
Dominique Gisin zieht mit ihrem Freund und der gemeinsamen Tochter bald ins traute Eigenheim.
Dominique Gisin
«Es lohnt sich, zu kämpfen»
Die Ski-Olympiasiegerin wird 40! Wie blüht sie in der Mutterrolle auf? Was hat sie aus ihrer Karriere gelernt? Welches Projekt steht als nächstes am Start?
Von Thomas Wälti
Die Goldmedaille in der Olympia-Abfahrt 2014 in Sotschi (Russland) hat das Leben von Skistar Dominique Gisin nachhaltig verändert. Die Fernsehbilder ihres Telefongesprächs mit der Grossmutter («Omi, do isch d Dominique!») gingen um die Welt. Im Februar 2023 konnte die Obwaldnerin einen weiteren Goldschatz willkommen heissen: Sie brachte ihre Tochter zur Welt. Am 4. Juni jubelt die Engelbergerin schon wieder: Sie feiert ihren 40. Geburtstag im kleinen Familienkreis im Alpendorf am Fuss des Titlis.
Auf die Frage, was die Zahl 40 mit ihr mache, antwortet Gisin schlagfertig: «Ich fühle mich wie 40, weil ich so viele coole Sachen erleben durfte.» Als Teenager habe sie sich nie vorstellen können, wie es sei, wenn man 40 werde. «Ich habe mir Ziele ausgedacht, die ich in meiner Skikarriere erreichen wollte. Das schon. Weiter in die Zukunft blickte ich als Spitzensportlerin jedoch nicht.»
2015 ist Dominique Gisin zurückgetreten. «Das Wertvollste, was mir meine Ski-Karriere beigebracht hat, ist, dass es sich lohnt zu kämpfen und dass man stärker wird, wenn es Herausforderungen gibt. Dafür bin ich dankbar», bilanziert die Schweizer Sportlerin des Jahres 2014. Verletzungsbedingt konnte sie fast drei Jahre lang weder ein Skirennen noch ein Training bestreiten. Insgesamt neun Knieoperationen musste die Stehauffrau über sich ergehen lassen.
Die Prioritäten haben sich mit der Mutter-Rolle nun verschoben. Sie geniesse jede magische Minute mit ihrer wundervollen Tochter, schreibt das Ski-Ass auf der Webseite. «Meine Tochter erdet mich. Durch sie ist mein Lebensrhythmus langsamer geworden. Ich bin nicht mehr so viel unterwegs wie früher. Der Alltag ist weniger durchgetaktet, ich nehme jeden Tag, wie er kommt», erklärt die Schwester der zweimaligen Kombinations-Olympiasiegerin Michelle (31) und des ehemaligen Skirennfahrers Marc (36), der heute als Rennsportleiter der Ski-Manufaktur Stöckli (Ausrüster von Superstar Marco Odermatt) fungiert.
Seit der Geburt ihrer Tochter hat die ehemalige Berufspilotin und Absolventin eines Master-Studiums in Physik an der ETH Zürich ihre vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten reduziert, um mehr Zeit für die Familie und für sich selbst zu haben. Dominique Gisin spielt sehr gerne Golf (Handicap 11), geht ins Kino und liest Bücher. Regelmässig kann man sie auch auf dem Flugplatz Kägiswil bei Sarnen antreffen, wo sie mit einer Cessna oder Piper unterwegs ist, um ihre Fluglizenz aufrechtzuerhalten. Nach wie vor engagiert sie sich als Botschafterin des Schweizerischen Roten Kreuzes sowie der Stiftungen fit4future und Passion Schneesport. Des Weiteren repräsentiert sie das Sorgentelefon 143 «Dargebotene Hand». Das nächste Projekt steht bereits am Start: Nächsten Monat ziehen Dominique Gisin, ihr Freund und das gemeinsame Töchterchen ins neu gebaute Einfamilienhaus in Engelberg.