«Ich bin eine geborene Kriegerin»

Hinter der Komikerin und Ex-Miss-Schweiz liegen schwere Zeiten: Sie stiess körperlich an ihre Grenzen, hat den Glauben an die grosse Liebe verloren und musste mehr kämpfen, als ihr lieb ist. Unterkriegen lässt sie sich aber nie.

Kurzer Stopp in der Heimat! Wir treffen Stéphanie Berger (38) in Männedorf ZH, wo sie aufgewachsen ist. Sie zeigt uns lauschige Plätzchen am See und im Wald. «Schön hier, nicht?», sagt sie. Sie wohnt zwar nur zehn Kilometer weit entfernt, ist aber dennoch nicht allzu oft hier. «Eigentlich sollte ich mehr entspannende Sachen machen, wie hier zu spazieren, aber dafür fehlt wirklich die Zeit. Ich habe es fast schon aufgegeben», sagt sie und lacht.

Als Komikerin hat sich Stéphanie Berger mittlerweile etabliert und ist fleissig mit ihrem Programm «Höllelujah!» (siehe unten) unterwegs. Die Anerkennung musste sie sich erarbeiten. «Es war ein harter Weg», erzählt sie. «Heute ist es entspannter – was mich manchmal irritiert. Ich bin es einfach gewohnt zu kämpfen. Ich muss lernen, etwas mehr Leichtigkeit zuzulassen.»

Über 20 Jahre ist es her, seit sie Miss Schweiz wurde, und viel ist passiert seither. Privat heiratete sie und wurde Mama von Giulien (6). Die Ehe scheiterte jedoch. Beruflich arbeitete sie u. a. als Sängerin und Schauspielerin. Anerkennung bekam sie dennoch spärlich. Sie glaubt nicht, dass es mit ihrer «Missen»-Vergangenheit zu tun hat, sondern eher mit ihrer ganzen Geschichte. Beruflich und privat sei es bei ihr selten einfach nur glatt gelaufen. «Ich musste kämpfen, seit ich auf der Welt bin, hatte schon die Nabelschnur um den Hals. Ich glaube, ich bin eine geborene Kriegerin, habe in Sachen Durchhalten, Ehrgeiz und Disziplin Meisterklasse erreicht», sagt sie. «Auch wenn ich es nicht gerade toll finde, diesen Teil von mir so stark leben zu müssen.»

Auch in der Liebe? Kürzlich hiess es, sie habe einen neuen Partner. «Ich bin Single, und das ist okay», sagt sie. Sie habe viel zu geben, aber das Gefühl, damit ein Auslaufmodell zu sein. Es gebe viel Egoismus und Oberflächlichkeit. «Den Traum von der grossen Liebe habe ich ehrlich gesagt begraben», sagt Stéphanie. «Das ist nicht traurig, sondern realistisch. Ein Beziehung wäre nur das Tüpfelchen auf dem i, ich bin sehr dankbar für meine Karriere, habe tolle Menschen in meinem Umfeld und einen gesunden Sohn.»

Giulien ist der Sonnenschein ihres Lebens. Sie ist richtig berührt, als sie von ihm spricht. «Er hat wie ich viel Energie, ist aber auch sehr sensibel», erzählt sie. «Er ist so eine gütige Seele, kümmert sich wahnsinnig um seine Mitmenschen und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn: Es beschäftigt ihn zum Beispiel, wenn Leute unfreundlich sind.» Es zerbrach ihr fast das Herz, als ihr Sohn vor etwa einem Jahr zum ersten und einzigen Mal sagte, dass sein Mami schon etwas viel unterwegs sei. «Die Schuldgefühle sind ja immer da, man lebt mit ihnen. Aber das war wirklich sehr schwierig, tat weh.»

Für Giulien bremste sie sich etwas – und auch für sich selbst. Denn auch ihr Körper hatte ihr klar gezeigt, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie kam kaum mehr aus dem Bett, musste Auftritte absagen. Ein Burn-out? «Es war zumindest fünf vor zwölf, die Belastung war einfach zu gross, ich hatte ja zwei Jahre lang nie Ferien, keine Pause.» Nun gibt sie sich Mühe, es ruhiger anzugehen, Ausgleich findet sie im Sport. Trotz einiger Rückschläge hat sie ihr Lachen nie verloren, sie wirkt stark und aufgestellt. «Ich habe eine innere Kraft, weiss, wer ich bin und was ich kann. Ich fühle mich in vielen Bereichen gereift, und das ist ein schöner Zustand!»



Schön komisch

Auf der Bühne ist Stéphanie Berger ganz in ihrem Element. Derzeit ist die Komikerin mit ihrem zweiten Programm «Höllelujah!» unterwegs. Zwischen Engel und Bengel, Gut und Böse, sucht sie darin das grosse Glück. Ein Spagat zwischen Karriere-Frau, Single-Mutter und Femme fatale, der für viele Lacher im Publikum sorgt. Tourdaten und weitere Infos unter www.stephanie-berger.ch. Ihre erste Show «MissErfolg» ist auf DVD erhältlich.