«Ich habe darum gekämpft, ‹Rosemarie› zu singen!»

Fürs neue Album hätten er und seine Kastelruther Spatzen gerne den Hit von Heimweh übernommen. Doch der Sänger musste schweren Herzens eine Absage hinnehmen.

«Uns gibt es noch» singt Norbert Rier (59) auf dem neuen Album der Kastelruther Spatzen «Feuervogel flieg». Und räumt damit auch musikalisch Gerüchte aus dem Weg, dass die erfolgreiche Gruppe ihre Karriere beenden will. Diese kamen auf nach seinen gesundheitlichen Problemen, die ihn zwangen, es etwas ruhiger anzugehen. Doch ans Aufhören denken der Künstler und seine Mitstreiter noch lange nicht.

GlücksPost: Zwei Jahre ist es seit Ihrer Herzoperation nun her. Wie geht es Ihnen?
Norbert Rier: Ich bin zufrieden. Wir sind in der Vorbereitung zu unserem legendären Spatzenfest, das vom 9. bis 13. 10. stattfindet, und stellen parallel unser neues Album «Feuervogel flieg» vor. Das ist jetzt natürlich eine etwas anstrengendere Phase, aber wenn dann am Ende alles klappt und schön wird, ist der ganze Stress vergessen.

Diesen sollten Sie in Ihrem Leben allerdings aus gesundheitlichen Gründen eher reduzieren. Konnten Sie das umsetzen?
Ich muss es heute schon langsamer angehen lassen. Aber wenn man sich wohlfühlt und es gut läuft, neigt man dazu, leichtsinnig zu werden und wieder zu viel Gas zu geben. Bei meiner letzten Kontrolle war jedoch alles super, und mein Arzt ist zufrieden. Meinem Herzen geht es wieder gut, aber ich muss natürlich auf meinen Körper achten, damit man im Zweifel Alarmsignale schneller erkennt.

Wenn man mit einem solch starken gesundheitlichen Einschnitt konfrontiert ist: Denkt man da eher daran, wie zerbrechlich das Leben ist?
Ja, es ist mir sehr bewusst geworden, dass sich von einem Tag auf den anderen alles ändern kann. Meine Herzklappe war total verkalkt, es war sehr knapp, ich hätte nicht länger warten können. Nach der Operation habe ich lange gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen, ein gutes halbes Jahr. Eigentlich musste ich wieder bei Null anfangen. Alleine aufstehen, war anfangs schon schwierig, ein paar Schritte gehen oder eine Treppe steigen, war ein echter Kraftakt. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch so schwach sein kann.

Wer war in dieser Zeit Ihre grösste Stütze?
In erster Linie meine Frau Isabella. Aber auch alle meine Kinder waren für mich da, haben auf unserem Bauernhof mitgeholfen.

Im nächsten Jahr werden Sie 60. Wie erleben Sie das Älterwerden?
Als ich 40 wurde, habe ich mir keine Gedanken über mein Alter gemacht. Mit 50 war das anders. Das war ein Knackpunkt in meinem Leben. Da denkt man schon über das eine oder andere nach. Als ich jung war, da war ein Mann mit 60 alt für mich. Jetzt bin ich selbst in dem Alter. Man muss es annehmen und am besten entspannt damit umgehen.

Sie wollten künftig auch mehr Zeit mit Ihrer Frau Isabella verbringen. Hat das bisher geklappt?
Es klappt nicht immer, aber immer öfter (lacht). Was wir jedes Jahr versuchen, ist, ein bisschen Ferien zu machen. Wir machen gerne mal einen kleinen Wellness-Urlaub, bleiben aber meistens in den Bergen. Bei uns in Südtirol ist es ja wunderschön. Aber vor ein paar Jahren haben wir unsere Hochzeitsreise nachgeholt und sind nach Mallorca geflogen.

Im kommenden Januar werden Sie Ihren 37. Hochzeitstag feiern. Wie sorgen Sie dafür, dass in Ihrer Ehe das Feuer nicht erlischt?
Es sind die kleinen Gesten und Dinge im Leben, mit denen man seiner Partnerin zeigen kann, wie sehr man sie liebt und braucht. Vor allem in der Zeit nach meiner Operation habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, jemanden zu haben, der voll und ganz hinter einem steht. Isabella war immer da, sie ist eine wundervolle Frau.

Gibt es auch Streitpunkte in Ihrer Beziehung?
Meistens sind es Kleinigkeiten im Alltag. Aber dann reden wir darüber. Und wenn es Streit gibt, dann bin ich meistens derjenige, der den ersten Schritt in Richtung Versöhnung macht. Das Schönste an einem Streit ist ja eh die Versöhnung. Wir gehen auch niemals im Streit schlafen, sondern sprechen uns vorher aus. Ich sage immer: Solange man miteinander reden kann, gibt es auch eine Zukunft für die Liebe.

Sie sind mittlerweile dreifacher Opa. Wie fühlt sich das an?
Es ist schön, zu sehen, dass es weitergeht und die Familie grösser wird. Mein ältester Enkel Noah, der Sohn von Alexander, ist jetzt 14 Jahre alt. Er kommt immer in den Schulferien und liebt es, auf dem Hof mitzuarbeiten. Er wird sicher einmal der perfekte Landwirt. Und die Söhne meiner ältesten Tochter Marion wachsen und gedeihen auch prächtig. Peter ist jetzt vier Jahre alt und Willi zwei Jahre. Ich geniesse es sehr, Opa zu sein.

Sie sind regelmässig in der Schweiz zu Besuch. Haben Sie auch Kontakt zu Schweizer Künstlern?
Ja, die gibt es immer wieder. Wir hatten sogar geplant, auf unserem neuen Album ein Lied des Schweizer Männerchors Heimweh zu covern – «Rosemarie», eine wunderschöne Ballade, die wir in Hochdeutsch singen wollten. Ich habe gekämpft, aber am Ende wollte es der Komponist doch nicht freigeben. Das hat mich traurig gemacht. Aber wer weiss, vielleicht klappt es ja beim nächsten Album. Wir versuchen es weiter!

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Schweiz?
Das ist die Verbindung mit unserem prominentesten Fan. Das ist Vreni Schneider, die frühere Skirennfahrerin. Sie hatte einmal in einem Interview gesagt, dass sie am liebsten unsere Musik hört. Dafür sind wir ihr heute noch dankbar. Wir haben sie dann kennengelernt, sie hat uns in Kastelruth besucht, und wir waren auch bei ihr in Elm in der Schweiz. Sie ist eine wirklich tolle Frau.

Sie feiern seit fast vier Jahrzehnten unglaubliche Erfolge. Kommt Ihnen Ihr Leben manchmal nicht wie ein Märchen vor?
Doch! An Silvester werden es 40 Jahre sein, seit ich bei den Kastelruther Spatzen bin. Seitdem ist so viel passiert. Eine Karriere über so einen langen Zeitraum zu erleben, ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür bin ich sehr dankbar.