Glück und Freiheit in der Bergwelt

Klettern im Sommer, Skifahren im Winter: Die Klimawissenschaftlerin liebt Ausflüge in die Höhe – und ihren Job bei «Meteo», auch wenn der anfangs mit grosser Aufregung verbunden war.

Ab auf den Gurten! Ein herrlicher Blick über die Stadt offenbart sich vom Berner Hausberg aus. Ein Panorama, das auch Nicole Glaus (30) begeistert – immer wieder aufs Neue. «Ich jogge gerne hier hoch», erzählt sie. «Wobei es sich zeitlich manchmal etwas schwierig gestaltet.» Die Zugerin lebt seit zehn Jahren in Bern und verdient in Zürich ihre Brötchen.

Den langen Arbeitsweg nimmt sie gerne auf sich: Seit September letzten Jahres arbeitet sie bei «Meteo» – ein Traumjob für sie. «Er ermöglicht mir, verschiedene Interessen zu kombinieren.» Lange sah Nicole Glaus ihre Zukunft als Journalistin. Als Grundlage für diesen Beruf machte sie in Bern den Bachelor in Geographie, zudem moderierte sie beim Radio, schrieb für «20 Minuten» und arbeitete als Produktionsassistentin bei «10 vor 10». Parallel dazu begann sie mit dem Master in Klimawissenschaften und spürte, dass sie das Erlernte auch praktisch anwenden will, nicht «nur» darüber berichten. «Die Arbeit bei ‹Meteo› verbindet die Bereiche Naturwissenschaft und Medien ideal.»

Sie liebe die Abwechslung: Prognosen erstellen, Grafiken zeichnen, Online-Berichte verfassen, dazu die Moderationen. Diese liessen ihr Herz anfangs ganz schön rasen. «Vor den ersten Einsätzen Ende 2018 war die Nervosität riesengross», gibt sie zu. Zu Beginn sei der Gedanke ans Dach schon bei Schichtbeginn durch den Hinterkopf gegeistert, doch das habe sich etwas gelegt. Jetzt komme erst kurz vor dem Auftritt eine gewisse Aufregung. Wichtig sei, stets konzentriert zu bleiben, zumal es bei «Meteo» keinen Teleprompter gibt, sie frei spricht.

Und immerhin sitzen täglich rund 600 000 Zuschauer vor dem Bildschirm! «Ui, das überlege ich mir gar nicht», sagt sie und lacht. «Wenn ich mir jedesmal vorstellen würde, dass das x-Fache eines gefüllten Letzigrund-Stadions zuschaut, wäre es vorbei mit der Lockerheit. Wobei der Anspruch an mich ja immer derselbe ist, egal für wie viele Leute ich moderiere.»

Und ihr Anspruch an sich ist hoch. «Ich bin vermutlich meine strengste Kritikerin. Natürlich möchte ich am liebsten jeden Abend eine perfekte Sendung abliefern. Aber ich habe mittlerweile gelernt, das ein bisschen abzulegen. Es ist ja praktisch unmöglich, dass jede Sendung exakt so herauskommt, wie man sich das vorgestellt hat.»

Die Reaktionen der Zuschauer auf «die Neue» seien – glücklicherweise – meist positiv gewesen. Wobei es natürlich auch andere Stimmen gebe. «Das gehört dazu: Ich kann und muss nicht jedem gefallen. Das ist Geschmackssache. Das Schöne ist ja, dass ‹Meteo› von verschiedenen Leuten präsentiert wird, da ist für jeden etwas dabei», sagt sie und zeigt ihr strahlendes Lachen. Sie scheint ein positiver Mensch zu sein. Wie würde sie sich beschreiben? Sie überlegt. «Offen, sportlich, neugierig. Und ja, ich lache schon viel.» Und macht der Sonnenschein auch mal ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter? «Vielleicht im Winter, wenn kein Schnee liegt! Ich bin eine leidenschaftliche Wintersportlerin.»

Schon von Kindsbeinen an begleitet sie diese Passion. Sie hat sie von ihren Eltern «geerbt», mit denen sie in Cham ZG aufgewachsen ist. Regelmässig ging es ins Berner Oberland, der Heimat ihres Vaters, um über die Pisten zu kurven. In Grindelwald war sie während ihres Studiums als Skilehrerin im Einsatz. Sie unternimmt zudem Skitouren und fährt Telemark, liebt das Gefühl von Freiheit dabei. Dann ist der Winter wohl ihre Lieblingsjahreszeit? «Ganz klar. Aber ich mag auch den Wechsel – da kann ich mich dann wieder auf den Winter freuen! Wobei in der Stadt der Sommer schon attraktiver ist», räumt Nicole ein, die in Bern mit ihrem Freund zusammenlebt. «Aber Schnee ist einfach mein Element. Und ich liebe die Berge.»

Das gilt zu jeder Jahreszeit. Wenn es mit dem Skifahren vorbei ist, geht sie wandern oder bergsteigen, eine weitere grosse Leidenschaft von ihr. «Ich mag es einfach, draussen in der Natur zu sein, mich zu bewegen, liebe Sport allgemein, fahre zum Beispiel auch Rennvelo. Aber keine Sorge, ich kann auch einfach mal gemütlich in der Sonne sitzen und ein Buch lesen. Doch, manchmal geniesse ich die Ruhe.»