine Kinder bekommen können. Fritz und mir ist das leider nicht vergönnt gewesen. Man muss das Leben annehmen, wie es ist und das Beste daraus machen. Nun bin ich halt anderswie zu ganz vielen Kindern gekommen.