Gilbert Gress: Der «Scheitel der Nation» tritt ab

«Fakt ist: Die Zuschauer lieben mich!» Der Kult-Fussballexperte spricht im Interview über seine Absetzung beim SRF und die schwere Krankheit seiner geliebten Frau.
  
GlücksPost: Herr Gress, Ihre Frau leidet an einer Schilddrüsen-Erkrankung. Wie geht es ihr?
Gilbert Gress:
 Es ist ein Auf und Ab. An manchen Tagen sprüht sie vor Energie. An anderen Tagen bleibt sie die meiste Zeit im Bett. Sie leidet sehr und hat grosse Schmerzen. Die Medikamente, die sie einnehmen muss, haben starke Neben­wirkungen. Das Schlimme ist, dass man nichts dagegen tun kann. Schon ihre Mutter litt an derselben Krankheit.
 
Sie sind seit Ihrer Jugend zusammen.
Ich lernte Béatrice im Sommer 1960 in einem Schwimmbad in Kehl kennen – unweit von Strasbourg. Sie war erst 15 Jahre alt, ich 18. Daher interessierte ich mich erst für ihre Freundin. Sie war in meinem Alter (lacht). Doch wie das Leben manchmal spielt …
  
Ja?
Ich verabredete mich mit den beiden für den nächsten Tag. Doch meine Frau kam alleine, da ihre Kollegin arbeiten musste (lacht). Seit jenem Tag sind wir ein Paar. Vier Jahre später haben wir geheiratet – dafür brauchte ich allerdings erst die schriftliche Einwilligung ihres Vaters, denn zu jener Zeit durfte man in Frankreich erst mit 21 Jahren heiraten.
 
Und im Juni feiern Sie Goldene Hochzeit, ausgerechnet während der WM.
Ich habe während der Fussball-Weltmeisterschaft meine letzten Auftritte als Fussballexperte beim Fernsehen. Das heisst, meine Frau muss auf mich verzichten. Aber wir holen alles nach!
 
Plagt Sie das schlechte Gewissen?
Mir ist bewusst, welche Opfer meine Frau über all die Jahre für mich erbracht hat. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Fussballtrainer ist ein egoistischer Beruf. Gleichzeitig ist es meine Leidenschaft. Es war bestimmt nicht immer leicht für sie. Besonders wegen 
Cathy und Frank.
 
Ihre Kinder sind heute 49 und 43. 
Sie sind bei Ihren Schwiegereltern 
aufgewachsen.
Wir hatten keine andere Wahl und glaubten, dass es das Beste für sie ist, wenn sie nicht alle Monate die Schule und ihren Freundeskreis wechseln müssen. 1980 etwa hatte ich innerhalb von sieben Monaten drei verschiedene Jobs, in drei Ländern. Den Kindern gefiel es bei den Schwiegereltern. Meine Frau hat allerdings gelitten – auch wenn sie oft nach Strasbourg zurückreiste und wir auch unsere Ferien mit den Kleinen verbracht haben.
 
Hat Sie Ihnen nie Vorwürfe gemacht?
Nein, auch meine Kinder waren glücklich. Meine Tochter sagte mir einst, als sie längst erwachsen war, dass sie und ihr Bruder sich über unsere Besuche gefreut haben, aber nicht unglücklich waren, wenn wir wieder gegangen sind.
  
Den gesamten Text lesen Sie in der Ausgabe 23 vom 5. Juni 2014