Sebastian Ramspeck
Glücklich, wieder zu Hause zu sein
Sechs Jahre Brüssel sind genug! Der EU-Korrespondent ist froh, zurück in heimatlichen Gefilden zu sein. Die internationale Politik wird aber auch im neuen Job als «#SRFglobal»- Moderator die Hauptrolle spielen.
Um für SRF aus der EU-Hauptstadt zu berichten, verliess er 2014 seine Heimat Richtung Brüssel. Nun ist die für Ausland-Korrespondenten normal auf sechs Jahre beschränkte Zeit zu Ende. Und auch private Gründe zogen Sebastian Ramspeck (45) zurück nach Zürich. Es fühle sich gut an, wieder hier zu sein: «Es ist schön, einen Ort zu haben, an dem all die Freunde und Kollegen von früher noch da sind, wo man sich auskennt, sich zu Hause fühlt», sagt er zur GlücksPost.
Heimweh hatte er während seiner Zeit als Brüssel-Korrespondent aber nicht, im Gegenteil. «Ich bin keiner, der Dinge vermisst. Schon als Kind zog es mich eher in die Ferne, und laut meiner Mutter hatte ich nie Heimweh, ob ich nun bei der Gotte übernachten oder in ein Klassenlager durfte.» Irgendwann, glaubt er, wird er wieder seine Sachen packen und aufbrechen. Seine Leidenschaft fürs Reisen führte ihn durch die ganze EU. Ziel ist, alle 27 Staaten zu besuchen, nur drei fehlen noch.
Doch nun geniesst er erst einmal sein Zürich. Das zeigt uns der neue Moderator von «#SRFglobal» (siehe Box) mit Begeisterung. Treffpunkt für die Tour ist das Bellevue: Für den im Seefeld aufgewachsenen Ramspeck ist der Platz am oberen See-Ende das eigentliche Zentrum seines Heimatorts: «Hier kommt alles zusammen, was schön ist an dieser Stadt: der malerische Blick auf die Alpen, das geschäftige Tun mit den vielen Läden, die Kulturinstitutionen Opern- und Schauspielhaus, die ich gerne besuche.» Wenn er mit jemandem verabredet sei, treffe er sich in der Regel hier. «Das erste Date mit meiner Freundin fand übrigens auch am Bellevue statt – vor drei Jahren.»
Ein paar Schritte weiter erstreckt sich die Flaniermeile entlang des Sees. Mütter planschen mit ihren Kleinkindern und erinnern Ramspeck an seine eigene Kindheit: «Genauso hat das bei mir auch ausgesehen. Hier am Wasser habe ich gespielt, Enten gefüttert und vor allem gehen gelernt.» Heute nutzt er den Weg am Wasser, um Gespräche zu führen. «Ich finde, es diskutiert sich besser im Gehen.» Das Seefeld, in dem er mit seiner Familie wohnte, hatte damals keinen guten Ruf. Drogendealer und ihre süchtigen Kunden, Prostituierte und ihre Freier hatten das heruntergekommene Quartier fest im Griff. Noch keine Spur vom edlen Glanz, der heute so begehrten Wohngegend. Nun kauft man hier statt Drogen in teuren Einrichtungsgeschäften ein, in schicken Kleider-Boutiquen – oder in einem der besten Käsegeschäfte der Stadt. Ramspeck probiert einen Taleggio – sein Lieblingskäse. «Toll, dass es so was noch gibt», meint er strahlend. Vorbei am Bahnhof Stadelhofen erreichen wir die Kantonsschule Hohe Promenade. Hier besuchte Ramspeck das Langzeit-Gymi mit Latein. Er studierte Internationale Beziehungen in Genf, arbeitete nach dem Studium für die Schweizer Bundesverwaltung in den Bereichen Aussenwirtschaft und Sicherheitspolitik. Seit er sich erinnern kann, interessierte sich Ramspeck für Politik. Als Neunjähriger bastelte der Sohn einer Grafikerin und eines Grafikers seine eigene Zeitung. Gefüllt mit vorwiegend politischen Themen. Das Gleiche tat er am Gymnasium. Seine Schülerzeitung wurde gleich an mehreren Zürcher Kantonsschulen verkauft. Weil sein Interesse nicht nur der Politik, sondern auch dem Journalismus galt, bewarb sich Ramspeck nach Jahren im Dienst der Bundesverwaltung an der renommierten Henri-Nannen-Schule in Hamburg – und wurde zu seiner eigenen Überraschung aufgenommen. «Ich war der Einzige der Klasse, der noch keine Presse-Erfahrung vorweisen konnte.»
Mit dem zweiten Abschluss in der Tasche passten alle Puzzleteile zusammen: Jetzt konnte er seine Interessen verbinden, wurde Journalist mit Fokus Politik und Ausland. Zuerst bei deutschen und Schweizer Zeitungen, danach als Redaktor bei «10vor10», bevor er die Traumstelle in Brüssel antreten durfte. «Es war ein Superjob, aber halt weit weg vom Geschehen in der Zentralredaktion Zürich.» Wenigstens war er nicht allein: «Es gibt dort ein Büro, das man sich mit Korrespondenten aus der Romandie und dem Tessin teilt.» Auch die Journalisten anderer Länder haben ihre Arbeitsplätze am gleichen Ort. «1000 bis 2000 Journalisten zusammen – das ist wie eine grosse Familie. Mit der Zeit kennst du jeden.»
Es sei auch unkompliziert gewesen, hochkarätige EU-Politiker zu treffen. «Man lernt wichtige Leute kennen und kann sich ein tolles Netzwerk aufbauen.» Das hilft ihm nun bei seinem neuen Job. «#SRFglobal» ist nur ein Teil seines Engagements. Der andere ist die neu geschaffene Stelle des Internationalen Korrespondenten, mit dem SRF weltweiten Ereignissen und deren Einschätzung mehr Gewicht verleihen will – eben unter anderem in Sendungen wie «#SRFglobal». So soll Sebastian Ramspeck ein neues Aushängeschild des Schweizer Fernsehens werden.
Blick auf Globales
Jeden Monat greift Sebastian Ramspeck zusammen mit SRF-Korrespondenten ein internationales Thema auf, ordnet die Ereignisse ein. Nächstes «#SRFglobal»: 2.7., 22.25 Uhr, SRF 1. Thema: Unruheherd Naher Osten.