«Ich bin glücklich und dankbar für alles»

Schicksalsschläge und Glücksmomente lagen in der 50-jährigen Karriere des erfolgreichen Bauchredners manchmal nahe beisammen. Das Positive aber überwiegt – auch dank seiner Frau Ruth. Ende Jahr aber zieht sich der Thurgauer von der Bühne zurück.

Mit einem herzlichen Lachen empfängt uns Urs Kliby daheim in seinem gemütlichen Haus in Kreuzlingen. «Kaffee und Gipfeli stehen schon bereit», ruft seine Frau Ruth (74), ganz aufmerksame Gastgeberin, aus der Wohnküche. Es ist ein besonderer, irgendwie auch emotionaler Termin. Während rund 40 Jahren begleiteten wir den liebenswerten Künstler und erlebten ihn und seine vorwitzige Puppe Caroline bei umjubelten Auftritten auf der Showbühne. Immer wieder gewährten er und seine Frau uns aber auch persönliche Einblicke in ihr Privatleben, obwohl der Anlass nicht jedes Mal erfreulich war. Und jetzt, kurz vor dem 70. Geburtstag, wartet Kliby mit überraschenden News auf.

GlücksPost: In acht Wochen feiern Sie Ihren 70. Geburtstag. Was bringt das Alter Positives mit sich?

Kliby: Man darf alles etwas ruhiger und gemütlicher angehen. Ich sage oft zu meinem Schatz: Wir müssen nicht hetzen, wir haben jetzt Zeit. Ich habe schon vor ein paar Jahren begonnen, meine Auftritte etwas zu reduzieren, um mehr Zeit fürs Privatleben zu haben. Die Hektik ist der Gelassenheit gewichen.

Coronabedingt mussten Sie in den letzten Monaten beruflich einen Gang zurückschalten, alle Auftritte wurden abgesagt. Wie haben Sie diese Zeit gemeistert?

Da wir beide zur Risikogruppe gehören, haben wir uns immer strikt an die Regeln gehalten. Glücklicherweise wohnen wir in einem schönen Haus mit etwas Umschwung, und so konnten wir uns draussen bewegen, ohne uns oder andere zu gefährden. Wir nutzten die Zeit auch zum Entrümpeln des Kellers, und ich habe den Garten auf Vordermann gebracht. Wir sind es gewohnt, fast rund um die Uhr zusammen zu sein und hatten deshalb während des Lockdowns kein Problem damit. Eigentlich kam mir die Coronakrise sogar gelegen.

Wie meinen Sie das?

Ich konnte mich bereits an ruhige Zeiten ohne Auftritte gewöhnen. Ja, es war wie eine Hauptprobe. Ich habe bereits vor einem Jahr für mich entschieden, dass mein runder Geburtstag am 24. Dezember der richtige Zeitpunkt ist, um zu sagen: «Das war’s!» Es heisst immer, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Das stimmt, und das befolge ich jetzt. Ich durfte während 50 Jahren erfolgreich auf der Bühne stehen und blicke auf eine grossartige Karriere zurück. Alles hat Spass gemacht und für mich gestimmt.

Ist eine grosse Abschieds-Show geplant?

Nein. Ich bin am 28. Dezember ein kleiner Teil der «1 gegen 100»-
Doppelfolge zum Jahresabschluss auf SRF1. Und es stehen noch einige wenige öffentliche Auftritte an, sofern diese stattfinden können. In den ersten Monaten des neuen Jahres gibt es coronabedingt zudem noch drei, vier Nachhol-Auftritte für ganz treue Auftraggeber, die ihre Events verschieben mussten. Das ist aber eine grosse Ausnahme! Offiziell ist wirklich Ende Jahr Schluss.

Und was macht Caroline?

Sie geht in die Ferien ins Historische Museum in Frauenfeld. Aufgrund des grossen Erfolgs wird die Ausstellung «Thurgauer Köpfe» nächstes Jahr von April bis Oktober wiederholt. Und nun erstmals mit einer Original-Caroline. Und eine Puppe bleibt wie bisher aus Sicherheitsgründen im Tresorfach einer Bank.

An welchen Auftritt erinnern Sie sich besonders gerne?

Jeder der über 6000 Auftritte war für mich etwas Besonderes. In bester Erinnerung geblieben ist mir aber der Auftritt für cerebralgelähmte Kinder im Kursaal Bern Ende der 80er-Jahre. Britta, ein 16-jähriges Mädchen mit Downsyndrom, war mit ihrer Mutter da. Und diese verriet mir, dass es der grösste Geburtstagswunsch ihrer Tochter sei, einmal mit Caroline ein Liedli zu singen. Wie immer hatte ich auch an diesem Abend «Frère Jacques» im Programm. Ich holte Britta auf die Bühne, und sie durfte mit mir und Caroline, in Begleitung des Pepe-Lienhard-Sextetts, dieses Lied singen. Sie hatte eine glockenhelle Stimme und rührte damit die 1400 Gäste zu Tränen. Es war einfach wunderbar.

Gibt es einen Glücksbringer, der Sie immer begleitet hat?

Ja, ein kleiner silberner Schutzengel. Er war entweder in der Garderobe oder im Auto immer mit dabei. Ich bin über zwei Millionen Kilometer unfallfrei gefahren, und dafür bin ich sehr dankbar. Ich glaube fest daran, dass dieses Schutzengeli auf mich aufgepasst hat.

Welchen Anteil an Ihrer Karriere hat Ihre Frau?

Ruthli ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich finde es wunderschön, eine Partnerin zu haben, mit der ich auch zusammenarbeiten konnte. Meine Frau steht nicht gerne im Vordergrund. Sie hat am Anfang meiner Karriere einen grossen Einfluss gehabt, indem sie es immer verstand, konstruktive Kritik auszusprechen. Meine Auftritte sind bis heute massgeschneidert auf den jeweiligen Anlass. Ich liebe den feinen Humor, und bei meinem Schatz habe ich meine Texte jeweils vorab noch «abgesichert». Und schliesslich ist Ruthli auch die Schöpferin meiner Caroline.

In den letzten Jahren hatten Sie immer wieder mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. So sorgten ein Schlaganfall, Prostata-Krebs und eine lebensbedrohende Herz-Operation bei Ihnen, Brust- sowie Hautkrebs bei Ihrer Frau für viele schwierige Momente. Wie geht es Ihnen heute?

Ja, meine Frau und ich haben einige gesundheitliche Schicksalsschläge hinter uns, und die haben uns noch mehr zusammengeschweisst. Aber es geht uns hervorragend, und wir fühlen uns topfit. Dafür sind wir sehr dankbar. Das Karriere-Ende hat nichts mit der Gesundheit zu tun.

Haben Sie keine Angst vor Rückschlägen?

Kliby: Klar denkt man bei jeder Arztkontrolle: Hoffentlich ist alles gut, hoffentlich kommt nicht plötzlich noch etwas Neues dazu. Gewisse Ängste und Bedenken bleiben bestehen. Und wenn meine Frau von einem Untersuch zurückkommt, dann erwarte ich sie jeweils schon vor der Garage. Ich bin sehr glücklich, wenn ich sehe, wie sie schon im Auto den Daumen hochhält, damit ich weiss:
Es ist alles okay.

Ruth Kliby: Wenn Urs mir sagt, er gehe nur rasch auf die Post und er nach einer halben Stunde noch nicht zurück ist, werde ich unruhig. Und wenn ich dann aus der Ferne noch das Martinshorn eines Krankenwagens höre, beginnt mein Herz zu rasen, und ich rufe ihn sofort an. Oder wenn ich heimkomme, sein Auto in der Garage sehe und ihn aber gerade nicht finde, ist das ganz schlimm für mich. Ich ärgere mich, dass ich so extrem ängstlich geworden bin.

Sie sind seit 43 Jahren verheiratet. Verraten Sie uns das Rezept Ihrer langen und glücklichen Ehe?

Kliby: Als ich meinen Schatz kennenlernte, wusste ich sofort – das ist die Frau fürs Leben. Sie kann fast alles und ist immer für mich da, egal was auch ist. Wichtig ist, dass wir beide die gleichen Interessen teilen.

Ruth Kliby: Natürlich steht an erster Stelle die Liebe, dann der Respekt dem anderen gegenüber. Klar haben auch wir mal Meinungsverschiedenheiten und grindele. Dann geht Urs ins Büro, ich in die Waschküche und brummle dort vor mich hin. Aber dann ist rasch wieder alles gut. Urs ist ein grundehrlicher, hilfsbereiter Mensch und zu allen einfach lieb.

Befürchten Sie nicht, plötzlich zu viel Zeit zu haben?

Kliby: Nein! Ich bin ein leidenschaftlicher Hobbygärtner, und im Sommer verbringen mein Schatz und ich sehr viel Zeit mit unserem Boot auf dem Bodensee. Jetzt natürlich noch mehr. Wenn das Reisen wieder möglich ist, dann würden wir gerne hie und da einen Städtetrip unternehmen. Ruthli wünscht sich schon lange eine Reise nach Wien, ich eine nach Prag. Die grosse, weite Welt haben wir auf rund 30 Kreuzfahrten gesehen.

Und gibt es weitere Pläne?

Wir möchten als Omi und Opi viel Zeit mit den zwei jüngsten unserer fünf Grosskinder verbringen. Sie sind wie ein Jungbrunnen für uns. Wir geniessen es, dass wir Juna – sie ist drei – und Meline – sie ist fünfeinhalb Jahre alt – ein bisschen verwöhnen dürfen. Die beiden sind so lieb. Für sie sagen wir alle anderen Termine ab und nehmen uns Zeit. Wir gehen auf den Spielplatz, ins Hallenbad, in den Tierpark. Es ist immer Action angesagt.

Haben Sie noch unerfüllte Wünsche?

So viele meiner Träume sind in Erfüllung gegangen, und ich bin glücklich und rundum zufrieden. Aber ein Wunsch steht noch auf meiner Liste: Ich hätte gerne einmal in einem Kinofilm mitgespielt. Nur eine kleine, lustige Rolle, vielleicht die eines Grossvaters. Wenn diese Anfrage noch käme, würde ich nicht Nein sagen!