Monica Quinter
Grosse Bewunderung für ihre Tochter
Das Musical «Space Dream» ist Familiensache. Die Ostschweizerin startete einst ihre Karriere mit dem Kultstück – 25 Jahre später möchte nun Tochter Anja damit auf die Bühne.
Sie lachen laut und scherzen, nehmen sich liebevoll in den Arm. Monica Quinter (56) und ihre Tochter Anja (27) verstehen sich blendend, auch wenn sie ganz unterschiedlich sind. Die beiden stellen sich vor das «Space Dream»-Plakat, das im Treppenhaus zu Monicas Wohnung in Wil SG hängt und verkörpern damit dessen Vergangenheit und Zukunft.
25 Jahre ist es her, seit die Ostschweizerin im Kult-Musical die Hauptrolle der Reachel spielte. Im vergangenen März war eine poppige, moderne Neuinszenierung von «Space Dream» in Mundart in Zürich geplant – mit Anja Quinter im Ensemble. Wegen Corona mussten die Aufführungen um ein Jahr verschoben werden (Infos: www.spacedream.ch). Alle hatten zwei Monate bis und mit Generalprobe intensiv gearbeitet und müssen sich nun bis zur Premiere ein Jahr lang gedulden. «Ich finde das schrecklich», stellt Monica Quinter fest. Anja nickt. Klar seien alle Mitwirkenden enttäuscht gewesen, aber man habe damit gerechnet, sagt sie. Nun nimmt die junge Musical-Darstellerin ab September ihr Studium an der Performing Academy in Wien wieder auf. «Ich bewundere Anja und bin ihr grösster Fan», schwärmt Mama Monica. Sie tanze super, singe und spiele – das Gesamtpaket stimme bei ihr.
Anja war schon als kleines Mädchen von der Bühne fasziniert, ebenso wie ihre zwei Jahre ältere Schwester Nina. Obwohl auch sie eine tolle Stimme hat, entschied sie sich gegen das Showbusiness und arbeitet heute im IT-Bereich. Als Monica Quinter ihre Karriere bei «Space Dream» startete, war sie bereits zweifache Mama. Später brillierte sie unter anderem als Evita und zuletzt bei den Thunerseespielen als Donna im ABBA-Musical «Mamma Mia!». Jahrelang war sie im Cast des erfolgreichen Musicals «Ewigi Liebi». Sie habe alle Rollen, von denen sie geträumt habe, spielen dürfen. «Ich habe nicht mehr den Drang, dass ich unbedingt auf der Bühne stehen muss», meint Monica Quinter zufrieden. Ganz ausschliessen will die stimmgewaltige Sängerin Auftritte aber nicht.
Seit bald einem Jahr arbeitet sie als Gesangslehrerin an der Musikschule in Wil in einem 60 %-Pensum. Für den Unterricht in fünf Gemeinden reist sie von Dorf zu Dorf. Früher habe sie meistens mit Profis gearbeitet. Jetzt Amateure und Kinder ab zehn Jahren zu unterrichten, die einfach Freude an der Musik hätten, sei eine grosse Umstellung und Herausforderung. «Aber der Job macht riesig Spass», betont sie. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich intensiv mit Yoga, unternimmt lange Spaziergänge, kocht mit Leidenschaft. Zu diesem Thema tauscht sie sich gerne mit Anja aus, die vor ihrem Musical-Studium eine Ausbildung als Köchin gemacht hat. Bei einem feinen Essen diskutieren Mutter und Tochter über Gott und die Welt.
Ihre Beziehung ist herzlich und vertrauensvoll. Es gebe keine Tabus, es werde alles angesprochen, auch dann, wenn Anja annehme, dass ihre Mutter sie nicht verstehe, scherzt Monica. Sie schätzt solche Diskussionen, auch wenn sie manchmal heftig ausfallen. «Anja ist jung, ein Party-Girl und noch in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Sie will bewusst nicht jedem gefallen und vertritt klar ihre Meinung», weiss Mama Monica. Sie lebe sehr umweltbewusst und kaufe beispielsweise Kleider ausschliesslich secondhand. «Ich lerne viel von ihr, ebenso wie von Nina. Den Meinungsaustausch mit meinen beiden Töchtern empfinde ich als sehr bereichernd.» Manchmal müsse man gewisse altbackene Züge ablegen können. «Ich bin halt in vielem noch eine Traditionalistin, alte Schule eben», gesteht sie und lacht.