«Ich bin mir nie untreu geworden»

Sie blickt auf aufregende Zeiten zurück, doch nach elf Jahren geht die «Glanz & Gloria»-Moderatorin nun neue Wege. Mit Freude, aber auch Wehmut und etwas Angst im Herzen.

Die Frühlingssonne strahlt über dem Zürcher Uetliberg, viele Ausflügler sind unterwegs – und Annina Frey, die federnden Schrittes durch den Wald joggt. «Dabei kann ich die Seele ‹bambälä loh›», erzählt sie bei der kühlen Cola danach. «Beim Joggen höre ich keine Musik, bin ganz für mich in der Natur. Dabei kann ich wahnsinnig gut nachdenken, Dinge verarbeiten. Wenn ich zurückkomme, ist der Kopf wieder frei.»

Für ihre letzte grosse berufliche Entscheidung brauchte es allerdings viele Runden durch den Wald, dazu Gespräche mit Eltern, Freundinnen und Freund Armon (32): Die Moderatorin hat beschlossen, nach elf Jahren «Glanz & Gloria» zu verlassen. Raus aus dem sicheren SRF-Hafen, um zu schauen, was da noch auf sie wartet. «Wenn ich jetzt, mit 37, nicht gehe, dann vielleicht nie mehr. Ich hatte Lust, mich von diesem ‹Miss Glanz & Gloria› zu -lösen, das Korsett wurde mir langsam zu eng.» Nun befreite sie sich – und präsentiert am 4. Mai ihre letzte Sendung. «Ohne Tränchen wird das nicht ablaufen. Es schmerzt schon sehr», gibt sie zu. «All die Erinnerungen – die Reisen zu den ‹Oscars› früher, nach Cannes, meine Limousinen-Interviews und natürlich ‹Frey von Sinnen›. Es war ein Traumjob.»

Ein Traumjob, der allerdings auch eine dicke Haut verlangte.Die Baslerin wurde in Medien und Internet-Kommentaren gerne kritisiert, vor allem am Anfang und nie wegen ihrer Arbeit. Ihre Kleidung sei zu schräg, die Stimme zu hoch, der Körper zu dünn, ihre Fotos auf Social-Media-Kanälen zu freizügig, ihre Aussagen zu direkt. Selbst bei ihren Chefs habe sie mehrmals antraben müssen, gesteht sie schmunzelnd. «Klar, anfangs haben mich die Kritiken verletzt und verunsichert, ich habe aber schnell gemerkt, dass ich mich nicht verändern muss.» Man könne es ohnehin nie allen recht machen und sei nur authentisch, wenn man sein Ding durchziehe. «Ich bin mir nie untreu geworden, habe aber auch nicht bewusst provoziert. Manchmal mache ich Dinge einfach spontan, ohne sie 1000-mal zu hinterfragen. Man muss nicht alles perfektionieren, nur damit das Bild danach stimmt.» Perfekt ist langweilig – und davon ist Annina Frey meilenweit entfernt. Viele Zuschauer  werden das vermissen, wie sie ihr in Briefen und E-Mails kundtun. «So viel Wertschätzung bekam ich in den letzten elf Jahren zusammen nicht. Es ist krass – und natürlich sehr schön!»

Aber wie geht es denn nun weiter? Steht gar die Familienplanung an? Mit Freund Armon ist sie seit anderthalb Jahren glücklich. «Wir wollen im Herbst zusammenziehen», sagt sie. «Hochzeit oder Kinder sind aber noch kein Thema, auch wenn ich weiss, dass ich für Letzteres nicht ewig Zeit habe.» Sie sei jedoch keine Frau, bei der dies ganz oben auf der Prioritätenliste stehe. Beruflich wird sie ihre Selbstständigkeit ausweiten, konzentriert sich nebst privaten Moderationsaufträgen auch auf ihre Tätigkeit als DJ. Sie legt schon seit zwölf Jahren auf und wird je länger je mehr gebucht. Neu ist sie auch jeden dritten Freitag im Monat von 21 bis 22 Uhr bei Radio 105 zu hören. Dem Fernsehen will sie den Rücken nicht ganz kehren, ist in Gesprächen und feilt an eigenen TV-Projekten. Ihr Traum wäre eine Show wie «Schulz in the Box» (Pro7), eine Art Abenteuer-Reportage, bei der sich der Moderator in gänzlich neue Situationen begibt – «Frey von Sinnen» nicht unähnlich.

Viel Freiheit für Annina Frey: «Klar macht es auch Angst, wenn man nicht genau weiss, wohin die Reise geht», gesteht sie. «Es braucht Mut. Aber manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne tun zu können.» Und wenn sie mal nicht weiss, in welche Richtung, hat sie ja das perfekte Mittel: Jogging-Schuhe an – und los geht’s!