«Frauen ab 40 leben spannende Leben»

Früher Moderatorin einer Jugendsendung, heute Diplomatin in einer Sitcom: Die Berner Schauspielerin verblüfft die SRF-Zuschauer stets mit neuen Facetten.

Von Aurelia Robles

Als Showmasterin von «1 gegen 100»  verabschiedete sich Susanne Kunz (47) vor sechs Jahren von den ­Zuschauern des Schweizer Fernsehens. Nun kehrt die langjährige Moderatorin als Schauspielerin auf den heimischen Bildschirm zurück. In der neuen Sitcom «­Unsere kleine Botschaft» (ab 31. Oktober, 21 Uhr, SRF 1) hat sie die Rolle von ­Botschafterin Bea Leutenegger inne – und somit ihre erste TV-Hauptrolle. «Es ist eine Freude, in dieser Form zurückzukehren», sagt Kunz. «Als Kind habe ich Sitcoms wie ‹Fascht e Familie› regelrecht aufgesogen. Denn sie geben wunderbar Einblick ins Chaos familienähnlicher Mikrokosmen. Wir dürfen ihnen beim Scheitern zusehen. Man leidet und freut sich mit ihnen. Man identifiziert sich mit ihnen. Das ist cool.»

Ihre Figur Bea ist eine Karrierefrau, die jedoch nicht ganz zufrieden ist mit ­ihrer Stelle als Diplomatin in einem lateinamerikanischen Land. «Bea ist erpicht darauf, ihrer Karriere neuen Schwung zu ver­leihen», erklärt Kunz. «Sie ist nicht die ­beste Chefin, lässt es auch ein ­wenig schleifen und muss im Nachhinein ständig Chaos aufräumen. Zudem leidet sie an einem gebrochenen Herzen.»

Susanne Kunz gesteht, dass sie sich in ­einigen Bereichen wiedererkennt. «Chaos aufräumen ist mir nicht fremd, da ich zwei Kinder habe und ich selber auch nicht ­immer nur gut organisiert bin. Chaos ­gehört einfach auch zum Leben und macht es spannend», erzählt sie. «Aber für meine Karriere mache ich nicht wie Bea auch gerne mal ein krummes Ding, und ein gebrochenes Herz habe ich zum Glück auch nicht.»

Mit dem Verlauf ihrer Karriere ist Kunz mehr als zufrieden. «Als ich mich vom TV verabschiedet habe, sagte man mir, dass es wohl keine Rollen für mich ­geben werde.» Doch diese pessimistischen Prognosen traten in ihrem Fall nicht ein. «Heute darf man auch am Bildschirm älter werden, ungeschminkter, faltiger. Frauen ab 40 leben spannende Leben. Diese Geschichten dürfen den Weg auf den Screen mehr und mehr finden!» Neben ihr wirkt mit ­Kabarettistin ­Birgit Stein­egger (76) auch eine ­Altmeisterin des ­Humors mit. «Es ist eine grosse ­Bereicherung und Ehre, Birgit Steinegger mit ­ihrer immensen Erfahrung und als Frau ­ihrer Genera­tion mit dabei zu haben. Auch wenn wir leider ­keine gemein­same Szene ­haben», so Kunz.

Ihre Karriere beim SRF hat Susanne Kunz jugendlich ­gestartet. 19-jährig ­moderierte sie das Jugend­magazin «Oops!». Es folgte die Quizshow «Eiger, Mönch & Kunz», bevor sie sich erstmals vom Fern­sehen verabschiedete, um ihre Schauspielausbildung in Berlin und Paris zu be­ginnen. Mehrere Jahre lebte sie mit ihrer Familie in Frankreich. 2008 kommt sie als Gesicht von «1 gegen 100» wieder zum Schweizer Fernsehen, tourt aber auch mit ihren eigenen Bühnenprogrammen und spielt in verschiedenen komödiantischen Theaterproduk­tionen («Oh läck du mir!») mit.

Nun flimmert Susanne Kunz als ­Botschafterin in die Schweizer ­Stuben. Privat stellt sie Direktheit über ­Diplomatie. «Ich finde, wir dürfen ehrlicher sein und unsere Wahrheit aussprechen, ohne Angst zu haben, dass man danach weniger geliebt wird», sagt sie und fügt an: «Wahrheit gibt Klarheit, und das räumt ein wenig das ­Chaos auf.» Ob sie diese Haltung mit ihrer ­ersten Hauptrolle gemeinsam hat, kann das TV-­Publikum bald selbst beurteilen.