«Ich habe viel Schwein gehabt»

Auf der Bühne sorgt der Komiker seit Jahren für Lacher. Privat hat der Oltener das Leben ebenso genossen. Anlässlich seines 60. Geburtstags spricht er über die Freuden des Lebens, Altersmilde und seine Angst vor Einsamkeit.

Von Aurelia Robles

Ein entspannter Mike Müller öffnet die Türe zum Casinotheater Winterthur. In wenigen Tagen steht die Premiere seines neusten Programms «Klassentreffen» an. Davon ist dem Komiker aus Olten nichts anzumerken. Dass er kurz danach, am 25. Oktober, zudem 60 Jahre alt wird, scheint der Hauptdarsteller der langjäh­rigen SRF-Erfolgsserie «Der Bestatter» ebenso wenig zu bedrücken.  

GlücksPost: Wie feiern Sie Ihren ­Geburtstag?

Mike Müller: Es gibt eine Party, aber nicht an meinem Geburtstag, weil ich an dem Abend eine Vorstellung habe. Und nur wegen meinem Geburi lasse ich diese nicht ausfallen, das fände ich schwach. Die Bühne, also das Showbusiness, geht immer noch vor. 

Mögen Sie Geburtstage nicht?

Sie sind nicht so wichtig. Ich lade ein paar Leute ins Casinotheater ein. Mal schauen, wie sehr die Party ausarten wird. Mit 60 fängt bekanntlich der Ernst des Lebens an. Es könnte also nicht mehr ganz so wild werden wie in früheren Jahren.

Mike Müller mit 20. Haben Sie sich damals Ihr Leben so vorgestellt?

Kaum. Mit 20 habe ich schon Theater gespielt und eines in Olten gegründet, aber ich konnte noch nicht davon leben. Dass ich mal in diesem Beruf stehen würde, wusste ich damals noch nicht. Es hat mich auch nicht gestresst. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der man keine Zukunftssorgen hatte. Ich musste nur schnippen und hatte einen Job, in meinem Fall in ­einer Stahlrohrfabrik. Unsere Generation ging deshalb immer davon aus, dass es stetig nur aufwärtsgeht. Aber das ist leider für viele Junge nicht mehr so. 

Haben Sie heute mehr Sorgen als früher?

Das nicht, denn ich bin heute in der komfortablen Situation, dass ich den Job ausüben kann, den ich gerne möchte, ich kann mit tollen Leuten zusammenarbeiten, darf meine eigenen Stücke spielen in einem Theater, das zu Teilen mir gehört. Ich kann «läbe vo dem Züg». Ich schaffe sehr gerne, was ein Privileg ist. Es wäre deshalb sehr kokett zu sagen, dass ich mehr Sorgen hätte. Ich fühle mich absolut privilegiert. Aber ich glaube, dass es für die jungen Leute heutzutage schwieriger ist.

Inwiefern ist Ihr Leben so verlaufen, wie Sie wollten?

Ich weiss nicht mehr, was ich mir erhofft habe. Und die Erinnerung «isch e Seckel», führt einen aufs Glatteis. Aber ich glaube, dass ich sehr viel Schwein gehabt habe. 

Haben Sie eine erfüllte Biographie?

Wenn man sich keine festen Ziele macht, kann man sie nicht verfehlen. Das gilt wohl für alle Angehörigen meiner Generation. Wir konnten ausprobieren, was möglich ist. Ich habe bisher ein saugutes Leben ­gehabt. Aber es kann immer noch schiefgehen, das weiss man ja nie.