Familiendrama bei ChueLee-Sänger

Auf der Bühne sorgt er für gute Laune, doch dem Musiker selbst ist das Lachen vergangen. Er leidet unter einem schlimmen Streit mit seinem Bruder und hat Angst um seine betagte Mutter.

Behutsam hält Christian Duss (51) Zwergpinscher Pincho im Arm und streichelt ihn liebevoll. Der tierliebende Musiker holte den dreijährigen reinrassigen Hund vor wenigen Tagen vom Entlebuch zu sich ins Berner Oberland. Der Vierbeiner, der eigentlich seiner betagten Mutter gehört, ist aktuell Hauptdarsteller in einem Familiendrama. Diesem liegt eine jahrelange Fehde zwischen Christian Duss und seinem Bruder Leo (57) zugrunde. Der ChueLee-Sänger hat schlaflose Nächte und kann das, was da gerade passiert ist, kaum glauben. Es sei eine unfassbar traurige Geschichte, stellt er gegenüber der GlücksPost fest.

Seit November 2011 lebt Christian Duss am Thunersee. Der naturverbundene Luzerner konnte mit seiner Freundin Pia ein Bauernhaus mit viel Umschwung kaufen. Dort züchtet er heute mit Erfolg Braunköpfige Fleischschafe. Für ihn war es nie ein Thema, den elterlichen Bauernhof in Doppleschwand LU zu übernehmen. Schon früh stand fest, dass Leo Duss in die Fussstapfen seines Vaters treten würde. «Um ihm seine Existenz als Landwirt zu sichern, verzichteten meine sieben Geschwister und ich zu seinen Gunsten auf alles. Die Eltern erhielten ein lebenslanges Wohnrecht im Erdgeschoss des Bauernhauses, wir waren auf dem Hof bloss noch geduldet», erzählt Christian. Er habe sehr viel für Leo gemacht, auch finanziell. «Er aber hat mich hintergangen, es ist Neid und Missgunst im Spiel.» Es sei so viel passiert, dass er alles in einem ausführlichen Brief festgehalten und ihm diesen per Einschreiben zugeschickt habe. «Eine Kopie ging an alle meine Geschwister und an meinen Anwalt», betont Christian. Daraufhin habe Leo das Müeti erpresst und ihr gedroht, dass er sich was antun würde, wenn sie mich nicht dazu bringe, den Brief zurückzuziehen. Ihr zuliebe sei er darauf eingegangen, sagt er weiter. Kurz nach diesem Streit sei dann auch der Ätti gestorben. Für die Mutter sei die Situation danach noch schwieriger geworden.

Grossen Halt habe ihr Hündin Zora gegeben, die er ihr vor zwölf Jahren gekauft habe. «Zora war immer an ihrer Seite. Leider starb sie letzten Herbst plötzlich, und für meine Mutter ist eine Welt
zusammengebrochen», sagt Christian. Er habe mit seiner Schwester Vreni vereinbart, Müeti zu Weihnachten einen neuen Hund zu schenken. «Als wir ihr kurz vor den Feiertagen Pincho brachten, weinte sie vor Freude und war so glücklich», erzählt er berührt.

Ende Dezember habe Pincho in der Küche anscheinend nach Leos Hosenbein geschnappt. Jähzornig habe dieser daraufhin geschrien, dass er den Hund töte, falls das nochmals passiere, erzählte ihm seine Mutter geschockt. 

Die Situation beim Müeti daheim habe sich zum Glück dann wieder beruhigt, sagt Christian. «Meine Mutter wurde am 7. Februar 85 Jahre alt. Zwei Tage später feierte sie ihren Geburtstag im Kreise der ganzen Familie, alles war gut», sagt er. Doch kurz danach sei die Situation erneut eskaliert. «Weinend sagte mir Müeti am Telefon, dass sich die Familie von Leo von ihrem kleinen Pincho bedroht fühle.» Deshalb habe er erneut gedroht, den Hund umzubringen. «Wie kann ein Sohn so was zu seiner Mutter sagen! Ich versprach, mich sofort ins Auto zu setzen und zu ihr zu fahren.»

Christian Duss hält einen Moment inne, schluckt leer. «Ich entdeckte mein Müeti dann nachts um 21.30 Uhr am Rande der unbeleuchteten Strasse in Doppleschwand. Sie stand da mit Hund, Körbli, Deckeli und Futter. Ganz alleine. Dieser Anblick hat mir fast das Herz gebrochen», gesteht der Musiker und kann die Tränen kaum unterdrücken. Sie habe verzweifelt geweint. «Ich musste ihr versprechen, dass ich mich beruhige und nicht zu meinem Bruder auf den Hof fahre.» Sie meinte, dass Leo das, was er bezweckt habe, ja jetzt erreicht habe: Der Hund sei weg.

«Sie verlor das Liebste, nur weil Pincho ein Geschenk von mir war», sagt Christian Duss. Er liebe sein Müeti über alles, und er wünsche sich, dass die Zeit, die ihr noch bleibe, für sie schön sei. «Dem Frieden zuliebe halte ich mich an ihren Wunsch und meide den Hof von Leo, auch wenn das bedeutet, dass ich sie nicht mehr daheim besuchen darf», stellt er bedrückt fest. «Es macht mich sehr, sehr traurig.»