«Ich habe mich so sehr nach Zeit gesehnt»

Bevor er nächstes Jahr musi­kalisch wieder durchstartet, gönnt er sich eine Pause. Wir nutzten diese Chance und luden den Alpentainer zu einem tierischen Besuch ein.

Die Weide der Gummenalp am Hasliberg ist leer. Fast. Wenn es so heiss ist, bleiben die Tiere im Stall. Nur die GlücksPost-Leasing-Kuh und Marc Trauffer (36) trotzen für kurze Zeit der brütenden Hitze, stellen sich für den Fotografen in Position. Beruhigend spricht der Musiker auf Fiona ein, die wegen der lästigen Fliegen und «Brämen» unruhig ist. Auch wenn einer der Trauffer-Hits «Müeh mit de Chüeh» heisst, trifft diese Aussage auf den Sänger nicht zu. Im Gegenteil! Marc liebt Kühe. Normalerweise sind sie nicht nervös, nehmen alles 
locker und gelassen. Das gefalle ihm. Jetzt sei eine Ausnahmesituation, meint der Berner. Er lernte schon als kleiner Bub den Umgang mit Tieren. «Mein Grossvater war Bauer. Der Stall stand unweit des Hauses, und so hatte es immer Kühe in der Nähe», erzählt er. Als sein Onkel den Betrieb später übernahm, habe er oft geholfen, die Kälber zu tränken und zu füttern. Er unterstützt auch die Idee des Kuh-Leasings, findet es sinnvoll, wenn Städter mal eine Alp besuchen und dort sehen, welcher Aufwand betrieben wird, um Käse herzustellen.

Marc Trauffer atmet tief durch, er geniesst den Nachmittag auf der Alp. Als Kind habe er seine Ferien immer am Hasliberg verbracht, sei im Winter auf dem Snowboard hier an der Alphütte vorbeigesaust, erinnert er sich. «Und als meine Kinder klein waren, bin ich mit ihnen auf dem Muggenstutz-Erlebnisweg gewandert.»

Diesen Sommer werden Lars (12) und Lani (10) mit ihrem Papi irgendwo ans Meer fahren. Zwei Wochen Ferien am Stück waren für den Musiker in den letzten drei Jahren undenkbar. Der Alpentainer, der Mundart-Rock gekonnt mit Volksmusik verbindet, stand jedes Wochenende auf der Bühne. Er sei dankbar über den Erfolg und freue sich, dass seine Musik so gut ankomme. Aber der Wunsch nach mehr Zeit sei immer stärker geworden. «Ich habe mich so sehr danach gesehnt, am Samstagmorgen aufzustehen und mich einfach zu fragen: ‹Was machst du heute?›», gesteht Marc Trauffer. So nahm er sich 2015 eine musikalische Auszeit, verzichtet auf jegliche Auftritte. Stattdessen trifft man den bodenständigen Brienzer an einem Grümpelturnier, bei einer Chästeilete oder an einem lokalen Schwingfest. Er besuche bewusst kleine, beschauliche Veranstaltungen, meide Grossanlässe. Vor allem aber verbringe er viel Zeit mit seinen Kindern.

Ausschlafen ist nur am Wochenende angesagt. Marc Trauffer ist seit vier Jahren Inhaber der Trauffer Holzspielwaren AG und verantwortlich für das Traditionsunternehmen. Sein Grossvater Alfred gründete einst die Firma mit den kultigen geschnitzten Holzkühen. Als Chef sei er jeden Morgen um 6 Uhr in der Firma, das sei er seinen Mitarbeitern schuldig, meint er. Wenn er am Abend nach Hause gehe, lasse er aber oft sein Handy im Büro liegen. «Wenn ich Feierabend habe, ist es so, da bin ich konsequent. Dann muss auch mal etwas warten können bis am nächsten Tag. Ich nehme es gelassen. Genauso wie die Kühe.»