«Heute vertraue ich mir mehr»

Sie könnte auch ohne Showbühne leben – noch fühlt sich die Moderatorin und Schauspielerin dort aber wohl! Zumal die Selbstzweifel von früher kleiner geworden sind. Den verbliebenen kann sie viel Gutes abgewinnen!

Sonntagmorgen im St. Gallischen: Auf einem Pferdehof tummeln sich nicht nur Vierbeiner und Reiter, sondern auch ein Filmteam: Es wird für «Ding Dong Spezial» gedreht – obwohl es mehr nach einem Western ausschaut. Moderatorin Viola Tami (40) trägt Cowboy-Hut, ihr Kollege Jan Fitze (39) Fransen-­Lederhose. Mit der Coolness ist es allerdings vorbei, als die beiden ihren Pferden gegenübertreten. Skeptische Blicke angesichts deren Grösse – und schockierte Gesichter, als Jans Stute beim Üben auch noch buckelt. Aber: Show-time! Und kurz darauf ziehen sie hoch zu Ross von dannen. Tags darauf treffen wir Viola Tami wieder – Gott sei Dank immer noch heil.

GlücksPost: Glückwunsch, Sie haben Ihren Reit-Einsatz am Ende souverän gemeistert.

Viola Tami: Souverän ist wohl etwas übertrieben (lacht). Ich war definitiv nicht relaxt. Ich hatte schon Respekt. Als das Pferd von Jan dann noch gebockt hat, habe ich kurz gedacht: «Okay, tschüss, Feierabend!» Aber manchmal musst du das «Angstschublädli» einfach zumachen.

Das geht so leicht?

Ich habe mir das in den letzten Jahren ein bisschen angeeignet. Gegen meine Spinnenphobie habe ich einen Kurs besucht. Da habe ich gelernt, dass man die Angst aushalten muss, und irgendwann merkt dein Körper, dass du schon nicht daran sterben wirst. Ein spannendes Thema!

Dann könnten Sie eine Spinne jetzt ohne Probleme einfangen?

Vielleicht nicht die ganz grossen. Aber doch, ansonsten, denke ich, schon – auch wenn ich mich immer noch nicht als Erste melden würde. Ängste zu besiegen, ist generell super, es kann einem auch ganz neue Perspektiven eröffnen.

In nicht mehr ganz neuen Gefilden sind Sie mit «Ding Dong» unterwegs. Seit zwei Jahren läuft die Sendung sehr erfolgreich. Was denken Sie, ist das Geheimnis?

Es ist simpel: Menschen schauen einfach gerne in fremde Wohnungen hinein! Und ich glaube, das Publikum mag «Ding Dong», weil es vielleicht etwas anders ist. Am Anfang hiess es: «Bis eifach d’ Viola.» Und ich dachte nur: «Seid ihr sicher?» (Lacht.) Aber es ist sehr angenehm, so zu arbeiten: Man lässt uns machen. Manchmal vergesse ich tatsächlich, dass die Kamera läuft.

Mit Ihrem Redaktor Jan Fitze haben Sie sozusagen einen Sparring-Partner, dessen Rolle im Laufe der Zeit gewachsen ist.

Jan wurde so etwas wie ein kleiner Bruder für mich in den letzten zwei Jahren. Wir ergänzen uns wirklich gut. Aber nicht nur wir, das ganze Team. Eine so gute Gruppendynamik habe ich selten erlebt.

Nun zeigen Sie erstmals ein «Ding Dong Spezial» am Samstagabend. Was dürfen wir erwarten?

Eine Award-Verleihung! Wir haben bisher 70 Häuser besucht, und von denen werden sieben in speziellen Kategorien ausgezeichnet. Beim besuchten Dreh gestern war es «Ferrari-Joe», dem wir den Preis als «Verrücktester Sammler» übergeben durften – inklusive Freudentränen. Wir verleihen aber unter anderem auch noch Preise für «Die kunstvollste Architektur» – oder für «Das coolste WC». Das alles kommt natürlich mit einem Augenzwinkern daher.

Sie haben es eben gesagt: Bereits 70 Häuser haben Sie besucht. Schleicht sich da bei Ihnen keine Langeweile ein?

Überhaupt nicht! Ich weiss ja jeweils nicht, was mich erwartet. Da bin ich schon immer wieder neugierig. Auf die Häuser und natürlich auf die Menschen, die darin leben. Komischerweise bin ich privat nicht unbedingt die Person, die das Ziel hat, immer wieder auf neue Leute zu treffen. Ich habe seit über 20 Jahren die gleichen Menschen um mich herum. Bei «Ding Dong» bin ich da viel offener und geniesse jede neue Begegnung.

Warum haben Sie privat Hemmungen? Wegen Ihrer Bekanntheit?

Ich denke nicht, ich war eigentlich schon immer so.

Müssen Sie sich in der Sendung trotzdem jeweils ein bisschen überwinden?

Überhaupt nicht. Vielleicht, weil niemand erwartet, dass ich ihm in Zukunft zum Geburtstag gratu­liere? (Lacht.) Es sind kurze, aber sehr intensive Erlebnisse. Du bist den Leuten von 0 auf 100 sehr nahe, sie öffnen dir die Tür, lassen dich in dein Leben und in ihre Familie, begegnen dir mit unglaublich viel Herzlichkeit. Das finde ich wirklich sehr schön.

Sie erwähnten mal, dass Sie früher öfter an sich zweifelten. Wie ist das heute? Sie sind ja nicht nur im TV, sondern auch auf der Theaterbühne sehr erfolgreich.

Ich finde es wichtig, dass man nie aufhört, sich zu hinterfragen. Sonst wird man überheblich und entwickelt sich nicht weiter. Insofern machen dich Selbstzweifel schlussendlich besser. Ich habe nicht weniger als früher, aber da ich mittlerweile auf viele Jahre Berufserfahrung zurückblicke, habe ich heute mehr Vertrauen in mich und meine Arbeit.

Neben «Ding Dong» waren Sie eben in «Hello Again» zu sehen, dazu stehen Sie in «Floh im Ohr» auf der Bühne und bei Radio Energy hinter dem Mikrofon. Im Herbst spielen Sie im Trio-Eugster-Musical «Oh läck du mir». Ziemlich viel auf einmal, oder nicht?

Vielleicht habe ich mich einfach dran gewöhnt. Ich kenne es nicht anders: Mal ist es ruhig, mal kommt alles miteinander. Das ist Teil dieses Berufs. Und es ist nicht selbstverständlich, dass ich den seit 20 Jahren erfolgreich ausüben darf. Zudem bin ich mir sicher, dass ich das nicht mehr weiss Gott wie lange machen werde. Kann sein, dass ich deshalb jetzt noch etwas mehr Gas gebe, als vielleicht nötig wäre.

Sie denken ans Aufhören?

(Lacht.) Nein, nein. Sicher nicht heute oder morgen. Aber ich bin mir sicher, dass ich später nicht von der Showbühne getragen werden muss. Ich werde mich vorher selbst von ihr verabschieden. Auch wenn ich gerade im Theater unglaublich gerne mit älteren Kolleginnen und Kollegen spiele. Von ihnen habe ich viel gelernt. Ich persönlich möchte in diesem Leben irgendwann einfach nicht mehr «die vom Färnseh» sein.

Stört es Sie denn, dass Sie angesprochen werden? Ihr Job bringt eine grosse Bekanntheit mit sich.

Nein, das ist es sicher nicht. Ich freue mich, wenn den Leuten meine Arbeit gefällt, und sie sind ja alle immer sehr nett.

Was könnten Sie sich denn anderes vorstellen?

Ich könnte mir gut vorstellen, irgendwann mal hinter die Kamera zu wechseln. Aber das hat jetzt noch etwas Zeit. Wichtig ist mir einfach, auch später eine gewisse Abwechslung zu haben.

Theater, Fernsehen und Radio: Derzeit fehlt es Ihnen wirklich nicht an Abwechslung.

Das ist auch ein Grund, weshalb ich meinen Beruf liebe. Jede Woche sieht wieder anders aus. Jedes Projekt fordert mich auf einer anderen und neuen Ebene. Und trotzdem bin ich sicher, dass es für mich irgendwann auch ein tolles Leben ohne «Showtime» geben wird.

Gar keinen Wunschtraum in dieser Hinsicht?

Nein. Ich bin überzeugt: Türen, die im Job für dich aufgehen, sind die richtigen für dich – und diejenigen, die geschlossen bleiben, eben nicht. Ich bin da völlig entspannt: Wenn’s anders kommt, kommt’s anders. Vielleicht mo­deriere ich am Ende ja dann doch bis 80 «Ding Dong» – für diese Sendung würde ich eventuell eine Ausnahme machen! (Lacht.)