«Ich bin 70 – und wie neu geboren»

Der vierfache Schweizer Torschützenkönig und Ehemann von Monika Kaelin feiert am 8. Januar seinen runden Geburtstag. Sein einziger Wunsch ist: Gesundheit! Denn letztes Jahr war das Fussball-Idol dem Tod sehr nahe.

Fritz Künzli strahlt vor Glück. Es ist nicht die Jahreszahl 70, die ihn glücklich macht. Sondern die Vorfreude auf seine Geburtstagsparty. Das Wiegenfest in Zürich mit einstigen Fussball-Kollegen zu feiern, alt internationalen und FCZ-Spielern, ist ihm wichtig. «Eigentlich wollten Monika und ich – wie immer um den Jahreswechsel – nach Gran Canaria fliegen, um dort Sonne zu tanken und Freunde wie Hausi Leutenegger zu treffen. Doch dieses Jahr war es mir wichtig, hier zu bleiben und mit den Freunden früherer Tage zu feiern.» Was wünscht er sich zum Geburtstag? Fritz muss keine Sekunde nachdenken. «Ich bin wunschlos glücklich – wenn die Gesundheit stimmt.» Das war im letzten Jahr nicht selbstverständlich.

Der «Goalgetter der 1960er/70er-Jahre» hatte 2015 Riesenglück, dass nichts Schlimmeres passierte. Das kann seine Lebenspartnerin Monika Kaelin (61) nur bestätigen. «Ich habe um Fritz schon ein paar Mal grosse Angst gehabt», erzählt sie. «Wie vor fünf Jahren bei seiner grossen Rücken-Operation: Fritz könnte gelähmt sein, hätte der Arzt der Hirslanden Klinik in Zürich nicht auf eine Operation gedrängt. Weil Verknöcherungen auf seine Nerven drückten und diese abzusterben drohten, war Fritz zusammengebrochen.» Doch ein Unglück kommt selten allein. Fritz Künzli: «Drei Wochen vor der geplanten Operation hat mich Monika notfallmässig ins Spital gebracht. Hoch entzündeter Blinddarm, kurz vor dem Durchbruch! Das war ganz schön heiss. Drei Wochen später nochmals eine Vollnarkose für die Rücken-OP. Das schlauchte mich ganz schön.»

Und diesen Frühling kam es knüppeldick! Monika erzählt: «Fritz fing eine böse Erkältung mit hohem Fieber ein, zusätzlich plagten ihn üble Bauchschmerzen. Ich brachte ihn notfallmässig ins Hirslanden. Die Ärzte stellten eine doppelte Lungenentzündung fest. Er musste zehn Tage im Spital bleiben und diese auskurieren.» Bei der Computer-Tomografie hätten die Ärzte zusätzlich frankengrosse Gallensteine entdeckt. Deshalb stand eine weitere OP an, um die Gallenblase zu entfernen. Diese wurde im April herausgenommen. «Während der Operation kam es zu Herz-Rhythmusstörungen und sein Herz musste überbrückt werden. Als Fritz auf die Intensivstation verlegt wurde, war ich doppelt nervös, denn der ‹Prix Walo› stand vor der Tür. Kurzerhand verlegte ich mein Büro ins Spitalzimmer.»

Zeit für Ruhe und Erholung gab es leider nicht, denn schon folgte der nächste Rückschlag: Nach der Vollnarkose musste Fritz Künzli wieder unters Messer. «Diesmal wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt. Danach gingen wir aber nicht in eine Reha. Fritz blieb quasi inkognito weiter in der Hirslanden Klinik, wo er sich in aller Ruhe völlig auskurieren konnte. Ich nahm ihn dann – er war sehr schwach – nach Hause und päppelte ihn langsam wieder auf.»

Künzli hört interessiert zu, als Monika all das aufzählt. «Ich kann mich nur an wenige Einzelheiten erinnern», meint er in seiner bekannten Art lakonisch. «Fritz jammert ja nie», sagt Monika. «Man muss ihm seine Probleme immer von den Augen ablesen.» Geblieben von den vielen Narkosen sind gewisse Aussetzer beim Reden, wenn Fritz Wörter sucht, oder bei Namen. Das wird sich aber mit der Zeit wieder normalisieren. Er ist auf dem besten Weg dazu. «Ich selber weiss es, und es gab einige Freunde und Bekannte, die mich darauf ansprachen. Es braucht halt einfach Zeit, auch bis die Motorik wieder zu 100 Prozent funktioniert.»

Künzli freut sich schon jetzt auf den nächsten Sommer und das Boot auf dem Vierwaldstättersee. Er will auch wieder Tennis spielen. Das Jahr seiner gesundheitlichen Rückschläge nimmt er mit Galgenhumor. «Vielleicht musste das alles sein. Ich habe nun einfach den 200  000er-Service hinter mir und fühle mich wie neu geboren. Die nächsten Jahre sollte nun gar nichts mehr passieren.»