«Ich muss nicht allen gefallen»

Mit 17 Jahren stand sie von einem Tag auf den anderen im Rampenlicht. Seither ist viel passiert im Leben der 45-jährigen Ex-Miss-Schweiz. Nicht alles hat sich gelohnt. Aber vieles. 

Melanie Winiger (45) wirkt sehr entspannt. Sie ist sich bewusst, dass ihre direkte Art in der Vergangenheit nicht bei jedem gut angekommen ist. «Aber ich verstelle mich halt nicht», sagt sie: «Wenn ich mal öffentlich fluchte, war das, weil ich einfach so rede.»

GlücksPost: In den vergangenen Jahren war es eher ruhig um Sie. Warum?

Melanie Winiger: In den letzten fünf Jahren habe ich bewusst einen Gang zurückgeschaltet, um Zeit für mich zu haben. Davor war mein Leben ja ziemlich hektisch. Dennoch arbeitete ich zwischendurch als Moderatorin und Markenbotschafterin. Nun kommen bald zwei neue grosse Projekte, zu denen ich aber noch nicht zu viel sagen darf.

Weshalb wollten Sie mehr Zeit für sich?

Seit meinem 17. Lebensjahr arbeitete ich sehr viel und intensiv, hatte dabei zu wenig Zeit, um mein Leben zu reflektieren. Auch bin ich sehr jung Mutter geworden und habe mich dadurch mehr einem anderen Menschen gewidmet als mir selber. Durch Corona wurde auch bei mir wie bei vielen anderen die Handbremse gezogen – und das war wirklich gut. Ich habe viele Coachings besucht und an meinen Schattenseiten und Traumen gearbeitet, mich aber auch mit meinen schönen Seiten auseinandergesetzt. Ich konnte so herausfinden, worin ich nicht so begabt bin und in was ich wirklich gut bin.

Was haben Sie herausgefunden?

Ich bin gut darin, objektiv zu bleiben. Menschen haben oft die Tendenz, sich auf ein Problem zu fixieren und sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Ich kann Dinge als grosses Ganzes anschauen und so Lösungen finden. Letzteres war lange ein Schutzmechanismus, aber ich habe diese Eigenschaft zu schätzen gelernt.

Und was beherrschen Sie nicht so gut?

Das behalte ich lieber für mich (lacht). Viele würden wohl von sich selbst sagen, sie seien ungeduldig; aber mit dieser Antwort macht man es sich zu einfach. 

Der Startschuss Ihrer Karriere war die Miss-Schweiz-Wahl. Würden Sie rückblickend gesehen wieder ­mitmachen?

Heutzutage wäre ein solcher Schönheitswettbewerb nicht mehr zeitgemäss. Aber ich bereue es nicht, mitgemacht zu haben, weil mein Leben ansonsten anders ver­laufen wäre. Und es hat mir ja auch viel gebracht. Ich habe mich auch nie verstellt, um zu gefallen. Ich konnte zeigen, dass eine Frau selbständig sein kann und sich auch erlauben darf, eine bisweilen freche Meinung zu haben. Und das zu einer Zeit, in der das noch nicht so gerne gesehen oder gehört wurde. 

Nervt es Sie, als «frech» abgestempelt zu werden?

Nein, weil mich die wenigsten Leute wirklich kennen. Mir ist nur wichtig, was die Leute von mir denken, die mich kennen. Wenn mein Freund oder mein Sohn sagen würde, ich sei schwierig, nehme ich das ernst. Ansonsten ist es mir relativ egal, welche Meinung andere von mir haben. Ich erwarte lediglich, respektvoll behandelt zu werden. Ich muss nicht allen ge­fallen.