Christian Schild
«Ich bin dankbar für die unbeschwerte Kindheit»
Rund 300 Tage im Jahr ist der Hasliberger mit den Jungs der Volksmusikgruppe Voxxclub auf Tour. Umso mehr geniesst er die Besuche daheim bei Mutter Barbara und Vater Heinz.
Wehmütig schaut der Berner Oberländer die Fotos von sich und seinen Eltern an. Sie entstanden letzten Sommer. Seit Christian Schild (31) Mitglied von Voxxclub ist, schafft er es nur noch drei bis vier Mal im Jahr, seine Familie in Hasliberg Goldern zu besuchen. Das sei leider viel zu wenig. Er vermisse seine Heimat, die Familie, den Hasliberger Käse und das gute Brot, verrät er. Sein Hauptwohnsitz ist seit zehn Jahren Wien. Dort lebt der gelernte Koch und ausgebildete Musical-Sänger zusammen mit seinem Freund. Christian geniesst die seltenen Tage daheim in der Schweiz dann umso intensiver. Die schönen Stunden und die vertrauten Gespräche mit den Eltern bedeuten ihm viel. Mit Begeisterung packt er jeweils auf dem Bauernhof mit an. Als Kind sei das Helfen ein Muss gewesen, jetzt bedeute die Arbeit für ihn Entspannung. «Im Dräck umegrüble, in Gummistiefeln im Stall stehen, heuen – all das erdet mich und macht mir Spass.» In den Bergen hole er sich die Energie für die Bühne.
Christian wuchs zusammen mit zwei jüngeren Schwestern auf. Gerne erinnert er sich an seine unbeschwerte, glückliche Kindheit. Erst während des Studiums in Wien sei ihm bewusst geworden, dass seine Kollegen aus einem ganz anderen Umfeld stammen. «Ich realisierte, dass ich an einem besonderen Ort aufgewachsen bin, inmitten der Natur, mit vielen Tieren, mit frischer Luft. Dafür bin ich sehr dankbar», sagt Christian. Trotz der Wertschätzung für seine Wurzeln zeichnete sich früh ab, dass er den elterlichen Bauernbetrieb später nicht übernehmen würde. Barbara (57) und Heinz (58) Schild zeigten dafür Verständnis. «Meine Eltern arbeiten hart für ihr Geld. Sie lehrten mich, dass man durch Fleiss etwas erreichen kann.» Es seien weltoffene, ehrliche und aufrichtige Menschen. Sie vertreten die Meinung, dass jeder sein Leben so leben dürfe, wie er möchte. Sie hätten auch rasch akzeptiert, dass der eigene Sohn schwul sei. «Sie haben damit kein Problem», stellt Christian klar.
Aufgeschlossen sind Schilds auch gegenüber neuer Volksmusik so wie der von Voxxclub. Und das, obwohl sie eher traditionell verwurzelt sind. Sein Papa sei seit über 30 Jahren Mitglied im Jodlerklub Hasliberg, und seine Mama spiele leidenschaftlich gerne im Laientheater mit. Von ihnen habe er wohl das Talent für die Bühne geerbt, sagt Christian und lacht. Er freut sich, wenn die Eltern ein Konzert besuchen. In der Schweiz stehen bis jetzt vier Termine fest (Infos unter www.voxxclub.de). «Bei jedem Auftritt spüren unsere Fans, dass wir ihnen nichts vorspielen. Uns macht diese Musik Spass, und sie kommt von Herzen.»
Lebensfreude pur, natürlich im gewohnten Lederhosen-Outfit, wollen Voxxclub auch an der deutschen Vorentscheidung für den «Eurovision Song Contest» verbreiten. Sie gehören zu den sechs Kandidaten, die ums Ticket fürs Finale in Lissabon kämpfen (22. Februar, ARD, 20.15 Uhr).
Da kann man nur sagen: «Donna-wedda»! (Donnerwetter) – so heisst auch ihre neue CD. Sie enthält mit «Heimweh» auch den Hit von Plüsch in einer neuen deutschen Version. «Stefan, der aus Basel kommt, und ich lieben dieses Lied – und die anderen drei lustigerweise auch.» Es passe vom Thema her perfekt zu Voxxclub. Und zu ihm persönlich, denn sein «Heimweh nach de Bärge» wird wohl nie vergehen.