Maja Stolle
Frech und voller Lebenslust
Vom Sennentuntschi zum SBB-Grosi: Die Schauspielerin sorgt immer wieder für Aufsehen. Und auch mit 75 nimmt sie kein Blatt vor den Mund – in ihren Rollen wie privat.
Schalk blitzt aus ihren Augen. Sie sitzt im Aussenbereich des Theatercafés am Hechtplatz in Zürich, raucht entspannt eine Zigarette. Maja Stolle wird in einer Woche 75 Jahre alt, hat sich ihre Jugendlichkeit wunderbar bewahrt. Sie redet direkt und witzig, kennt keine Tabus. Diebisch freute sie sich, als in einer Vorstellung des Stücks «Ladies Night» im Hechtplatz Theater der ganze Saal still blieb, weil sie auf der Bühne ein derbes Wort brauchte. «Meine Figur spricht ziemlich ordinär. In der Regel lacht das Publikum aber.»
Beim Fotoshooting zeigt die Zürcherin, dass sie nicht nur geistig fit ist: Sie liegt auf dem Bühnenboden, streckt die Beine in alle Richtungen. Immerhin war sie in ihrer Jugend Ballettschülerin. «Für eine Karriere reichte es leider nicht, da ich zu klein bin», sagt die 1,55 Meter grosse Schauspielerin. Ein Unfall verhinderte ihren zweiten Berufswunsch, zum Zirkus zu gehen. So kam Maja Stolle zum Theater. «Meine Eltern haben mich immer unterstützt», erzählt sie. Da sie nie verheiratet war und keine Kinder hat, war sie immer frei, ihrem Herzen und guten Angeboten zu folgen.
Nach einem Schauspielstudium in Zürich spielte sie an Theatern, u. a. in Deutschland und der Schweiz, wurde selbst Dozentin in Zürich und München. «Als ich ins Pensionsalter kam, änderte an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule der ganze Betrieb. Deshalb kam ich 2007 zurück in die Schweiz.» Während der zehn Jahre in München war Maja Stolle allerdings konstant in Schweizer Produktionen zu sehen wie etwa der SRF-Sitcom «Mannezimmer».
Legendär ist ihr Auftritt als «Sennentuntschi» im gleichnamigen Dialektschauspiel. Sie verkörperte eine erotische Puppe, an der sich drei Sennen verlustieren und sorgte damit 1981 für einen Fernsehskandal.
Maja Stolle wohnt im Zürcher Kreis 5. «Es hat so viel Leben, so viele verschiedene Kulturen. Das passt mir.» Langweilig wird ihr nie. Sie steht regelmässig auf der Bühne. Und die meisten Leute kennen sie als SBB-Grosi, das momentan wieder von allen Plakatwänden für die App der Bundesbahnen wirbt. Seit eineinhalb Jahren verkörpert sie die Figur. Auch hier drückt ihr Schalk durch: «Bei einem geplanten Werbespot sollten Kunden das Gesparte beim Kauf eines Sparbilletts in ein Schnäpsli investieren.» Die SBB machten dann aber aus dem Schnäpsli einen Kaffee. «Schade. Die Schweizer sind alle so brav. Man sollte den Mut haben, frecher zu sein.»
Ihr Abschiedssatz an die GlücksPost: «Nehmt dann ein Bild von mir mit Zigarette ins Heft, gell!» Ihre Augen funkeln.