Georg Schlunegger
«I bi e Bueb us de Bärge, hie obe bini dehei»
Weil seine Familie wächst und sie sein Wichtigstes ist, tritt der «Heimweh»-Produzent kürzer. Er selbst verlebte eine tolle Kindheit in Grindelwald, der Wiege seines Erfolges.
Der Schnee ist geschmolzen, es blühen die ersten wilden Krokusse auf der Alpwiese. Ruhig steht Georg Schlunegger (36) vor der Alphütte und lässt den Blick über die imposante Bergkulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau schweifen. Nur das Plätschern des Brunnens durchbricht die Stille. Wann immer der erfolgreiche Musikproduzent bei seinen Eltern in Grindelwald weilt, macht er auch einen Abstecher hinauf zum Vorsass auf rund 1400 Meter über Meer. Der Stall ist verpachtet, den einfachen, aber gemütlichen Wohnteil nutzt die Familie gerne als Rückzugsort. Hier könne er abschalten und auftanken. «Ich habe als Bub während Stunden rund um den alten Ahornbaum gespielt», erinnert er sich. Jetzt hüpfe hier seine Tochter herum, meint er weiter.
Der Ort wirkt irgendwie magisch. Man spürt, dass Georg Schlunegger das lebt, was er für seinen Männerchor «Heimweh» in Worte und Musik fasst: «I bi e Bueb us de Bärge, hie obe da bini dehei. Am schönschte Ort uf dere Ärde, zwüsche Blueme und felsige Schtei.» Der Berner Oberländer lebt zwar seit Jahren in Zürich, ist aber in seiner alten Heimat nach wie vor tief verwurzelt. «Ich bin sehr behütet aufgewachsen und habe eine wunderschöne Kindheit gehabt. Dafür bin ich meinen Eltern dankbar.» Das einzige negative, prägende Ereignis sei der Tod seines Bruders gewesen. Diese Erfahrung habe seine Musik stark beeinflusst, und er habe gelernt, dass der Tod zum Leben gehöre. Mehr möchte er dazu nicht sagen.
Bewusst habe er deshalb auch ein Lied wie «Rosmarie» geschrieben, das von einer lebenslangen Liebe erzählt, vom Kennenlernen bis hin zum Abschied, erklärt Georg Schlunegger. Wegen der Authentizität des Titels sei er wohl auch zum Hit geworden, freut er sich. Der Macher von «Heimweh» ist überwältigt vom grossen Erfolg seines Chors. Dennoch hat er sich entschieden, vom Rampenlicht wieder in den Hintergrund zu treten. Er werde im Sommer zum zweiten Mal Vater. «Wir bekommen ein absolutes Wunschkind. Olivia und ich freuen uns riesig.» Er wolle unbedingt mehr Zeit für die Familie haben. Sie sei das Zentrum seines Lebens, erklärt er.
Selbstverständlich ist Georg Schlunegger für seinen Chor aber weiterhin musikalisch verantwortlich. «Im Kinderzimmer meiner Tochter läuft die ‹Heimweh›-CD nonstop», sagt er und lacht. «Wenn ich nicht immer die gleichen Lieder hören will, muss ich bald neue Melodien schreiben!»