«Ich finde das Älter­werden wirklich schön»

Sie war der erste weibliche Skistar der Schweiz. Am 8. März feiert die ­Doppel-Olympiasiegerin von 1972 ihren 70. Geburtstag. Auch heute noch ist sie oft auf den ­Pisten und in der Natur anzu­treffen. Sie zieht im Interview mit der GlücksPost Lebensbilanz.

Von Irene Lustenberger 

Montagvormittag in Flumserberg-Tannenheim SG: Es ist bewölkt, nur wenige Skifahrer tummeln sich auf den Pisten. Die wohl berühm­teste Einwohnerin des Ski- und Wandergebiets, Marie-Theres «Maite» Nadig, wartet im Aparthotel Edy Bruggmann auf die GlücksPost-Reporter. Am 8. März feiert die ehemalige Skirennfahrerin und Olympiasiegerin ihren 70. Geburtstag. «Heute bin ich eher die Schönwetter-Fahrerin», sagt sie. Und sie zieht die Sonne an! Der Himmel hellt beim anschliessenden Fotoshooting auf der Prodalp prompt auf.

GlücksPost: Marie-Theres Nadig, Sie werden 70 Jahre alt. Wie fühlen Sie sich?

Marie-Theres Nadig: Das Alter ist nur eine Zahl. Wichtiger ist, dass ich körperlich und geistig fit bin. Manchmal fühle ich mich jünger, meine Gebrechen zeigen mir dann aber, dass ich doch älter bin (lacht). Aber es geht mir sehr gut, ich hatte ein schönes Leben. Ich kann nicht klagen.

Wie feiern Sie Ihren runden Geburtstag?

Ich lade meine Familie zum Essen ein. Wir sind fünf Geschwister. Ausser mir haben alle zwei bis drei Kinder. Und die wie­derum haben auch schon Kinder. Hinzu kommen ein paar wenige Kolleginnen und
Kollegen.

Sie haben keine eigene Familie. Fühlen Sie sich manchmal einsam?

Wenn man alleine ist, muss man sein Leben selbst in die Hand nehmen und schauen, dass man nicht nur zu Hause rumsitzt. Manchmal ist das einfacher, manchmal schwieriger. Meistens bereitet es mir keine Probleme. Denn ich bin mir ein selbst­bestimmtes Leben gewohnt. Mit einer Familie wäre das nicht möglich gewesen.

Was ist das Schöne am Älterwerden?

Der Horizont wird weiter, und man hat für gewisse Sachen mehr Verständnis. Oder auch weniger (lacht). Wenn man jünger ist, ist man eher auf sich und seine Umgebung fixiert.

Und was gefällt Ihnen nicht am Alter?

Da gibt es nichts. Ich finde das Älter­werden wirklich schön. Vor allem hier in der Schweiz mit der Altersvorsorge. Man darf aber nach der Pensionierung nicht einfach in den Tag hineinleben, sondern muss versuchen, ihm eine Struktur zu geben. 

Gab es für Sie beruflich je eine Alter­native zum Skifahren?

Etwas Handfestes, worauf ich zurückgreifen konnte, hatte ich nie. Das wollte ich aber auch nicht. Ich wollte auch nicht im Architekturbüro meines Vaters arbeiten. Skifahren war meine Passion.