«Ich habe das grosse Los gezogen»

Ihre beiden Söhne sind für die «Meteo»-Moderatorin ein steter Quell der Freude. Und auch gesundheitlich geht es ihr nach der Krebserkrankung immer besser.

Ein Zoobesuch bei sonnigem Wetter: Das war der Plan für den Ausflug mit «Meteo»-Moderatorin Sandra Boner (45) und ihren Söhnen Nelson (10) und Miles (9). Zwei Sachen machten ihn zunichte: strömender Regen und das Corona-Virus. Zum Zeitpunkt des Interviews haben die Schulen noch offen, von unnötigen Zugfahrten wird aber bereits abgeraten. Und so geht’s zu Fuss ins Museum Altes Zeughaus an ihrem Wohnort Solothurn. Die Buben haben auch dort ihren Spass. Und beeindrucken mit ihrem Wissen: So kennen sie etwa den Solothurner Helden Niklaus von Wengi, der sich 1533 vor eine Kanone stellte, um eine Eskalation zwischen Katholiken und Reformierten zu verhindern.

GlücksPost: Sind Sie oft in Museen unterwegs?

Sandra Boner: Bei schönem Wetter sind wir am liebsten draussen an der frischen Luft, ansonsten besuchen wir aber gerne hin und wieder ein Museum. Solothurn feiert dieses Jahr den 2000. Geburtstag. Da dachte ich, wir gehen mal auf die Spuren des Mittelalters.

Die beiden scheinen sehr interessiert zu sein und kennen sich aus!

Ich glaube, das liegt in ihrem Wesen. Nelson ist extrem geschichtsinteressiert, er will auch Archäologe werden. Bei Miles ist das Interesse nicht so ausgeprägt, aber er findet es auch spannend.

Ist es Ihnen und Ihrem Lebenspartner wichtig, den beiden Geschichte zu vermitteln?

Wir versuchen in allen Bereichen, ihr Interesse zu wecken. Ich kann mir Geschichtliches ehrlich gesagt selbst nicht so gut merken (lacht). Aber das mit von Wengi zum Beispiel, das liegt ja direkt vor unserer Haustür, fast täglich gehe ich über die Wengibrücke. Und ich finde dessen Geschichte auch einfach schön, die aussagt: Wir Solothurner und Solothurnerinnen setzen uns ein, wenn wir etwas nicht korrekt finden. (Sohn Nelson wirft ein: «Du hast extra Solothurnerinnen gesagt!»)

Was meint er?

Wir hatten heute Morgen eine Grundsatz-Diskussion darüber, ob man wirklich immer «Schülerinnen und Schüler» sagen muss. Meine Jungmannschaft, inklusive Papi, findet das nicht nötig. Ich selbst poche darauf und möchte meinen Söhnen das auch vermitteln. Wenn ich auf den Schulplatz schaue, sehe ich mindestens genauso viele Mädchen, deshalb sollte man sich die Zeit für das «innen» nehmen – oder einfach Kinder sagen.

Was wollen Sie Nelson und Miles sonst noch mit auf den Weg geben?

Glück und Freude steht an oberster Stelle. Und wo wir gerade beim Thema waren: die Gleichwertigkeit von Frau und Mann – dass generell jeder Mensch gleich viel wert ist. Es ist okay, am Gegenüber etwas komisch zu finden, aber man soll es akzeptieren. Am Ende geht es um Nächstenliebe – das ist mir wichtig.

Fruchtet es?

Ich glaube schon. Manchmal, wenn sie mir von Diskussionen in der Schule erzählen, merke ich, dass sie offen gegenüber anderen sind. Das macht mich schon stolz.

Müssen Sie auch mal schimpfen?

Klar, täglich, stündlich – mit der Ordnung und so… (Sie lacht, Nelson protestiert.) Nein, nein, ich habe mit meinen Söhnen schon das grosse Los gezogen. Auch in der Schule sind sie im Moment wirklich gut. Beide haben sich zum Beispiel für das Halbfinale der Mathematik- und Logikspielemeisterschaft qualifiziert.

Haben sie das Talent von Ihnen?

In Sprachen war ich schlecht, in Mathematik aber tatsächlich gut. Ich habe mal gelesen, dass Kinder die Intelligenz von der Mutter haben, das habe ich zu Hause dann natürlich ein paarmal kundgetan. Bis Nelson meinte, er wisse ja gar nicht, wie schlau er wäre, wenn er die Intelligenz von seinem Papi hätte. Und er hat recht, Matthieu ist schon ein sehr intelligenter Mann (lacht).

Apropos Matthieu: Kein Interview ohne die Frage, ob eine Hochzeit ansteht…

Ein Freund von uns meinte, wenn wir heiraten, schenke er uns eine neue Kaffeemaschine. Ich bestand auf einem riesigen Vollautomaten, so ein Hightech-Modell, wie man es in gewissen Restaurants hat. Da war er wieder ganz ruhig. Also nein, wir heiraten vorerst nicht (lacht).

Grosse Feiern sind derzeit ja sowieso nicht erlaubt. Aus aktuellem Anlass: Inwiefern beschäftigt Sie das Corona-Virus?

Ich merke, dass es mir ein bisschen die Konzentration nimmt. Immer wieder schaut man nach, wie sich die Situation entwickelt.

Haben Sie Angst?

Das nicht, aber beunruhigend ist es schon. Aber so ist das Leben – man weiss nicht, was kommt. In dieser Situation ist das noch etwas verstärkt.

Müssen Sie wegen Ihrer überstandenen Krebserkrankung besonders vorsichtig sein?

Mir geht’s gesundheitlich zum Glück sehr gut, bei den Kontrollen  ist immer alles in Ordnung, die Werte stabil. Normal ist, dass die Leukozyten noch etwas tief sind, dadurch die Abwehrkräfte nicht ganz perfekt.

Die Zeit rennt: Sie sind nun bereits seit einem Jahr wieder zurück bei «Meteo».

Genau, damals habe ich mit einem Pensum von gerade mal 20 Prozent angefangen, jetzt bin ich wieder bei 60 Prozent – so viel habe ich auch gearbeitet, bevor ich krank geworden bin.

Vorher – nachher: Ist das eine Einteilung, die es bei Ihnen noch gibt?

Und wie, das war so ein riesiger Einschnitt. Es gibt «vor den Kindern, nach den Kindern» und jetzt noch «vor dem Krebs, nach dem Krebs». Es vergeht noch immer kein Tag, an dem mir das nicht irgendwann durch den Kopf geht.

Haben Sie noch Angst, dass der Brustkrebs wieder kommen könnte?

Ja, die Angst ist da. Aber ich habe alle drei Monate Kontrollen, das gibt Sicherheit. Und wenn ich etwas Schwieriges leisten soll und nicht sicher bin, ob ich es schaffe, denke ich mir: «Du hast so viele Chemos, so viele Bestrahlungen überstanden, klar schaffst du das.» Aber einiges ist auch schon wieder beim Alten, man vergisst…

Zum Beispiel?

Vor einem Jahr war ich in einer Phase, in der mich kaum etwas aufregen konnte. Der Computer funktioniert nicht? Kein Problem! Jetzt merke ich, dass Kleinigkeiten wieder nerven können – was etwas schade ist. Aber es gehört auch dazu, und grundsätzlich bin ich immer noch entspannter als früher.

Das Corona-Virus beunruhigt derzeit die Schweiz. Trotzdem: Worauf freuen Sie sich, wenn Sie nach vorne blicken?

Ich bin kein Wintermensch und freue mich wahnsinnig auf den Frühling, der sich ja bereits gezeigt hat. Endlich wieder öfter rausgehen, in den Wald zum Beispiel. Ich kann es kaum erwarten!