«Ich habe bis zur Neige alles ausgekostet»

Auf Theaterbühnen und im Fernsehen feierte er grosse Erfolge und war berühmt für seine sonore Synchronstimme. Zuletzt war er dement − er wurde vergesslich, doch bleibt unvergessen.

Er ist friedlich eingeschlafen: Schauspieler und Synchronsprecher Thomas Fritsch starb im Alter von 77 Jahren. Zuletzt lebte er in einer Senioren-WG in Berlin, die sich um Demenzkranke kümmert.

Fritsch war der ewige Sonnyboy des deutschen TV, bestach durch sein strahlendes Lachen und die blauen Augen. Er verbrachte einen Grossteil seines Lebens auf der griechischen Sonneninsel Mykonos. Sein letzter Wunsch: «Ich möchte, dass meine Asche hier ins Meer gestreut wird.» Fritsch genoss das Leben, sagte: «Ich habe alles ausgekostet bis zur Neige und die Nächte mit Wonne durchgesoffen und getanzt.»

Er galt − wie sein Vater Willy († 72) vor ihm − als einer der besten deutschen Schauspieler, sah als junger Mann immer fast zu gut aus, um ganz wahr zu sein. In Deutschland wurde er bereits im Alter von 16 Jahren entdeckt, war ein Teenie-Idol und Stammgast in der Zeitschrift «Bravo». Er feierte später Erfolge in der Serie «Rivalen der Rennbahn» (1989), in Rosamunde-Pilcher-Filmen oder im Kult-Comedy-Thriller «Der Wixxer» (2007) mit seiner sonoren Stimme. Auch als Synchronsprecher war Fritsch, der sich als bisexuell bezeichnete, nie heiratete und keine Kinder hatte, sehr gefragt. Seine Stimme lieh er zum Beispiel Russell Crowe (57) in «Gladiator» oder Jeremy Irons (72) − und er war die allwissende Erzähler-Stimme bei «Die drei ???» und auch bei «Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer.»

1990 diagnostizierten Ärzte beim Schauspieler einen Gehirntumor, der operiert wurde. «Ich sass damals am Strand und überlegte mir, ob ich mir die Pulsadern aufschneiden sollte», erklärte er damals. Der Eingriff verlief erfolgreich, und die Suizidgedanken verflogen.

Nach seinem Tod meldeten sich zahlreiche Weggefährten zu Wort. Darunter Jutta Speidel (67), die mit Fritsch und dem Schweizer Herbert Herrmann (79) in den 70er-Jahren die Serie «Drei sind einer zuviel» gedreht hatte. Darin buhlen zwei Männer um dieselbe Frau. «Ich war damals sehr verliebt in Thomas», erinnerte sich Jutta Speidel. Er sei aber besetzt gewesen. «Da habe ich halt den Herbert genommen», sagte sie schmunzelnd. Sie sei froh, dass sie ihn noch vor einigen Monaten in Berlin besucht habe. «Ich werde Thomas für immer in meinem Herzen tragen!»