«Ich freue mich auf jeden neuen Tag»

Ein runder Geburtstag, den man kaum glauben kann. Mit 70 steht Paola mitten im Leben. Aktiv und voller Tatendrang. GlücksPost-Autor Pierre Rothschild kennt den Star, der die Jugend gepachtet hat, seit mehr als 40 Jahren und hat sich mit ihm unterhalten.

Es sind nicht viele Passagiere in der Halle des Zürcher Flughafens. Und es sind wenige Flüge, die überhaupt möglich sind. Doch auf der Anzeigentafel ist der Flug nach Lissabon startbereit, und Paola geht zum Dock. Voller Elan, mit eleganter Leichtigkeit. Eine Frau, die nach wie vor mitten im Leben steht. Kalenderjahre zählen nicht. Ein Leben voller Arbeit, ein Leben geprägt von Fleiss und absoluter Zuverlässigkeit. Die Worte des Basler Filmproduzenten Arthur Cohn, dass ein Mensch Wurzeln und Flügel braucht, sind hier in seltener Harmonie zu sehen. Die Wurzeln des Elternhauses in St. Gallen. Und die Flügel, auszufliegen, um Neues zu entdecken.

Paola fliegt nach Lissabon zu Fotoaufnahmen. Viel Arbeit wartet auf sie. Modeln heisst, um fünf Uhr aufstehen für Haare und Make-up. Frühstücken, während die Feriengäste noch tief schlafen. An verschiedene Locations fahren, sich dauernd umziehen und mit Dutzenden Posen vor der Fotokamera agieren. Beim Shooting ist Konzentration angesagt, denn bei Aufnahmen für einen Modekatalog ist es ganz wichtig, dass jedes Detail eines Kleidungsstückes auf den Fotos ersichtlich ist. Aber Paola meint: «Ich mag diese Aufgabe sehr. Da fällt man abends zwar todmüde ins Bett. All diese Mühen werden dann aber belohnt, wenn man Wochen später im fertigen Modekatalog blättern kann.» Und der Katalog ist von Klingel, in der Schweiz Cornelia, dem Mode-Giganten mit 3000 Mitarbeitenden. Seit 20 Jahren ist Paola für dieses Haus erfolgreich tätig.

Aber blicken wir zurück. Die Karriere als Schlagersängerin. Von «Bonjour, Bonjour» bis «Blue Bayou» war Paola ein Garant für grosse Erfolge. Viele Auszeichnungen bis zur Doppel-Platin-LP, vier «Goldene Stimmgabeln», «Bambi» und so vieles mehr. Die legendäre Karriere führte sie 30 Mal in die «ZDF Hitparade». Paola war Dauergast in allen grossen Shows – sie zog mit ihren Liedern gross und klein in ihren Bann. Und dann richtete sich die Fernsehkamera nicht nur auf die Sängerin, sondern auch auf die Moderatorin.

Nach dem «Teleboy» in der Schweiz setzte sich die Idee ihres Gatten Kurt Felix, einer Samstagabend-Sendung mit der versteckten Kamera, in Deutschland mit «Verstehen Sie Spass?» fort. Für ein Millionen-Publikum war die Sendung, die Paola und Kurt ein Jahrzehnt lang gemeinsam moderierten, das Samstagabendvergnügen pur. Diesen Frühling war Paola in die 40-Jahre-Jubiläums-Sendung eingeladen. «Es war für mich emotional ein Ausflug zurück in eine schöne Fernsehzeit. Viele Zuschauerinnen und Zuschauern fühlten sich wohl auch wieder in die 80er- Jahre zurückversetzt, in denen sie mit der ganzen Familie am Samstagabend ‹Verstehen Sie Spass?› schauten.» Nun wird es eine zweite Jubiläums-Ausgabe geben, die am Samstag vor Weihnachten gesendet wird. Und für Paola ist der anhaltende Erfolg dieser Show eine Ehrung für ihren geliebten Gatten Kurt.

«Kurt war ein traumhafter Ehepartner. Wir haben uns ausgezeichnet verstanden. Wir waren seelenverwandt, glücklich miteinander verheiratet, in idealster Zweisamkeit. Vor 40 Jahren hatten wir auf dem Bürgenstock geheiratet. Ich bin überzeugt, in einem nächsten Leben kämen wir wieder zusammen. Kurt ist die grosse Liebe meines Lebens.» Und es ist diese traumhafte Ehe, die Paola bis heute Kraft im Alltag gibt. Bei all unseren Gesprächen, bei all unseren Begegnungen, spüre ich immer: Kurt ist mit ihr.

Und vor ihrer glücklichen Ehe prägte eine schöne Kindheit unsere Jubilarin. Ich begegnete der ganzen Familie früh in meinem Leben. Die Wärme ihres Elternhauses spürte ich sofort, und sie bleibt mir unvergessen. Paola erinnert sich: «Ich durfte eine unbeschwerte Jugend erleben. Für meine Eltern war die Familie ihr ein und alles. Meinen Geschwistern Elisabeth und Luigi und mir wurden die wichtigen Werte mit auf den Lebensweg gegeben.» Weiter sagt sie: «Mein Papa kam nach dem Krieg Ende der 40er-Jahre aus Italien in die Schweiz. Meine Mamma war als Auslandschweizerin ebenso in Italien aufgewachsen. Ihre Familie kehrte nach dem Krieg in die Schweiz zurück. Meine Eltern lernten sich in St. Gallen kennen und heirateten 1949 in der Kathedrale in St. Gallen.» Und bis heute betrachtet Paola die Herkunft ihrer Eltern als Privileg: «In der Kindheit reisten wir in den Sommerferien immer nach Fano ans Adriatische Meer, Geburtsort meines Vaters, zu unseren Grosseltern und Verwandten. Auch heute bin ich mit meinen Geschwistern immer wieder gerne mal dort zu Treffen mit Cousins und Cousinen. Das ist Nostalgie pur.» Zur Familie gehört auch Daniel, der Sohn von Kurt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Daniel ist seit über 30 Jahren Sendeleiter beim Schweizer Fernsehen.

Paolas runder Geburtstag am 5. Oktober ist eigentlich in dieser Karriere, in diesem Leben, nur ein Seitenblick. Paola steht voll und ganz im Leben. Gestern eine Begegnung mit dem Papst, morgen Ehrengast in wichtigen TV-Sendungen in Deutschland. Für jedes Jahrzehnt hat sie ein Motto gewählt. Und jetzt, mit 70? «Diese Zahl ist kein Grund, etwas zu ändern. All das, was ich tue, macht mir immer noch viel Spass. Ich darf mit einer inneren Zufriedenheit auf sieben erlebnisreiche Jahrzehnte voller unvergesslicher Erinnerungen zurückschauen, lebe im Hier und Jetzt und freue mich auf jeden neuen Tag.»

Und wir wünschen ihr nur glückliche Tage.

Mit Schwester Elisabeth und Bruder Luigi in ihrem Heimatort Fano (I).