Hippies und ihre Herzdamen

Seit einem halben Jahrhundert ­erwärmen sie mit ihren Hits unsere Herzen: Georges Müller und ­Christoph Kohli von der Berner Mundart-Band Span blicken mit ­ihren Frauen ­zurück, verraten aber auch, warum sie noch lange nicht genug ­haben.

Von Thomas Wälti

Georges «Schöre» Müller (71) und Christoph Kohli (75) von der legen­dären Rockband Span sitzen an der Sonne, weit weg vom Lärm der Stadt, wie sie in der wunderschönen Ballade «Louenesee» singen. Die GlücksPost trifft die beiden Gründungsmitglieder anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums aber nicht im Saanenland, sondern in der Mühle Hunziken in ­Rubigen BE. 

«In diesem Konzertlokal ­haben wir 1980 als erste Rockband aufgespielt. Ich weiss noch gut, wie wir nach dem Konzert auf dem Dachboden den Film ‹Easy Rider› schauten», erzählt Müller. Kohli ergänzt mit einem Schmunzeln im Gesicht: «Willkommen in meinem Wohnzimmer. Hier habe ich zehn Jahre lang ­gelebt. Meine damalige Partnerin war die Tochter von ‹Mühli-­Pesche›, der das Kulturlokal ­gegründet hatte.»  

Seit einem halben Jahrhundert geht die Band auf Tour. Gross verändert hat sich das Ensemble, das aus der Vorgängerformation Grünspan (1972–1974) entstanden ist, aber nicht. Noch immer sind Stöffu Kohli und Schöre Müller dabei, sowie seit 40 Jahren sein ­Bruder Stefan W. Müller. Vor 16 Jahren ist Matthias Nydegger dazugestossen. Gibt es ein Geheimnis für die Langlebigkeit ihres Schaffens? «Nicht zu fest ­studieren, einfach machen», antwortet Schöre Müller. Das Wort «basisdemokratisch» fällt. «Jeder ist Chef, und jeder hat das letzte Wort. Obwohl wir eine emotionsbeladene Hierarchie haben, finden wir stets einen Weg – ein Relikt aus der Hippie-Zeit, als wir zusammenkamen», fährt Müller fort. Kohli sagt: «Unser Schaffen ­basiert ja nicht nur auf einer Freundschaft, sondern auch auf dem gemeinsamen Inte­resse, zusammen Musik zu ­machen und mit dieser etwas bewirken zu können. Das ist unsere Motivation.» Müller nickt: «Ich bin stolz darauf, dass es uns noch gibt, wir gesund und fähig sind, voller Energie Bühnenshows zu ­zeigen. Das erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit.»

Magische Melodie am Lauenensee

Span schrieben im Laufe der Jahre rund 160 Lieder. Einige davon werden bis heute an ­jedem Konzert gespielt. So auch «Louenesee». Mit diesem Song schuf Müller 1981 einen der erfolgreichsten Schweizer Mundart-Titel. «Er ist mir zugeflogen», erinnert sich der ­Sänger, Komponist und Texter dieser Hymne. Er ging an den Lauenensee, weil er Zoff mit seiner damaligen Freundin hatte und darauf die Musikerkommune in einem Bauernhaus in Zollikofen BE verliess. Seine Eltern besassen in ­Saanenmöser BE ein Chalet, wo er zur Ruhe kommen ­wollte. «Ich setzte mich auf den grossen Findling am Ende des Sees und spielte auf meiner ­Gitarre mit offenen Akkorden herum. Dann blieb ich plötzlich an einer Melodie und ­einem Groove im 68-Takt hängen», sagt der gelernte Kaufmann. Er habe die Magie ­dieses Lieds zwar gespürt, aber nie daran gedacht, dass es später ein Schweizer Volkslied werden könnte. 

30 Konzerte gibt die Band in diesem Jahr. Die drei September-Events in der Mühle ­Hunziken sind längst aus­verkauft. Wie steht es um die Fitness? Zwei Stunden auf der Bühne zu stehen, Instrumente zu halten und zu singen, ist eine sportliche Leistung. «Man kann ein zweistündiges Konzert durchaus mit einem Marathon vergleichen», sagt Kohli und lacht herzhaft. «Ich gehe jeden zweiten Tag im Wald spazieren und ernähre mich gesund. Das hält mich fit.» Müller tankt anderweitig Energie: «Die Freude ist Ursprung meines Schaffens.» Ein nor­maler Tag beginnt bei ihm ­zwischen 10 und 11 Uhr. «Erst schlucke ich meine Cholesterin- und Magnesiumtabletten, dann trinke ich einen Kaffee, rauche auf dem Balkon eine ­Zigarette und schaue, was als Nächstes passiert.» Zu Bett gehe er gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht. Auch Kohli geht es in der Regel ­gemächlich an. «Nichts muss, alles kann», sagt er. Um anzufügen: «Aber wenn ich etwas vorhabe, kann ich ohne weiteres früh aufstehen.» 

Zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum hat die Band im März dieses Jahres die neue Platte «Aues­iauem» eingespielt. «Damit wollen wir unseren treuen Fans ein Geschenk machen», sagt Müller. Und präzisiert: «Wir besserten aber nicht einfach alte Songs auf, sondern schrieben neue Eigenkompositionen.» Kohli hatte die Idee, dass jeder Bandkollege zwei neue Lieder kreiert und steuerte selber die Texte dazu bei – eine Komposition lag bereits vor.

Die Liebe seines Lebens

In der Mühle Hunziken sind auch Lou Müller und Heidi Schöni (65) zugegen. «Lou ist die Liebe meines Lebens», schwärmt Müller. «Als ich sie an einem Konzert an der Expo 2002 kennengelernt habe, war es für mich wie ein Heimkommen.» Am 5. Mai 2025 feierten die beiden ihren 20. Hochzeitstag. Ihr Alter möchte die ­gelernte Coiffeuse und ehe­malige Boutique-Inhaberin, die mit Müller in Biel wohnt, nicht verraten. «Schreiben Sie Ü60», sagt sie charmant. Beide haben den Traum, in diesem Leben noch einmal für ein paar Tage nach New York zu reisen. 

«Schon als junge Frau sah ich Stöffu auf der Bühne. Er hat mir schon immer gefallen», verrät Heidi Schöni. Die Pflege­fachfrau und der Span-Musiker sind seit zwei Jahren ein Paar. Sie lebt in ­Prêles am Bieler­see, der gelernte Foto­lithograf Kohli in Biel. ­Kochen ist ihr gemeinsames Hobby. «Die asiatische und vege­tarische Küche schmeckt uns besonders», sagt Heidi Schöni. Ein Traum der beiden geht diesen Monat in Erfüllung. «Wir fahren mit dem Auto nach Frankreich. Durchgeplant ist die Reise keineswegs. Ich halte es wie im Leben und lasse alles auf mich zukommen. Im Idealfall fliegt mir etwas Schönes zu», sagt Kohli.

So wie zum Beispiel «Louenesee» bei Schöre Müller.