Björn Ulvaeus & Benny Andersson
«Es war magisch – und wir schliessen nichts aus!»
Während im Kino im neuen ABBA-Musical «Mamma Mia 2» die altbekannten Ohrwürmer der Gruppe erklingen, lässt das Schweden-Quartett mit neuen Songs die Herzen der Fans höherschlagen. Und schürt Hoffnungen auf mehr!
Die Comeback-Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: «ABBA haben zwei neue Songs aufgenommen!», lautete die Schlagzeile. Und sofort verknüpfte sich damit ein langgehegter Wunsch der Fans: Denn bedeutete dies etwa, dass die schwedische Supergruppe, die sich 1982 aufgelöst hatte, endlich wieder zusammenkommt und auch gemeinsam auftritt?
«Davon war nie die Rede», bremst Benny Andersson (71) die Erwartungen beim Gespräch mit der GlücksPost in Stockholm. «Richtig ist, dass wir im Studio waren und zwei neue Lieder produziert haben, die später in diesem Jahr herauskommen werden. Alles andere ist pure Spekulation.» Sein Kollege Björn Ulvaeus (73) fügt hinzu: «Und es wird zwar eine ABBA-Tournee geben, aber wir werden dabei nicht auf der Bühne sein. Wir nennen sie vorläufig die ‹Avatar›-Tour.». Über Einzelheiten hüllen sich beide aber in Schweigen. «Wir können noch nicht allzu viel verraten. Fest steht nur, dass es ein digitales Projekt sein wird, eine ‹Virtual-Reality›-Show auf dem allerneusten Stand der Technik. Und ich bin sicher, die Fans werden nicht enttäuscht sein. Was wir ihnen bieten, ist 100 Mal besser und aufregender, als wenn vier Senioren um die 70 auf der Bühne stehen.»
Die zwei neuen Songs werden zweifellos das Interesse an der Tournee ankurbeln. Aber wie war es, nach 35 Jahren wieder mit Agnetha Fältskog (68) und Anni-Frid Lyngstad (72) im Studio zu sein? Die beiden Frauen bei ABBA waren ja mehr als nur Sängerinnen, sie waren einst auch die Ehepartner von Benny und Björn. «Es war magisch, ich kann es nicht anders beschreiben», sagt Björn. «Sobald wir im Studio vor dem Mikrofon standen, war alles wieder wie früher. Als ob sechs Monate vergangen wären und nicht 35 Jahre. Agnetha und Frida waren immer gute Sängerinnen, und sie sind es auch heute noch, obwohl ihre Stimmen mit den Jahren ein wenig dunkler geworden sind. Ich schliesse nicht aus, dass wir weitere Songs aufnehmen werden.» Könnte da etwa ein neues Album entstehen? «Wir werden sehen», wiegelt er ab, «es ist noch zu früh, um darüber zu reden.»
Worüber sie allerdings gern reden, ist «Mamma Mia! – Here We Go Again», die Fortsetzung des Welterfolges von 2008, der jetzt in den Kinos startet. «Wir waren zunächst nicht so begeistert von der Idee, aber die Produzenten liessen nicht locker. Und als ein Drehbuch vorlag, das uns beiden gefiel, sagten wir schliesslich: ‹Warum nicht?›», erklärt Benny. «Es ist zehn Jahre her, vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Fortsetzung. Und als feststand, dass alle Schauspieler aus dem Original auch im neuen Film dabei sein würden, gab es kein Zurück mehr. Wir hatten noch genug Lieder, die im ersten Streifen nicht verwendet wurden, und es machte grossen Spass, sie für die Leinwand aufzubereiten.»
Eines dieser Lieder ist «Fernando», das jetzt von Cher gesungen wird. «Es ist der Lieblingssong vieler ABBA-Fans, und wir wurden immer wieder gefragt, warum wir ihn damals weggelassen haben», sagt Björn, der den Text zu diesem romantischen Lied geschrieben hat. «Tatsache war, dass es einfach keinen Platz für ‹Fernando› hatte. Doch als wir hörten, dass Cher in der Fortsetzung mitmacht, wussten wir, dass dies die Gelegenheit war, auf die wir gewartet hatten. Und wie sie das Lied singt, ist einfach unvergesslich – der Höhepunkt des Films.»
Lobende Worte finden Benny und Björn auch für Lily James (29), die junge Engländerin, bekannt aus «Cinderella». In den vielen Rückblicken des Films verkörpert sie Meryl Streeps Figur der Donna in jungen Jahren. «Lily ist ideal dafür. Sie hat den Schwung und die Energie, die Meryl in die Rolle brachte, total drauf. Die Szenen mit ihr haben diesen ansteckenden Enthusiasmus, der einen mitreisst.» Meryl Streep selbst ist diesmal nur kurz am Ende des Films zu sehen.
Vom Erfolg dieses Films und von dem der bevorstehenden Avatar-Tournee wird es abhängen, ob es zu weiterer Zusammenarbeit der vier ABBA-Mitglieder kommen wird. Seit sie in den frühen 80er-Jahren getrennte Wege als Gruppe gingen, hat es aber immer wieder Kontakt zwischen den ehemaligen Ehepartnern gegeben, wenn dieser auch nicht sehr intensiv ist. Die beiden leben eher zurückgezogen – Frida seit Jahren in Zermatt, Agnetha auf einer Insel in der Nähe von Stockholm.
Wie denken eigentlich die Nachkommen über ABBA? «Ich vermeide dieses Thema gewöhnlich bei meinen Enkeln. Aber einer kam neulich zu mir. Er ist noch sehr jung und fragte: ‹Bist du bei ABBA?›», erzählt Björn. «Ich war sehr erstaunt, dass er überhaupt den Namen kannte.» Auf die Frage, ob sie das musikalische Talent an ihre Kinder weitergegeben hätten, antwortet Benny: «Sie sind alle in Musik involviert, aber nicht unbedingt in ABBA. Mein Sohn Ludvig hat seine eigene Band, und meine Enkel Charlie und Felix spielen Gitarre und Schlagzeug. Ich glaube nicht, dass ‹Dancing Queen› oder ‹Waterloo› in ihrem Repertoire ist.»