«Ich gebe Fritz niemals mehr in ein Heim»

In guten wie in schlechten Zeiten: Die Entertainerin und «Prix Walo»-­Chefin kümmert sich aufopferungsvoll um ihren Lebenspartner Fritz Künzli, der an Demenz leidet. Ein Kraftakt – und nur durch Liebe möglich!

Am Muttertag, 13. Mai, geht im Fernsehstudio Leutschenbach der 44. «Prix Walo» über die Bühne, organisiert von Präsidentin und Produzentin Monika Kaelin (63). Neben der wichtigsten Auszeichnung im Schweizer Showbusiness kümmert sich die Entertainerin mit nahezu übermenschlichen Kräften um ihre grosse Liebe, den an Demenz erkrankten ehemaligen Fussballstar Fritz Künzli (72). Die GlücksPost hat das prominente Paar einen Tag lang begleitet.

Im Garten hinter der kleinen Zürcher Zweitwohnung von Monika und Fritz, die vor allem als Büro genutzt wird, zwitschern die Vögel. Die Sonne schickt ihr schönstes Licht auf den Tisch, an dem die beiden die traute Zweisamkeit geniessen. Die Liebe zu ihrem schwer dementen Mann ist in dieser traumhaften Atmosphäre geradezu spürbar. Monika herzt Fritz, spricht mit sanfter Stimme auf ihn ein, lässt ihn an diesem Frühlingstag teilhaben.

«Fritz braucht viel Ruhe», sagt Monika Kaelin. «Heute geht es ihm super.» Und tatsächlich: Er freut sich sichtlich über den Besuch, er kennt die Gesichter von Reporter und Fotograf seit vielen Jahren. Sein Strahlen zeigt: Die beiden gehören zu seiner Vergangenheit. «Mir gaht’s guet», sagt er.

«Wir haben unseren Lebensrhythmus gefunden», sagt Monika Kaelin. «Heute sind wir um halb fünf aufgestanden. Wie jeden Morgen bereite ich ihm frische Früchte zu, Kiwis, Äpfel und Orangen. Dann stelle ich ihm TV-Sendungen ein, die ihn interessieren. Zum Beispiel den Sport von gestern, ‹10 vor 10› oder auch einen Liebesfilm von Rosamunde Pilcher.» Krimis vertrage er überhaupt nicht. Harmonie auch in den Filmen sei für ihn wichtig. Während Fritz am TV abgelenkt ist, kann sie sich noch ein bisschen aufs Ohr legen. «Wenn etwas passiert, höre ich das sofort.» Wichtig sei für Fritz ein regelmässiger Rhythmus. «Man muss sich diesen Menschen anpassen, nicht sie uns», erklärt sie. «Dies muss man erst lernen, vor allem, wenn man wie ich tausend Sachen neben-einander zu bewältigen hat.» Sie müsse zuweilen von 100 000 Volt auf null runterfahren, «süferli» an die Sache rangehen und das aufnehmen, was der Partner kundgibt, auch wenn er das nicht mit eigenen Worten sagen könne. Stress müsse man abbauen. Entschleunigung sei das beste Mittel für Harmonie.

Am Nachmittag merken wir, was Monika Kaelin damit gemeint hat. Bei drei ihrer Termine ist Fritz dabei, weil an diesem Nachmittag keine Betreuerin zur Verfügung steht. Zuerst an der Löwenstrasse, wo die «Prix Walo»-Moderatorin drei Gala-Kostüme anprobiert. Das Gewusel der vielen Menschen auf der Strasse und im Geschäft machen Fritz plötzlich wie unnahbar. Danach muss Monika Kaelin im Privatstudio bei «Prix Walo»-Filmregisseur Marcel Weiss Werbe-Jingles synchronisieren. Fritz ist plötzlich nervös. Die GlücksPost begleitet ihn deshalb in den Garten. Dort verfällt er unvermittelt wie in eine Starre. Aus dem Nichts läuft er Richtung Hauptstrasse. Wir können ihn gerade noch zurückhalten.

«Solche kurzen Aussetzer kann es geben, deshalb braucht Fritz rund um die Uhr Begleitung. Er liebt aber die Öffentlichkeit. Ich werde deshalb mit ihm und den 1000er-Club-Mitgliedern des FC Zürich am 27. Mai mit dem Bus zum Cupfinal gegen die Young Boys nach Bern fahren, wo er seine alten Kameraden treffen kann. Darauf freut er sich. Das ist seine Welt!» Auch am «Prix Walo» wird er dabei sein, im Kreis der Familie und mit Betreuerinnen, die ihn jederzeit nach Hause bringen, wenn es ihm zu viel wird. «Ohne fremde Hilfe geht es nicht», sagt Monika Kaelin offen. «Aber Fritz geht es viel besser bei mir oder in seinem bekannten Umfeld als etwa in einem geschlossenen Demenz-Heim, wo man ihm Sedative verabreicht, um ihn ruhig zu halten. Dorthin würde ich ihn nie mehr geben, auch nicht für ein paar Tage. Da würde er sich wie in einem Gefängnis fühlen. Sportler brauchen Freiheit und Selbstbestimmung.»

Sie spüre immer wieder, dass es ihm zu Hause am wohlsten sei. Und sagt: «Ich würde es nicht überleben, ihn eines Tages irgendwohin abgeben zu müssen. In guten wie in schlechten Zeiten – dies versprachen wir uns damals vor 33 Jahren vor dem Altar. Das gilt für die Ewigkeit!» Und für sie ist klar: «Fritz bleibt für mich immer noch Fritz.» Auch mit seiner schweren, je nach Tagesform teils nur mittelschweren Demenz, die er sich als Goalgetter der Nation hauptsächlich von Tausenden von Kopfbällen holte. Dadurch erlitt er viele unbemerkte Gehirnerschütterungen, die sein Gehirn schädigten – die Spätfolgen sind Demenz und eine leichte Form von Parkinson.

«Ich kann ihn doch nicht einfach abschieben, geschweige denn mich wegen ihm schämen. Diese Krankheit gehört genauso zum Leben wie etwa Krebs. Auch krebskranke Menschen werden nicht einfach stigmatisiert. Ich werde zu Fritz stehen, was auch immer passiert.» Aber jetzt freuen sich beide erst mal auf den 44. «Prix Walo», der auf Star TV ausgestrahlt wird. «Fritz liebt Showtime nämlich über alles und freut sich auf die gesamte Schweizer Showfamilie!»

Und wir fragen uns auf der Heimfahrt: Wo nimmt diese Frau nur diese immensen Kräfte her? Es muss die Liebe sein.