«Es liegt mir schwer auf der Seele»

Das Leben des Schauspielersist derzeit eine Tragödie: Er wäre fast gestorben, seine Eltern sind tot – und dafür wird ihm indirekt die Schuld gegeben.

Er hat 20 Kilo Gewicht verloren, Narben im Gesicht zeugen von seinem Todeskampf. Doch selbst diese Äusserlich­keiten illustrieren die Hölle, durch die Christian Kahrmann gerade geht, nur ansatzweise.

Drei Wochen lag der 49-jährige «Lindenstrasse»-Star ab März im Koma, nachdem er sich mit Covid-­19 infiziert hatte. Die Narben stammen von den Beatmungsschläuchen. Am 5. April, dem Tag seines Erwachens, starb sein Vater Ralf († 80) an Corona. Seine Mutter Ute († 79) erlag Anfang Juni ihrem Krebsleiden.

Nun hat Kahrmann erstmals etwas ausführlicher über die Tragödie und seinen Zustand gesprochen: Er will so auf die Gefährlichkeit von Corona hinweisen. Körperlich geht es nach einer Reha bergauf: «Ich kann zwar noch nicht joggen. Aber ich bin froh, dass ich nicht mehr auf den Rollator angewiesen bin», erzählt er in einem Zeitungsinterview. Psychisch sei es immer noch schwierig. «Ich habe das Ganze noch nicht richtig verarbeiten können. Es liegt mir schwer auf der Seele.»

Verständlich: Von seinem Papa konnte Kahrmann sich nicht verabschieden, die Beerdigung der Mama plante er mit seiner Schwester von der Reha aus. Und nun kommt ein neuer Schmerz hinzu: Weil er erwähnt hatte, dass er seine Eltern noch besucht hatte und beide ebenfalls krank wurden, wurde ihm eine Art Mitschuld am Tod der beiden gegeben. Die Schlagzeile: «Christian Kahrmann steckte seine Eltern an – jetzt sind beide tot.» Tief be­troffen meldete er sich im ZDF via «Leute heute», stellte klar, dass seine Mutter Corona hatte, aber an Krebs starb. «Fakt ist, dass meine ganze Familie infiziert war. Ich vermisse meine Eltern wirklich sehr. Es ist für uns alle schon hart genug», sagte er mit den Tränen ringend. «Und da von Schuld zu sprechen, das ist … ohne Worte.»

Die dunklen Momente holen ihn immer wieder ein, sie kämen in Wellen, sagt er. Trotzdem bleibt der TV-Star stark. Nicht nur für sich: «Ich muss mich in erster Linie um meine Nächsten kümmern.» Er meint seine beiden Töchter, Madita Chloé (13) und Elsa Julie (10), mit denen er gerade ein paar Tage Ferien am Bodensee verbringt. «Sie geben mir die Kraft, das durchzustehen.»

Tapfer denkt Kahrmann bereits ans Arbeiten, er wolle wieder vor die Kamera. Vielleicht mit, vielleicht ohne Narben im Gesicht: Die könne man per Laser ent­fernen. So oder so: Die Spuren auf seine Seele werden wohl für immer bleiben.