«Ich bin kein Helikoptervater»

In der Sendung «Gesundheit heute» wird der Snowboard-Star als moderner Mann präsentiert. Sein Leben als alleinerziehender Papa meistert er gut – wobei es anfangs schwer war.

Vor der Tür seines Mehrfamilienhauses in Spiez BE empfängt uns Fabien Rohrer mit Leuchtstoffröhren unter dem Arm. Das Licht in der Waschküche geht nicht mehr. «Ich mache in einigen meiner Immobilien, die ich zugleich verwalte, auch die Unterhaltsarbeiten», sagt der 46-Jährige. Kaum sind wir in der Wohnung, nimmt er den Staubsauger und rauscht damit durch die Stube. Aus Gemüse und Früchten presst Fäbu einen Saft für Sohn Jeremy. «So kann ich ihm Gesundes unterjubeln», sagt er augenzwinkernd.

Das englische Au-pair Abi Rose Pickett (26) holt den Zehnjährigen von der «British School» ab. Für seinen Sohn will Fabien nur das Beste. «Er soll wissen, dass ich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, damit er einmal das machen kann, was er will.» Dass die Schule Wert auf Disziplin legt, ist ihm noch so recht – auch er fordert viel Pflichtbewusstsein von seinem Junior: «Unsere gemeinsamen Aktivitäten sind oft anspruchsvoll, da muss ich mich darauf verlassen können, dass er sich verantwortungsvoll verhält.» Das könne Jeremy nur, wenn er ihm erkläre, weshalb er etwas wie tun oder lassen muss.

Nachdem der Bub die von Papa gekochte Pasta gegessen und mit Abi Rose einen Teil der Hausauf­gaben erledigt hat, geht’s los zum Euterpark in Saanenmöser BE. Vater und Sohn verbringen im Winter jeden Mittwoch- und Freitagnachmittag sowie das Wochenende im Showboard-Park. «Es ist wichtig, dass wir rausgehen, zusammen etwas unternehmen. Die Leute vom Park kennen ihn alle, seit er am ‹nüggele› war.» Heute gehört Jeremy praktisch zum Team, hilft etwa beim Schanzenbauen. «Hier kann er schalten und walten, ohne dass ich ständig dabei bin, oft geht er auch mit ihnen snowboarden. Ich bin kein Helikoptervater.»

Trotz der Freiheiten ist es ihm wichtig, dass er seinem Sohn zeigt, wie man richtig fährt. An einem Hügel, den Fäbu selbst aufgeschaufelt hat, probiert Jeremy einen Backflip (Salto rückwärts). «Den Sprung haben wir sicher schon 50 Mal probiert, doch er muss das noch ein klein wenig anders angehen.» Vor der Linse des Fotografen gelingt Jeremy das lang geprobte Kunststück! Danach lässt Fabian Rohrer Jeremy mit den Euterpark-­Leuten arbeiten. Gekonnt steuert der Kleine den Schneebagger.

Das Leben als alleinerziehender Vater lief nicht immer so reibungslos. «Ich hatte doch keine Ahnung! Am meisten halfen mir andere Hausfrauen, sie gaben mir die besten Tipps, denn sie sind absolute Profis.» Mit den Jahren realisierte er, wie hart der Hausmann-Job ist, besonders wenn man daneben beruflich engagiert ist: «Du funktionierst einfach und vergisst, dir Zeit für dich zu nehmen. Das nenne ich das Hausfrauen-Syndrom. Jeden Tag zu Kindern und Haushalt schauen ist wie Spitzensport: planen, ausführen, nicht meckern.»

Als er am Ende seiner Kräfte angelangt war, änderte Rohrer seinen Alltag: Er holte sich ein Au-pair und eine Reinigungshilfe. «Nun kann ich mich auch mal ausklinken. Abi Rose hält mir den Rücken frei.» Von offizieller Seite habe er kaum Hilfe erhalten: «Für allein­erziehende Mütter gibt es alles, aber die Männer müssen selber schauen.» Über diese Diskrepanz und wie er wieder Raum für sich fand, spricht der Ex-Snowboard-­Champion in «Gesundheit heute – der moderne Mann» (SRF 1, 22. 1., 18.10 Uhr). «Auch Männer können sich emanzipieren, ich bin der beste Beweis dafür. Einen grösseren Querschläger als mich gibt es nicht, ich kam aus einer totalen Macho-Szene, und es ging trotzdem. Mein Kind hat es verdient, dass ich ihm zeige, wie man auf dieser Welt überlebt, aus unserem System das Maximum herausholt. Ich glaube, seine Festplatte so programmiert zu haben, dass er weiss, welche Konsequenzen sein Verhalten hat.»

So hat Fabien Rohrer nach vielen Umwegen seine Mitte gefunden und das Leben seines Sohnes in die richtigen Bahnen gelenkt. Er ist angekommen, und sogar in der Liebe scheint es endlich gut zu laufen: «Meine Partnerin ist eine starke Frau, die nicht in der Öffentlichkeit stehen will», verrät er. «Wir haben die gleichen Hobbys und Interessen, was ich mir immer gewünscht habe. Dass ich ein Promi bin, interessiert sie nicht. Sie sagt, sie liebe mich so, wie ich bin.»