«Heute nehme ich es gemütlich»

Die Moderationslegende ist beruflich und privat weit gereist, aber verankert ist er stets bei Ehefrau Ida in Schwyz geblieben. Anlässlich seines 75. Geburtstags reflektiert der Volks­musik-Papst sein Leben und den Preis einer erfolgreichen Karriere.

Von Aurelia Robles

Adrett gekleidet mit Weston und Gilet sitzt Sepp Trütsch im Café Haug in Schwyz. «Ich bin ein typischer Schwyzer, habe den Dorfkern, den Mythen gerne, kann wandern, machen und tun», sagt der Volksmusik-Papst. «Je mehr ich um die Welt gereist bin, desto mehr schätzte ich es, einen Ort zu haben, der Heimat bedeutet.» Soeben ist der ehemalige «Grand Prix der Volksmusik»-Kultmoderator und -Miterfinder mit seiner Frau Ida (74) im Piemont gewesen. In Frankreich hatten sie früher eine Wohnung. Dieses Jahr sind sie 55 Jahre verheiratet, in diesen Tagen feiert er zudem seinen 75. Geburtstag.  

GlücksPost: Welchen Wunsch haben Sie zum Geburtstag?

Sepp Trütsch: Ich will mit meiner Frau noch einmal die Lofoten-Inseln in Norwegen anschauen, sie war noch nie dort. Mit dem Schiff hinauf, das Auto mitnehmen und dann retourfahren. Auch möchte ich gerne mal mit einem Eisbrecher unterwegs sein. Das hätte ich noch vor und wäre ein Wunsch auf den 75.

Sie sagten mal, dass Sie nur noch das machen, was Spass macht. 

Ja, das ist natürlich eine Befreiung. Früher spürte ich etliche Zwänge, musste auch Ja zur anderen Seite der Popularität sagen, an Anlässen auftauchen und Einladungen annehmen, an die ich lieber nicht wäre.

Was macht Ihnen heute Spass?

Wenn ich mit Ida mit dem Auto unterwegs bin. Manchmal fahren wir einfach los und entscheiden spontan, wo wir übernachten. Meine Frau fährt und ich dokumen­­tiere mit der Kamera un­sere Reisen. Ich bin ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf und bezüglich Technologie auf dem neuesten Stand. Das kommt noch vom Fernseh-­Machen. 

Früher waren Sie in Ihrer Ehe durch den Beruf der «grosse Abwesende». Wie ist es nun, so viel Zweisamkeit zu haben?

Da wir nie aufeinander hockten, haben wir beide noch heute unterschiedliche Freunde. Ich bin in diversen Clubs, wie dem ­Lions Club Rigi oder in der 100-Kilo-Zunft Luzern. Da gibt es auch mal einen Jass oder ich gehe mal zwei Tage fort. Oder meine Frau verreist mit ihren Freundinnen. Es ist ganz wichtig in einer Beziehung, dass man einander Freiheiten lässt. Man sollte sich nicht aneinander krallen, sodass keiner mehr einen Schritt alleine machen kann.

Wie schafft man es, 55 Jahre ver­heiratet zu sein? 

Wir sassen schon im gleichen Klassen­zimmer. Zu Beginn unserer Beziehung mussten wir kämpfen, denn ich war nicht auf Rosen gebettet. Wir haben unser Leben gemeinsam geschaffen. Meine Frau war Buchhalterin und somit die Innenminis­terin unserer Familie, und ich amtete als Aussenminister. Als dieser war ich wirklich oft weg. Das Schlimmste für mich war, dass ich wegen der Arbeit nicht an die Firmung meines Juniors gehen konnte.

Bereuen Sie das?

Ja, das tat mir leid. Aber das waren die Zwänge. Ich musste einen Umzug moderieren und konnte nicht Nein sagen. Was ich wirklich bereue, ist, dass ich von den Kindern in ihren jungen Jahren relativ wenig hatte. Ich war stets irgendwo auf Tour. Mir war damals nicht bewusst, wie schnell die Zeit vergeht, ich funktionierte einfach. Erst mit den Jahren erkennt man, was man verpasst hat.