«Ich bin mit mir selbst im Reinen»

Aufregende Tage stehen der Berner Moderatorin bevor: Für «SRF bi de Lüt: Wunder­land» geht sie mit zwei Geissen auf eine zehntägige Wanderung. Damit tritt sie in die Fussstapfen von TV-Liebling Nik ­Hartmann: Hat sie Angst, diese nicht ausfüllen zu können?

Chum itz», sagt Nicole Berchtold (44) und zupft an der Leine. Big Joe findet das saftige Gras am Wegesrand allerdings gerade interessanter als die Moderatorin. Aber genau dafür ist sie ja hier, beim Mini Zoo Zahir im Jura: Bei einem «Date» will sie den Tauernscheckenbock und dessen Gspänli Lucky, eine Walliser Schwarzhalsziege, besser kennenlernen. Denn: Für «SRF bi de Lüt: Wunderland – Die Geissentour» (ab 9. Juni, freitags, 20.05 Uhr, SRF 1) wandert sie mit den beiden in zehn Tagen von Lamboing BE nach Dallenwil NW.

GlücksPost: Wer ist schwieriger zu bändigen – Ihre Söhne Luis und Milo oder die Geissen?

Nicole Berchtold: Es haben alle ihren eigenen Kopf! (Lacht.) Wobei man bei den Kindern mittlerweile an die Vernunft appellieren kann. Bei den Geissen braucht’s einfach die richtigen Goodies, dann klappt’s ganz gut.

Luis und Milo sind elf und neun Jahre alt – haben Sie schon fast Teenies zu Hause oder noch Kinder?

Für die Mutter bleiben sie doch irgendwie immer Buben. Aber gerade bei Luis sehe ich schon, dass er ein richtiger Giel geworden ist. Er ist gross, schon sehr selbständig und sein Charakter zeigt sich immer mehr. 

Keine Wehmut, dass die beiden nicht mehr Ihre «Kleinen» sind?

Nein, alles zu seiner Zeit! Dafür können wir jetzt andere Gespräche mit ihnen führen, neue Situationen erleben. Das ist interessant.

Die beiden spielen Eishockey wie Ihr Mann. Da sind Sie als Mama wohl auch gefordert?

Ja, ich bekomme bald das «Goldene Steuerrad» (lacht): Für all die Spiele fahren wir von einer Eishalle zur anderen. Speziell die Wintersaison ist extrem intensiv. Wenn die durch ist, braucht es dann auch mal ein Durchatmen und mehr Zeit zu viert, als Familie. Man verzichtet auf einiges. Aber solange alle Freude haben, ist es gut, wie es ist.

Jetzt sind aber erst einmal Sie selbst unterwegs. Was darf das TV-Publikum erwarten?

Schöne Landschaften auf jeden Fall. Wir passieren Dörfer und Städte, märchenhafte Schluchten und das mystische Napfgebiet. Wir steigen sogar in eine Gondel, eine Kutsche und auf ein Schiff. Mal schauen, ob das klappt! Mit zwei Geissen kannst du nicht alles planen.

Macht Sie das nervös?

Am Anfang dachte ich schon, dass die Idee etwas verrückt ist. Aber jetzt, wo ich Lucky und Big Joe kennengelernt und den Umgang mit ihnen etwas trainiert habe, glaube ich, dass wir ein gutes Wandertrüppli sind.

Sind die beiden denn geübt?

Sie kennen Trekkingtouren – da sind sie aber nicht zehn Tage am Stück unterwegs. Und mit zwölf Jahren sind sie auch schon ältere Herren. Ich bin gespannt, wie sie es meistern.

Und wie steht’s bei Ihnen: Trifft man Sie privat oft auf den Schweizer Wanderwegen an?

Schon regelmässig. Wir sind generell eine sportbegeisterte, aktive Familie. Und ich bin damit aufgewachsen: Mein Grossvater hatte im Lötschental im Wallis eine Alphütte, wo wir in meiner Kindheit immer wandern waren. Und heute sind wir mit unseren Jungs gerne dort. Je älter ich werde, desto mehr gibt es mir – diesen Ausgleich zu all den kopflastigen Dingen, die einen sonst beschäftigen.

Und wenn’s mal regnet oder stürmt, können Sie damit umgehen? Sie wirken – vielleicht durch Ihren früheren «G &G»- Job – ja eher glamourös …

Immer noch? (Lacht.) Nein, das ist kein Problem. Wir haben ja inzwischen auch unseren Hund Gipsy: Mit ihm geht’s bei Wind und Wetter raus. Ich bin gerne in der Natur und mag es auch, sie zu spüren. Da kann ich auch mal ds Füfi la grad stah und muss nicht mit einer Schicht Make-up herumlaufen. Das erdet. 

Indem Sie «Wunderland» wieder aufleben lassen, treten Sie in die grossen Fussstapfen von Nik Hartmann, dem langjährigen Wandervogel der Nation. Mutig!

Ich finde, Nik ist ein wunderbarer Wegbereiter, der den Job wahnsinnig gut gemacht hat. Ich bewundere ihn dafür. Aber ich bin eine ganz andere Person und will mich nicht mit ihm messen. Ich mache meine Tour, gehe meinen Weg, mit meinen Geissen. Natürlich wäre es trotzdem schön, wenn die Menschen, die «Wunderland» mochten, jetzt auch wieder einschalten. 

Macht Sie die Vorstellung, dass sie das nicht tun könnten, nervös?

Äs geit. Ich bin da entspannter geworden. Ich habe schon so viel gemacht, und es funktioniert nun mal nicht alles.

Bei «Jaaa! – Die Sendung mit Herz» zum Beispiel waren die Quoten nicht gut, sie wurde abgesetzt.

Auch das gehört zum TV-Handwerk dazu. Du musst Mut haben, mal etwas wagen, wenn Neues entstehen soll. Und das treibt uns ja auch an. Ich denke immer: Wenn das Team Freude hat und ich Freude habe, dann überträgt sich das hoffentlich aufs Publikum. Aber am Ende ist es ja keine Herzoperation – die Welt geht nicht unter, wenn es nicht ankommt.

Das klingt sehr reflektiert. Keine Selbstzweifel?

Nein. Ansonsten bist du angstgetrieben, das bringt niemandem etwas. Wenn ich Bedenken hätte, würde ich es nicht machen.

Sie sind Mitte 40, seit 20 Jahren im Geschäft: Das scheint eine gewisse Lockerheit mit sich zu bringen.

Das ist so. Ich hatte früher sicher mehr Unsicherheiten. Ich finde zwar, man kann immer an sich
arbeiten, aber grundsätzlich bin ich im Reinen mit mir. Ich weiss, wer ich bin und was ich will, und kann mich vom Druck von aussen abkapseln. Man sollte sich nicht über alles Gedanken machen, Sorgen und Zweifel haben. Gerade in meinem Job gibt es immer tausend unterschiedliche Meinungen. Ich mach das jetzt, und fertig.

Vielleicht ist das ja der Anfang einer langen Wanderkarriere: Nik Hartmann hat es über zehn
Jahre gemacht …

Wer weiss! (Lacht.)

Dann geht es weiter?

Dazu darf ich noch nichts sagen. 

Was steht sonst noch an?

Verschiedenes. Ich studiere ja noch Psychologie und schreibe an meiner Masterarbeit. Die «Landfrauen» kommen sicher wieder und auch sonst läuft einiges – es bleibt also spannend. 

Sie sind viel unterwegs. Vermissen Sie da die Familie?

Wenn es zehn Tage am Stück sind, wie jetzt beim «Wunderland», bestimmt. Aber ich weiss ja, dass die Jungs zu Hause gut versorgt sind. Ausserdem können wir ja immer telefonieren, ich bin ja nicht im Dschungelcamp! (Lacht.)