Glücklich zurück in der alten Heimat

Die Rückkehr nach Basel lohnte sich: Der Schauspieler arbeitet im Theater mit seinem Lieblingsregisseur, dreht daneben spannende Filme. Und seine Freundin wohnt nahe wie nie. So kann es bleiben!

Statt an der Elbe fährt er mit seinem weissen Rad nun dem Rhein entlang. Seit eineinhalb Jahren ist Sven Schelker zurück in Basel. In seiner Heimat hat sich viel verändert, seit er 2009 nach München ging, um Schauspiel zu studieren und anschliessend am renommierten Hamburger Thalia Theater zu arbeiten. Nach so langer Zeit gilt es, Basel wieder neu zu entdecken: etwa die «Landungsstelle», einen Kunst-, Club- und Gastrokomplex am Rheinufer mit der Ausstrahlung eines freien Kunstraums. Hier will sich der 31-Jährige mit der GlücksPost treffen. Doch alles ist geschlossen. Im Herbst hat «Die Landungsstelle» nur spontan bei schönem Wetter geöffnet. «Ich dachte, wir könnten hier gemütlich Kaffee trinken», sagt er entschuldigend. «Leider bin ich mit den Basler Gepflogenheiten nicht mehr so vertraut.»

Wir setzen uns an einen der leeren Tische in die Sonne, die gerade die Wolken vertreibt. Nur wenig später öffnet einer der Stände, die Sitzplätze füllen sich, und wir bekommen etwas zu trinken: Schelker stösst mit einem Panaché an.

Ein Hauptgrund für seinen Umzug ist Antú Romero Nunes, unter dessen Regie der Schauspieler am Thalia Theater gearbeitet hat. «Ich hörte, dass er eine neue Stelle am Theater Basel angenommen hat. Diese Chance konnte ich mir nicht ent­gehen lassen. Mit Antú habe ich super zusammengearbeitet. Ich bin der Art von Theater gefolgt, das ich liebe.» Gleich in zwei Stücken wird er im Oktober und November zu sehen sein: «Metamorphosen» und «Onkel Vanja» (Infos und Tickets: www.theater-basel.ch).

Ein weiterer Grund für den Standortwechsel ist seine Freundin Tina Masafret. Anfangs führten sie eine Fernbeziehung zwischen Hamburg und Los Angeles. Das war nicht immer einfach. Just, als die Schauspielerin und Ex-«Music­Star»-Teilnehmerin in Hollywood begonnen hatte, Fuss zu fassen, kam die Coronakrise. Die 34-Jährige kam wegen der unsicheren Perspektiven wieder in die Schweiz. Eine Rückkehr in die USA ist nicht absehbar, ein Neuanfang in der Schweiz ein Muss. Masafret fiel wegen der schmerzlichen Erkenntnis in eine tiefe Krise. Zum Glück war er da. «Es war keine einfache Zeit. Aber sie ist eine sehr starke Frau», schwärmt Sven Schelker. Und wenn sie, wie sie in einem Interview angedeutet hat, wieder nach L.A. zurückkehren sollte, werde man sich arrangieren.

Auch Svens Eltern und sein Bruder freuen sich, dass er wieder in Basel ist. «Sie waren immer dabei, interessiert, unterstützend, kamen an jede Premiere in Hamburg. Jetzt haben sie es näher, um mich bei meiner Karriere zu begleiten.»

Schelker hat gerade Ferien – nachdem er zwei Monate in Namibia war, um einen neuen Film zu drehen. «Er ist heftig. Ich war auf der Leinwand noch nie so böse», erzählt der Mime. «Es wird einer der ersten Filme über die Gräuel­taten bei der Kolonialisierung Afrikas. Hier speziell die Einverleibung Namibias durch Deutschland.» Einen wuchtigen Schnauzbart trägt Schelker im Film, wie er uns auf einem Handyfoto zeigt. Eine dezen­tere Form der Oberlippenbehaarung hat er beibehalten.

Wegen dieses Drehs konnte er nicht der Uraufführung seines aktuellen Films «Und morgen seid ihr tot» am Zurich Film Festival beiwohnen. Trotzdem ist es ihm ein Anliegen, die Leute für das Werk zu begeistern. Es ist die wahre Geschichte eines Schweizer Paars, das 2011 acht Monate von den Taliban gefangen gehalten wurde.

«Ich habe die beiden mehrmals getroffen», sagt der Schauspieler und fügt gleich an: «Es ist eine Respektlosigkeit ihrem Schicksal gegenüber, sie als naiv abzustempeln, weil sie in diese Region gereist sind. Damit gibt man ihnen eine Mitschuld. Das stimmt einfach nicht. Auch ich würde ihre Reiseroute machen.» Dass das Paar in Pakistan verschleppt und an die Taliban übergeben wurde, habe lediglich damit zu tun gehabt, dass es zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei.

Michael Steiners neuer Streifen soll denn auch den Ruf der ehemaligen Geiseln rehabili­tieren: «Alle, die mitmachten, wollen das», betont Sven Schelker. Die Themen seiner Filme reissen ihn mit. Schon beim Dreh von «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» 2019 hat ihn das Ausmass der Abholzung im indonesischen Urwald schockiert und sein Umweltbewusstsein geschärft: «Es bräuchte fette Ignoranz, wenn man nach so einem Projekt zurückkommt und einfach weitermacht wie bisher», meinte er damals. Auch sein Kolonialfilm bewegte ihn – nicht nur wegen des Grauens: «Ich stand eines Tages in einem der Nationalparks von Namibia. Eine solche Natur mit fast ausgestorbenen Tieren habe ich noch nie gesehen. Mir liefen die Tränen runter beim Anblick der unfassbaren Schönheit, aber auch beim Gedanken, dass es das in zehn Jahren so wohl nicht mehr gibt.»

Trotz der Sorge um die Umweltzerstörung – in seinem persön­lichen Universum ist Schelker glücklich. Zu einem Bild mit Masafret auf Instagram schreibt er: «So kann es erst mal bleiben.»