«Ich musste mir ein ­dickes Fell zulegen»

Da darf das Publikum auch mal schimpfen: Mit Mario Grossniklaus präsentiert die Bernerin die Sendung «Hallo SRF!». Sie freut sich, zumal sie selbst gelernt hat, mit Kritik umzugehen. Auch von ihren Eltern – die mittlerweile sehr stolz auf sie sind!

Die habe ich von einer Zuhörerin erhalten, mega herzig!», freut sich Tama Vakeesan (34) und zeigt auf eine Weihnachtskarte auf dem Couchtisch in ihrer Wohnung. Während die Moderatorin der SRF1-Radiosendung «Nachtclub» mit einem eigenen Kärtchen antwortet, meint sie: «Ich bin gespannt, wie viele Nachrichten mich bei ‹Hallo SRF!› erreichen!»

Am 12. Januar führt Tama Vakeesan gemeinsam mit Mario Grossniklaus (45) durch die TV-Sendung, in der das Publikum seine Meinung kundtut. Aufgeregt? «Klar! Das ist meine bisher grösste Sendung», meint die einstige Moderatorin des Jugendsenders «Joiz» und Zweitplatzierte von «Darf ich bitten?» im Jahr 2019. Auch sie selbst erhält ab und zu Rückmeldungen in ihrem Job. «Schöne und nicht so schöne», gesteht sie. So gäbe es Leute, die sie anrufen, nur um ihr zu sagen, dass es am besten wäre, wenn sie gleich aufhöre. «Um mit solcher Kritik umzugehen, musste ich mir schon ein dickes Fell zulegen. Heute ist mir klar, dass ich nicht allen gefallen kann», sagt die Langenthalerin mit tamilischen Wurzeln. Ob sie auch rassistische Kommentare erhält? Tama: «Selten. Aber jüngst fand jemand, dass ich eine Quotenfrau sei, man mich nur anstellte, weil ich dunkelhäutig und weiblich sei.» Solche Dinge treffen sie aber nicht, die Nachrichten werden gelöscht. «Mit konstruktiver Kritik hat das ja nichts zu tun.»

Seit einem Jahr lebt sie nun in Zürich – was keine einfache Zeit war. Tama: «Mir machte die Corona-Situation zu schaffen.» Zu Beginn der Pandemie verlor sie ihre Stelle bei einem Newsportal und wusste nicht, wie es weitergehen würde. «Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle.» Dann kam der Job bei SRF, der Umzug von Bern nach Zürich, mitten im Lockdown. «Ich kannte weder Quartier noch Nachbarn, fühlte mich allein und zweifelte an meiner Entscheidung, umzuziehen.»

Und noch etwas belastete die Journalistin: «Ich konnte meine Familie nicht sehen. Sie sind das Zentrum meines Universums.» Gemeint sind Mama Pavani (64) und Papa Vakeesan (69), die 1985 mit Tamas Bruder Yathursan (38) in die Schweiz flüchteten und seither in Langenthal BE wohnen. Bis 2019 lebte auch Tama bei ihnen – bis sie den Entschluss fasste, auszuziehen. «In der tamilischen Kultur macht man das eigentlich erst nach der Hochzeit», erklärt die alleinstehende Moderatorin. Immer wieder wurde sie damit konfrontiert, wann sie denn heiraten werde, sogar potenzielle Kandidaten schlug ihre Mutter ihr vor. Auch im Beruf hätten ihre Eltern es lieber gehabt, wenn sie Bankkauffrau, was sie gelehrt hat, geblieben wäre. «Sie fanden das einen sichereren Job.» Sie lacht und meint: «Das ist jetzt aber Geschichte, und ich denke, meine Eltern haben gemerkt, dass ich einen anderen Weg einschlage und nicht ins Raster passe.»

Auch beruflich unterstützen sie ihre Tochter nun – vor allem, seit sie bei SRF im Einsatz ist. «Sie sind mega stolz auf mich. Ich glaube, ihnen ist klar, dass ich eine Zukunft in den Medien habe», sagt Tama Vakeesan. Ihr beruflicher Wunsch? «Eine eigene SRF-Sendung zu moderieren, das wäre cool. Aber jetzt kommt erst mal ‹Hallo SRF!› – und darauf freue ich mich total!»