Herzogin Fergie: «Ich wurde geschlagen und gedemütigt»

Was sie in ihrer Kindheit erlebte, war eine einzige Katastrophe. Das enthüllt die Ex-Frau von Prinz Andrew jetzt unter vielen Tränen. Es erklärt vielleicht, warum sie später für Skandale sorgte und sich in Schulden stürzte.

 

Sie sitzt da, versucht Haltung zu bewahren, kann ihre Tränen aber nur schwer zurückhalten. «Ja, ich hatte alles. Und ich habe alles vermasselt», sagt Sarah Ferguson, die mit der Heirat von Prinz Andrew 1986 zur Herzogin von York wurde, in die bekannteste Familie der Welt kam, später von ihr verstossen wurde. Die 51-jährige Sarah, besser bekannt als Fergie, war zu Gast bei US-Talkshow-Königin Oprah Winfrey – um für die neue Reality-Doku zu werben, die nun auf Winfreys TV-Sender läuft. «Finding Sarah» heisst die sechsteilige Reihe – in der Sarah auf der Suche nach sich selbst ist. Denn nach dem Skandal vor einem Jahr war sie am tiefsten Punkt ihres Lebens angelangt. Fergie, die total verschuldet war und über ihre Verhältnisse gelebt hatte, tappte damals in die Falle eines Journalisten, dem sie für Geld den Kontakt zu Andrew und seinen Geschäftsbeziehungen vermitteln wollte.

Oprah Winfrey schaltete sich ein, bot Unterstützung an, damit es mit ihr wieder aufwärts geht. Statt lukrative Angebote für eine Promi-Tanz-Show anzunehmen, schlug sie ihr vor, sich dabei filmen zu lassen, wie sie ihr Leben endlich in den Griff bekommt – und mit der Gage ihre Schulden tilgen kann.

 

«Die Welt hat meine Fehler miterlebt, warum sollte ich die Gelegenheit nicht ergreifen, mir helfen zu lassen?», erklärt Fergie ihre Zusage. Nebst einer spirituellen Reise nach Thailand, körperlicher Herausforderungen während eines Arktis-Trips und finanzieller Beratung fand sich Fergie auch dem TV Psychiater Dr. Phil McGraw gegenüber. Ihm schüttete sie ihr Herz aus –und offenbarte erstmals das Trauma ihrer Kindheit, das sie bis heute verfolgt.

 

Wertlos, überflüssig, widerwärtig: Worte, mit denen sich Fergie gnadenlos beschreibt. «Wenn ich in den Spiegel sehe, denke ich: ‹Kein Wunder, dass dich niemand liebt›», sagt sie. Was es sei, das in ihrem Leben nicht laufe, wurde sie von Dr. McGraw gefragt. «Es ist mein Kopf. Ich lebe mit reuevollen Gefühlen wegen allem – und bin süchtig nach Anerkennung.» Begonnen habe alles mit zwölf, als ihre Mutter Susan die Familie verliess, mit einem argentinischen Polo-Spieler durchbrannte. «Ich gab mir die Schuld, glaubte, nicht liebenswert genug zu sein.» Auch, weil sie es ihrer Mutter oft nicht recht machen konnte: Wenn sie als kleines Kind nicht auf dem Töpfchen sitzenblieb oder nicht essen wollte, gab es Schläge. «Dabei kam bei mir eine kleine Ader am Haaransatz zum Vorschein, die sie als das Zeichen des Teufels bezeichnete, den sie mir austreiben wollte.»

 

Auch ihrem Vater fehlte es total an Feingefühl. Psychischer Missbrauch war an der Tagesordnung. So gab er nach der Trennung Fergies geliebte Ponys weg. «Es kann sich hier niemand mehr um sie kümmern, da deine Mutter jetzt weg ist», meinte er. War sie aufgebracht oder störrisch, nannte er sie «Schafshintern». «Oder er sagte, ich sähe aus wie ein Clown, solle endlich erwachsen werden und aufhören, mich so dumm zu verhalten. Ich weinte fast jede Nacht und war untröstlich.»

 

Mit den Narben auf der Seele und ohne Selbstwertgefühl kam sie mit 26 in die Königsfamilie hinein. «Doch um Prinzessin zu sein,muss man in allen Belangen perfekt sein. Ich war es nicht.» Sie sei aber nicht Andrews Frau geworden, weil er ein Prinz war. «Ich heiratete diesen Mann,weil ich ihn liebte.»Nur:Da er in der Marine Militärdienst leistete, sah sie ihn in den ersten fünf Jahren ihrer Ehe jeweils 40 Tage im Jahr. «Ich musste allein lernen, eine Prinzessin zu sein. Doch ohne Andrew wusste ich nicht, was zu tun ist.» Sie benahm sich nicht,wie sie sollte, hatte Mühe mit all den Regeln und Einschränkungen, bekam jedoch keinen Rückhalt von den Royals – und verzweifelte hinter den Palastmauern.

 

Fürs Ehe-Aus 1992 sorgte sie mit ihren späteren ausserehelichen Eskapaden gleich selbst, wurde fürs Königshaus zur «persona non grata», auch weil sie sich für Interviews über die Royals bezahlen liess, zudem versuchte, sich mit diversen Aktivitäten (u. a. Werbung) ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und der letztjährige Skandal trug wohl ebenfalls dazu bei, dass sie nicht zu Prinz Williams Hochzeit eingeladen war. «Ja, ich bin geschieden und deshalb ausgeschlossen. Aber es ist ein schreckliches Gefühl, von einer Familie so geächtet zu werden. Ich habe deswegen mit meinen Kindern seit zwölf Jahren nicht mehr Weihnachten verbringen können.»

 

So verzweifelt sie auch oft war: Ihre Töchter Beatrice (22) und Eugenie (21) halten sie am Leben. «Das Einzige, was ich zu 100 Prozent richtig gemacht habe, ist, eine gute Mutter zu sein. Ich habe ihnen «Sie haben miterlebt, wie ich mir geschadet habe, und lernen aus meinen Fehlern», meint Fergie über Beatrice (r.) und Eugenie. das gegeben, was ich vermisst habe. Und sie sind zu starken, selbstsicheren, wunderbaren Menschen geworden. Sie ermutigen und lieben mich.»

 

Fergie will nun damit beginnen, die Liebe zu sich selbst zu finden und an sich zu glauben. «Ich muss meine Gefühle mir gegenüber ändern. Wenn ich mich nicht heilen kann, wie soll ich da ein produktives Leben führen können und einmal für meine Enkel da sein?»