Ex-Kaiserin Farah Diba – Zerbricht sie an dieser Tragödie?

So viel Schmerz für eine Mutter! Zehn Jahre nach dem Suizid ihrer Tochter Leila brachte sich jetzt auch ihr Sohn Ali Reza um. Ein weiteres Drama im Leben der Schah-Witwe: Es scheint, als ob ein Fluch über der Dynastie liegen würde! 
 
Seine Stimme bricht, er blickt nach unten, kann seine Tränen nur mit Mühe zurückhalten. Persiens früherer Kronprinz Reza Pahlavi (50) hält einen Moment inne, als er in Boston (USA) über seinen am 4. Januar verstorbenen Bruder spricht. «Wir trauern um unseren geliebten Ali Reza, der dem Schmerz und der Last seiner Krankheit erlegen ist.» Mit 44 Jahren hat sich Prinz Ali Reza das Leben genommen. In seiner Bostoner Stadtwohnung wurde seine Leiche mit einer Schusswunde im Kopf aufgefunden: Er hatte sich erschossen. Zehn Jahre nach seiner Schwester, Prinzessin Leila († 31), die an einer Überdosis Tabletten starb. Und so muss die Mutter, Persiens Ex-Kaiserin Farah Diba (72) und Witwe von Schah Reza Pahlavi, bereits ihr zweites Kind zu Grabe tragen, das sich selbst umgebracht hat.
 
Sein Bruder habe an starken Depressionen gelitten, erklärte Reza weiter, und sei über Jahre hinweg durch emotionale Hochs und Tiefs gegangen. «Das Verlassen seiner Heimat mit zwölf Jahren, das Exil, die Krankheit und der Tod seines Vaters – das alles hat ihm sehr zu schaffen gemacht.» Besonders schlimm war der Suizid seiner Schwester Leila, die ebenfalls depressiv war und mit ihrem Schicksal ähnlich wie ihr Bruder nicht zurecht kam. «Sie standen sich sehr, sehr nah. Was mit ihr geschehen ist, hat ihn nie losgelassen.»
 
Gab es nie Anzeichen, er könnte sich etwas antun? «Ehrlich gesagt, ist man sich bewusst, dass Menschen, die an dieser Krankheit leiden, einmal so enden könnten wie jetzt mein Bruder. Die Möglichkeit schliesst man nie aus, aber es ist nicht so, dass wir es erwartet hätten.» Ali Reza habe das Leben geschätzt, betont der älteste Schah-Sohn. «Er mochte es zu reisen und zu tauchen, war als einfacher, humorvoller Mensch geliebt. Aber was in einem drin geschieht, was in den Gedanken abläuft, ist von aussen kaum zu erkennen. Und für diejenigen, die das Problem nicht haben, nur schwer nachzuvollziehen.»Gleich zwei Geschwister so zu verlieren, ist für Reza ein schwerer Schicksalsschlag. «Es ist traurig, dass sie diesen Weg gewählt haben, an dessen Ende der Tod stand.»
 
Wie es seiner Mutter geht, darüber schweigt er. «Für mich ging eine Welt unter», sagte Farah Diba nach Leilas Tod. Was sie jetzt wohl durchmachen muss? Diese weitere Tragödie wird sie zutiefst erschüttert und ihr so stark zugesetzt haben, dass sie nicht in der Lage war, mit ihrem Sohn vor die Öffentlichkeit zu treten. Die Ex-Kaiserin war an ihrem Hauptwohnsitz in Paris, als sie informiert wurde, ist daraufhin in die USA nach Washington gereist, wo ihr ältester Sohn mit seiner Frau und den drei Töchtern lebt. Dort wird in diesen Tagen eine Gedenkmesse stattfinden. Gemäss seinem letzten Willen wird Ali Rezas Leichnam kremiert und seine Asche im Kaspischen Meer verstreut, das an seine frühere Heimat Iran grenzt.
 
Er habe einen Brief hinterlassen, sagte Reza, verschweigt aber dessen Inhalt. Vielleicht stehen da tröstende Worte drin für die Geschwister, für die Mutter. Besonders für Farah Diba wiederholt sich die schreckliche Zeit, die sie nach dem Tod ihrer Tochter Leila durchgemacht hatte. «Den Verlust eines Kindes kann man nicht überwinden», betonte sie in Interviews oft. «Das wird immer eine offene Wunde im Herzen einer Mutter bleiben. Leilas Tod stürzte mich in grenzenlose Verzweiflung, ein solches Gefühl verarbeitet man nie.»
 
Jetzt kommt ein zweiter Verlust hinzu – und die Sorge ist gross, dass sie daran zerbrechen könnte und ihren Lebensmut verliert. Was sie bisher erdulden musste, wirkt so, als ob ein Fluch über ihrer Familie liegen würde. Es ist kein Geheimnis, dass es durch die Herrschaft des Schahs von Persien viele Opfer gab. Mit diktatorischer Gewalt unterdrückte er jegliche Opposition, was schliesslich 1979 zu seinem Sturz und zur Islamischen Revolution führte. Farah Diba verlor erst ihr Reich und ihre Heimat, 1980 dann starb der Schah im Exil in Ägypten an Krebs. Ihr Neffe, Prinz Shahriyar, fiel kurz davor einem Attentat zum Opfer. Und jetzt weint sie bereits um ihr zweites Kind, das sie verloren hat. Ob sie an Schicksal glaube, wurde sie in einem Interview zu ihrem 65. Geburtstag gefragt. «Als ich mit dem Schah verheiratet war, sagte mir eine alte Frau in Teheran auf dem Marktplatz, dass dunkle Wolken über mein Leben ziehen werden. Ich war jung und habe natürlich gelacht. Mit zunehmendem Alter glaube ich, dass diese Frau recht hatte.»
 
Allen Tränen, allem Schmerz zum Trotz liess sich Farah Diba bisher aber nicht in die Knie zwingen. Nach Leilas Tod meinte sie: «Wegen meiner anderen Kinder und meiner Enkel muss ich weitermachen. Das Leben ist ein ständiger Kampf. Ich versuche, unter allen Umständen zu überleben. Das kostet mich jeden Tag Kraft. Ich werde nicht zulassen, dass mich das Böse zerstört.» Es wird ihr allerschwerster Kampf sein.